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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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in ihrer Bar. Aber sie hatte nicht die Absicht, etwas zu trinken. Sie wollte sich nur an einen Tisch setzen und beobachten, was so vor sich ging, um daraus vielleicht etwas zu erfahren.
    Die Bar war klein und schmutzig. Sie fragte sich, ob ihr Mann wirklich ein Lokal wie dieses frequentiert habe. Sie wußte immerhin, daß Samuel Stone nicht trank - nämlich wegen seines Magengeschwürs.
    Eine billig und vulgär aussehende Bedienung musterte sie abschätzig und ging dann wieder. Die Witwe sah sich um. Ein halbes Dutzend Gäste war da, sie unterhielten sich und lachten. Hinter der Theke stand ein großer, rauher Geselle von Barkeeper. Die Witwe überlegte, ob er vielleicht etwas von dem Schatz wußte.
    Vielleicht ist er der Schlüssel dazu , dachte sie.
    Sie stand von ihrem Platz auf, ging zur Bartheke und setzte sich dort auf einen Barhocker. „Was soll es sein?" fragte der Barkeeper.
    Die Witwe befand, es empfehle sich wohl, freundlich zu sein
und etwas zu bestellen.
„Einen Scotch", sagte sie also.
Sie sah ihm zu, wie er ihn einschenkte und vor sie hinstellte.
„Zwei fünfzig."
Sie legte ihm das Geld hin.
„Sie waren noch nie hier, wie?" fragte der Barmann. „Nein,
aber mein Mann kam öfter her." Sie hoffte, daß das stimmte.
„Ach ja?"
„Ja. Es war Samuel Stone."
    Das Gesicht des Mannes hellte sich auf. „Ach so, Samuel Stone?"
    Die Witwe war hocherfreut, daß der Barkeeper ihren Mann tatsächlich kannte. Er gab ihr sogar die zwei fünfzig für den Scotch zurück.
    „Ihre Getränke sind umsonst. Trinken Sie aus!"
    Die Witwe sah ihn kurz an und nippte dann an ihrem Glas. „Na los", sagte der Barmann, „das muß gefeiert werden. Trinken Sie schon aus!"
    Sie kippte gehorsam ihren Whisky hinunter. Er schmeckte scheußlich.
    „Also, Samuel Stone war Ihr Mann?" sagte der Barmann. Und er schenkte ihr nach. „Trinken Sie!"
    „Nein ... also wirklich ...", wehrte die Witwe ab, „ich trinke an sich nicht..."
    „Nun kommen Sie schon", sagte der Barkeeper. „Das ist eine Ehre für mich."
    Die Witwe wollte ihn nicht beleidigen und trank auch das zweite Glas aus. Schon jetzt begann ihr der Kopf zu schwirren, und es wurde ihr leicht übel.
    „Haben Sie meinen Mann gut gekannt?" fragte sie. Der Barmann war verwundert. „Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn nie gesehen. Aber ich habe selbstverständlich alles über ihn gelesen, was so gedruckt wurde. Er war ein berühmter Mann, nicht? Deswegen ist es ja eine so große Ehre, seine Witwe hier zu Gast zu haben."
    Die Witwe starrte ihn an. „Sie meinen, mein Mann war überhaupt niemals hier?"
    „Wie ich sage. Hier verkehren fast nur Fernfahrer." ,. Die Witwe stand auf. Sie schwankte leicht. Sie mußte sich an der Bar festhalten.
    „Geht es Ihnen nicht gut?" erkundigte sich der Barmann.
    „Doch, doch", sagte die Witwe. „Oder haben Sie vielleicht
gemeint, ich falle hier um, oder was?"
Und damit fiel sie um.

    Inzwischen befand sich der Neffe in der zweiten Bar, ein paar Häuserblocks weiter. Das war eine große Bar, voller betuchter Leute, die sich offenbar alle prächtig amüsierten.
    Mehrere sehr hübsche Mädchen arbeiteten in der Bar als Hostessen, und eine kam zu ihm an den Tisch.
    Sie lächelte ihn an. „Möchten Sie Gesellschaft haben?" Der Neffe war immer an schönen Mädchen interessiert. „Gewiß doch", sagte er deshalb. „Nehmen Sie Platz." Das Mädchen setzte sich zu ihm. „Ich habe Durst", sagte sie. „Was möchten Sie denn trinken?" „Champagner." Er bestellte zwei Gläser Champagner.
    Die Bedienung brachte sie und stellte sie auf den Tisch. „Dreißig Dollar", sagte sie.
    Der Neffe war verwundert. „Was, dreißig Dollar für zwei Gläser?"
    „Sie dürfen nicht vergessen", sagte seine Hosteß, „der Preis versteht sich inklusive meiner Gesellschaft." Sie legte eine Hand auf sein Knie. „Und ich bin eine sehr gute Gesellschaft." Der Neffe bezahlte die dreißig Dollar.
    „Besuchen Sie oft Bars?" fragte die Hosteß. „Ich bin
geschäftlich hier", sagte der Neffe.
„Ja, natürlich."
„Nein... wirklich. Ich glaube, mein Onkel war oft hier."
„Wer ist denn Ihr Onkel?"
„Samuel Stone."
    Sie sagte verblüfft: „Was denn, Sie meinen, der Milliardär, der vor ein paar Wochen gestorben ist? Ich habe sein Foto in der Zeitung gesehen."
    „War er jemals hier?" fragte; der Neffe. „Nein. Glauben Sie mir, das wüßte ich."
    Sie merkte, wie enttäuscht er über diese Antwort war. „Aber Sie und ich könnten uns sehr hübsch die Zeit vertreiben",

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