Die zehn Fragen: Roman
war bedeckt von wertvollen Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit. Da standen alte Töpfe und Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge und Pfeile und Bogen und alles, was die Indianer einst vor langer Zeit zum Leben brauchten und besaßen.
„Das könnte ein Vermögen wert sein!" rief die Witwe. Und damit hatte sie durchaus recht.
Sie verkauften die indianischen Gegenstände an ein Museum für zehn Millionen Dollar. David hielt sein Wort und teilte dieses Geld mit den anderen. Seinen eigenen Anteil vermachte er der Stiftung Samuel Stone für die Obdachlosen.
Die anderen freuten sich über ihren Anteil. „Aber dies ist nur ein kleiner Teil des Vermögens meines Mannes", klagte die Witwe sofort wieder. „Ich will auch den Rest haben."
Sie konnten den nächsten Montag kaum erwarten, an dem ihnen der Hinweis für die nächste Schatzsuche gegeben werden sollte.
5. KAPITEL
Sind wir alle bereit, den weiteren Abenteuern unserer geldgierigen Mieslinge zu folgen? „Geldgierige Mieslinge" ist ja noch sanft ausgedrückt. Sie bestehen aus der Witwe Samuel Stones, seinem Neffen, seinem Anwalt und - dem einzigen Anständigen der ganzen Kumpanei - David, der seine eigene Stiftung Samuel Stone verwaltet und leitet.
Samuel Stone, einer der reichsten Männer der Welt, ist tot, aber nicht vergessen. Er hat dafür gesorgt, daß er nicht vergessen wird. Er hat sein Testament auf Videokassetten aufgenommen. Es wird seinen Erben über den Bildschirm bekanntgemacht. Jeden Montag müssen sie sich in der Bibliothek seines Hauses versammeln, um den Hinweisen des alten Mannes für eine Schatzsuche nach seinem Vermögen in Etappen zu lauschen.
An diesem Montag waren sie also wieder alle versammelt, und jeder hoffte, selbst den nächsten Teil des Vermögens zu finden und für sich zu ergattern und nicht mit den anderen teilen zu müssen.
Der Butler stellte den Fernseher an, und Samuel Stones Kopf erschien auf dem Bildschirm.
„Nun", sagte seine Stimme, „da seid ihr wieder alle, nehme ich doch an, und wartet wie die Geier darauf, mein Geld in die Klauen zu bekommen. Aber ich habe auch weiterhin nicht vor, es euch leichtzumachen. Ihr müßt euch schon ein wenig anstrengen, um herauszufinden, worum es diesmal geht." Sein Blick richtete sich auf den Platz Davids. „Der einzig Intelligente von euch ist David. Aber dessen Problem ist, daß er nicht selbstsüchtig genug ist. Er glaubt an Barmherzigkeit und Wohltätigkeit, doch wenn es etwas gibt, das ich hasse, dann, mein Geld den Armen hinzuwerfen. Na ja. Also fangen wir an."
Er beugte sich etwas vor. „Das Leben ist kurz. Das habe ich herausgefunden. Also, laßt es euch nicht verbarrikadieren und genießt es, selbst wenn es auf ungesetzliche Weise geschieht. Das ist euer Hinweis für diese Woche. Dann mal los!" Der Butler schaltete den Fernseher aus. Die Witwe war ein weiteres Mal die erste, die empört auf den Bildschirm starrte. „Das soll alles sein?" zeterte sie wieder. „Was für ein Hinweis ist das? Der sagt uns doch überhaupt nichts!" „Er muß uns etwas sagen", erklärte David.
Der Neffe meldete sich. „Alles, wovon er redete, waren Bars und Genießen." Sein Gesicht hellte sich auf. „Ich hab's! Der Schatz ist in irgendeiner Bar versteckt!" „Könnte sein", meinte der Rechtsanwalt.
„Wie viele Bars gibt es denn hier in der Gegend?" erkundigte sich David.
„Vier", antwortete der Neffe wie aus der Pistole geschossen. „Nehmen wir sie uns mal unter die Lupe und erforschen, was Onkel Samuel gemeint hat."
„Viel ist es nicht, was er sagte", erklärte der Anwalt. „Ja; aber es ist alles, was wir wissen", stellte die Witwe fest. „Ich schlage vor", sagte David, „damit wir Zeit sparen, daß wir alle getrennt in eine dieser Bars gehen und uns umsehen, was wir dort finden können." „Gute Idee!" riefen alle anderen.
Allerdings machte sich die Witwe Sorgen. Daß David so ehrlich war, paßte ihr nicht.
„David, willst du auch diesen Schatz mit uns redlich teilen, falls du ihn als erster finden solltest?"
David zögerte. Was er im Sinn hatte, wenn er den Schatz fand, war immer dasselbe: den Erlös den Obdachlosen und Armen zur Verfügung zu stellen.
„Also gut", sagte er: schließlich, „wenn ich ihn finde, teile ich ihn mit euch."
„Und wenn wir ihn finden", sagte die Witwe, „teilen wir ihn mit dir." Damit aber log sie natürlich.
Um zehn Uhr abends an diesem Tag machten sie sich in die vier Bars auf, alle einzeln in eine andere.
Die Witwe war als erste
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