Die zehn Fragen: Roman
Und er führte sie durch die unteren Räume.
Direkt neben ihm knallte etwas an die Wand. Alle schrien unwillkürlich auf.
Der Anwalt sagte: „Das alles gefällt mir nicht. Vielleicht sollten wir wirklich weg hier."
„Auf keinen Fall!" sagte der' Neffe dickköpfig. Er erinnerte sich noch immer an seinen Traum, in dem er umringt von vielen schönen Mädchen in einer großen Villa war. David führte sie auf die Küche zu. „Wohin gehen wir?" fragte die Witwe.
„Das Trommeln scheint aus dem Keller zu kommen", sagte David. „Vielleicht sollten wir das mal näher erkunden." „Warum gehen Sie nicht erst mal allein voraus, und wir warten hier?" sagte die Witwe.
„O nein", protestierte der Neffe. „Wir bleiben alle zusammen. Sonst behält er den Schatz wieder allein für sich, wenn er ihn findet."
David sah, wie sehr sie alle Furcht hatten, und sie taten ihm leid.
„Ich sage euch was. Wenn ich den Schatz als erster finde, teile ich ihn auf jeden Fall mit euch. Na, wie ist das?"
Alle pflichteten ihm bei, daß dies eine gute Idee sei. Alles, was sie jetzt noch tun mußten, war, den Schatz zu finden, ohne von den toten Indianern umgebracht zu werden.
Sie näherten sich im Dunkeln der Küche. Und da hörten sie Laufschritte. Sie blieben wie angewurzelt stehen.
„Es ist tatsächlich jemand im Haus"! sagte der Neffe. „Ja, das wissen wir nun schon", antwortete der Anwalt ungehalten. „Nämlich Geister."
Doch David glaubte nicht an Geister. „Kommt", sagte er. Sie gingen weiter auf die Küche zu und tasteten sich in der Finsternis vorsichtig voran. Die Küche war riesig. Sie konnten in dem bleichen Mondschein ihre Umrisse erkennen. Und auch eine Treppe hinunter in den Keller.
„Wir gehen doch nicht wirklich da runter?" fragte die Witwe. „Es bleibt uns nichts anderes übrig", sagte David, „wenn wir den Schatz finden wollen."
Aus dem Keller drang immer lauter das Trommeln herauf. „Ich gehe da nicht hinunter", erklärte die Witwe. „Ich mag keine toten Indianer."
„Also gut", sagte David. „Dann wartet hier. Ich gehe allein hinunter."
Sie sahen zu, wie David die Kellertür öffnete.
Unten war es stockfinster. David hätte gerne eine Taschenlampe gehabt oder wenigstens eine Kerze. Er konnte überhaupt nichts sehen.
Er tastete sich vorsichtig die Treppenstufen hinab. Das Trommeln dröhnte jetzt in seinen Ohren. Als er unten an der letzten Stufe war, spürte er einen am Geländer befestigten Gegenstand. Es war eine Taschenlampe! Sie war hier offensichtlich vorsorglich für Notfälle angebracht worden. Und wenn das hier kein Notfall ist... dachte er.
Er griff sich die Taschenlampe und schaltete sie ein. Der Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm den Atem.
Über einen Plattenspieler gebeugt stand ein kleiner Mann in Jeans und Sporthemd. Er spielte eine Platte mit diesen Trommeln.
Der Mann blickte erschrocken hoch, als ihn unvermittelt der
Lichtstrahl der Taschenlampe traf.
„Wer sind Sie?" fragte David.
Der kleine Mann leckte sich die Lippen. „Ich wohne hier", sagte er.
„Nein, das tun Sie nicht!" sagte David. „Sie haben versucht, uns fortzuscheuchen, nicht wahr?"
Der kleine Mann sagte: „Ich habe nicht erwartet, daß jemand in dieses Haus kommt."
Und da verstand David auf einmal alles, was vor sich ging.
„Wo sind die indianischen Kunstwerke?" wollte er wissen.
„Unter diesem Keller hier", sagte der kleine Mann. „Ich habe
sie gerade erst gefunden."
„Und versucht, sie zu verkaufen."
Der kleine Mann nickte. „Ja."
„Schön", sagte David. „Und jetzt verschwinden Sie." Er ging zu dem Sicherungskasten, an dem der Fremde herum manipuliert hatte, um sie zu erschrecken, und drückte auf den Sicherungsknopf. Sofort gingen im ganzen Haus die Lichter wieder an.
„Sie holen doch nicht die Polizei, oder?" forschte der kleine Mann.
„Nein. Aber lassen Sie sich hier nicht mehr blicken." Er sah ihm nach, wie er eiligst zur Kellertür hinaus verschwand. „Ihr könnt jetzt herunterkommen!" rief er nach oben. Die anderen eilten nach unten.
„Was ist hier los?" wollte der Anwalt wissen.
„Die Sache hat sich aufgeklärt", sagte David. „An dieser Stelle hier war tatsächlich einst ein indianischer Begräbnisort. Er liegt jetzt unter diesem Keller hier und ist voll von alten, wertvollen Kunstwerken. Der Mann, der hier war, hat sie entdeckt und wollte sie verkaufen."
Sie fanden eine Tür zu einem Keller unter dem Keller des Hauses und stiegen in ihn hinab. Der ganze Boden dort unten
Weitere Kostenlose Bücher