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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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ich etwas zu besprechen habe.«
    Martens Gesicht wurde noch dunkler. Er starrte den jungen Mann finster an. »Wenn du auch nur einen Funken Verstand im Kopf hast, kehrst du geradewegs nach Cornwall zurück. London ist nicht der richtige Ort für einen anständigen jungen Mann, und bei der Türkischen Gesellschaft gibt es nur Gauner.«
    Rob machte keinerlei Anstalten zu gehen, bis Sir Henry schließlich seufzte. »Na schön. Ich weiß nicht, wo die Türkische Gesellschaft ihren Sitz hat oder ob sie überhaupt so etwas wie ein Kontor unterhält, aber du könntest dich bei einem der Goldschmiede auf der Cheapside erkundigen; die scheinen alle den einen oder anderen Dreck am Stecken zu haben. Doch ich kann dir nur raten, dich in Acht zu nehmen, Robert Bolitho, denn Killigrew ist ein schlimmerer Bandit als alle deine Piraten zusammen.«
     
    Eine Stunde später streifte Rob durch die Cheapside, eine breite Durchgangsstraße, die vor Leben brodelte und zu beiden Seiten von Gebäuden mit drei, vier oder sogar fünf Geschossen gesäumt war. Robs ungeübtem Auge erschienen sie so hoch und so unsicher, dass er Angst hatte, unter den Traufen zu gehen, aus Angst, dass die Häuser jeden Augenblick einstürzen könnten. Überall wimmelte es von Menschen. Der Lärm war unerträglich. So rasch er konnte, bog Rob ab und landete in einem Gewirr von kleinen Gassen. Hier waren alle Zünfte der Stadt ansässig - Eisenschmiede und Zimmerleute, Tuchhändler und Sattler, Putzmacher, Schneider, Köche, Küfer und Korduanschuhmacher. Die Bäcker residierten in der Bread Street, die Milchhändler in der Milk Street und die Fischhändler in der Friday Street. Die Goldschmiede fand er, wie nicht anders zu erwarten, zwischen Bread und Friday Street auf der Goldsmiths Row.
    Er ging von einer Werkstatt zur anderen, doch niemand
kannte den Namen John Killigrew. Er dachte schon daran, seine fruchtlose Suche aufzugeben und sah verwirrt zum Zunftzeichen der Gewandschneider empor. Auf einer Seite ihres Wappens war ein Türke zu sehen, der auf einem abstrusen Tier ritt, einer riesigen Kuh mit einem grotesk langen Hals, auf der anderen saß ein Schwarzer auf einem großen Löwen. In diesem Augenblick sprach ihn ein pickliger junger Goldschmiedlehrling an, der ihm bis zum Ende der Gasse gefolgt war und nun an seinem Ärmel zupfte. »Der Mann, den du suchst, gehört zu einigen Kaufleuten, die wir kennen.« Der Bursche stand erwartungsvoll da. Robert musterte ihn finster.
    »Und wo würde ich diese Kaufleute finden?«
    Der Junge streckte die Hand aus. Seine Finger waren verbrannt und narbig von Partikeln geschmolzenen Metalls, tägliches Risiko seines Berufs. Seufzend kramte Rob in seiner Tasche und förderte eine Silbermünze zu Tage, worauf der Junge verächtlich schnaubte und sich erst zufriedengab, als Rob zwei ganze Pennys in der Hand hatte. Einen reichte er dem Jungen, den anderen behielt er in der geschlossenen Faust. »Wenn du mich hingebracht hast, bekommst du den anderen.«
    Der Lehrling wurde blass, eine bemerkenswerte Leistung angesichts seines ohnehin käseweißen Gesichts. »Meine Haut ist mehr wert als zwei Pennys.«
    »Das bezweifle ich«, gab Rob zurück. »Aber ich werde es ihm nicht verraten, falls ich ihn wirklich finde.«
    Habgier kämpfte mit Angst - und siegte.
    Als sie endlich in einer anonymen Gasse ankamen, hatte Rob keine Ahnung mehr, wo er war, doch ein Blick auf den Kopf und das rote Haar durch ein schmuddliges Fenster genügte, um derart profane Sorgen zu verscheuchen. Er warf dem Jungen seinen Penny zu und klopfte an der Tür. Drinnen wurde es verdächtig still, dann spähte jemand aus dem Fenster. Eine Sekunde später ging die Tür auf, eine Hand schoss heraus und zerrte Rob ins Haus.

    »Was zum - dich kenne ich doch!« Killigrew runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern.
    Rob war kaum zu verkennen, mit seiner enormen Größe und seinem maisgelben Haar. Außerdem sah er nicht gerade wie ein Stadtmensch aus. »Robert Bolitho. Ich arbeite auf Kenegie für Sir Arthur. Er hat mir gesagt, dass Ihr in London seid.«
    John Killigrew schnitt eine Grimasse. »Verdammter Kerl, spioniert er mir etwa nach? Meine Geschäfte sind meine Privatsache und genauso rechtschaffen wie die aller anderen auch.«
    »Ich komme aus eigenem Willen und in einer Privatangelegenheit. Ich würde gern unter vier Augen mit Euch über Catherine Tregenna und ihre Mutter Jane sprechen. Jane Coode hieß sie damals.«
    Der Ausdruck des Mannes veränderte

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