Die Zehnte Gabe: Roman
sich. Er sah sich zu den beiden anderen Männern im Raum um, in deren Gesichtern sich Aufmerksamkeit und Begehrlichkeit spiegelten. »Komm mit.«
Killigrew schob Rob vor sich her in ein spärlich möbliertes, verstaubtes Hinterzimmer, schloss die Tür und wandte sich zu Rob um. »Mit der Frau habe ich nichts mehr zu tun. Es ist lange her, dass sie in Arwenack arbeitete.«
»An die zwanzig Jahre, zufällig genau das Alter ihrer Tochter Catherine.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«, polterte Killigrew.
»Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie Eure Tochter ist, Sir. Es hat keinen Zweck, es zu leugnen, sie hat dasselbe fuchsrote Haar wie Ihr. Vielleicht erinnert Ihr Euch an Eure … Begegnung mit ihr, im Hof von Kenegie.«
Der Funke einer Reaktion flackerte in den blassen Augen auf. »Ich habe überall im County uneheliche Kinder. Das kann kaum jemanden schockieren, der mich kennt. Und zwischen mir und dem Mädchen ist nichts vorgefallen. Wenn es das behauptet, lügt es, um ein anderes Techtelmechtel zu vertuschen.«
»Mutter und Tochter schmachten im Augenblick in einem
schmutzigen Sklavengefängnis an der Küste der Barbareskenstaaten und fürchten um ihr Leben.«
»Hat das mit dem Überfall der Freibeuter von Sallee auf die Kirche in Penzance zu tun?«
Das war in der Tat der Name der kühnen Angreifer. Rob nickte. »Letzte Woche kam eine Lösegeldforderung. Sie verlangen … eine sehr hohe Summe für die Freilassung der Gefangenen.«
Killigrew lachte. »Und jetzt kommst du zu mir, um diese hohe Summe einzufordern? Nun, mein Junge, da bist du allerdings an den Falschen geraten, denn ich verteile keine Almosen, wie du aufgrund meiner Reputation wissen müsstest, für die ich lange und hart gearbeitet habe. Oder wolltest du mich etwa erpressen? Davon wirst du nichts haben, das verspreche ich dir. Was die Leute von mir denken, kratzt mich nicht. Im Übrigen ist es mir egal, was Jane Coode oder dem Mädchen passiert, obgleich ich zugeben muss, dass es zu einem hübschen jungen Ding geworden ist. Was sagst du dazu?« Er sah Rob herausfordernd an.
Rob biss sich auf die Lippen. Keiner seiner heutigen Besuche war so verlaufen, wie er sich erhofft hatte. »Ich bitte um Vergebung, Sir, dass ich Eure Zeit vergeudet habe. Offensichtlich gibt es zu diesem Thema nichts weiter zu sagen, und ich muss eine andere Möglichkeit suchen, Catherine zu befreien.« Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte gerade gehen, als Killigrew ihn plötzlich zurückhielt.
»Warte noch! Sag mir, was du tun würdest, um sie zu retten.«
Rob starrte ihn an. »Alles. Ich würde alles tun, was in meiner Macht steht, um sie heil und gesund nach Hause zurückzuholen.«
»Stehst du nicht in Sir Arthurs Diensten?«
»So ist es.«
»Würdest du auch andere Angebote in Betracht ziehen?«
»Das hängt ganz davon ab, worum es geht und was es einbrächte. Ist es legal?«
Killigrew zögerte. »Wäre das von Belang?«
Rob schluckte. Sein ganzes Leben lang hatte man ihm eingetrichtert, Gott zu fürchten, sein Land zu lieben und dem Gesetz zu gehorchen, doch jetzt schienen weder das Land noch das Gesetz im Stande zu sein, ihm eine Möglichkeit zu bieten, um Cat zu retten, und vielleicht folgten Gottes Wege nicht immer dem geradesten und offensichtlichsten Pfad durch das Dunkel. »Nein, Sir.«
»Dann sieht es so aus, als könntest du mir eine lange, unbequeme und vermutlich auch gefährliche Reise ersparen, Robert Bolitho.«
»Eine Reise?«
»In den Barbareskenstaaten sind große Gewinne zu machen. Wir besitzen etwas, was die Mohren unbedingt haben wollen, und sie haben eine Menge, was wir dafür von ihnen verlangen könnten. Marokko hat viele Schätze zu bieten. Es scheint mir dumm, dass wir nicht ganz offen Geschäfte machen können mit ihren … Kaufleuten. Jetzt sieht es so aus, als hätten wir noch eine Kleinigkeit, die wir in die Waagschale werfen könnten, aber ich warne dich. Es handelt sich um eine Geschäftsreise, keine Wohltätigkeitsmission. Wenn du sie machen willst, dann zu meinen Bedingungen. Morgen Früh setzt ein Schiff die Segel und nimmt Kurs auf Nordafrika, bevor der Winter einsetzt und die Meere unbefahrbar werden. Wenn du mir beweist, dass ich dir vertrauen kann, kannst du meinen Platz einnehmen. Hilf meinem Stellvertreter, den Handel abzuschließen, den ich im Auge habe, und du kannst Catherine in den Handel einschließen, aber niemanden sonst, hörst du?«
»Es gibt noch ihre Mutter und ihre Freundin Matty ….«,
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