Die Zehnte Gabe: Roman
Vereinbarung getroffen! Sie verbreiten nur Schrecken, Tod und Fanatismus, und die Regierung Seiner Majestät darf sich keinesfalls dazu nötigen lassen, auch nur einen Gedanken an ihre wahnsinnigen Forderungen zu verschwenden.«
»Meine Braut, Catherine Tregenna, wurde entführt«, sagte Rob leise. Die Sehnen in seinem Hals standen hervor, so sehr musste er sich beherrschen, um dem Mann nicht an die Gurgel
zu gehen. »Und ich bin entschlossen, sie zu befreien. Ich habe bereits fünfzig Pfund für ihr Lösegeld gesammelt.«
Sir Henry Marten starrte ihn an. »Das ist eine beachtliche Leistung, junger Mann, aber das Geld könntest du genauso gut zum Fenster hinauswerfen. Wenn man solchem Abschaum Geld gibt, ermuntert man ihn ja geradezu, mit seinen Geschäften weiterzumachen. Es führt nur dazu, dass sich diese Schurken in ihren grausamen Methoden bestätigt fühlen. Außerdem werden sie deine Catherine bestimmt nicht laufen lassen, jedenfalls nicht, wenn sie hübsch ist: Frauen bringen die höchsten Preise auf ihren Märkten. Sie werden dein Geld einstecken und dich auf die Galeere schicken, und davon hat niemand etwas.«
»Ich verstehe, was Ihr sagt, Sir, aber bei allem Respekt, ich bin entschlossen, zu tun, was ich tun muss.«
Der kornische Abgeordnete seufzte. »Ich kann dir nicht vorwerfen, dass du deine junge Braut aus den schmutzigen Händen dieser Heiden befreien willst, aber eins versichere ich dir: Es ist nie gut, sich mit Ungläubigen auf einen Handel einzulassen, erst recht nicht, wenn diese glauben, einen absurden heiligen Krieg gegen das Christentum führen zu müssen. Sie haben keine Ehre, sie glauben an nichts, und man kann nicht mit ihnen reden. Wenn wir schon mit diesen Heiden verhandeln müssen, dann zumindest mit jemandem, der über entsprechende Autorität verfügt - ihrem Sultan oder einer vergleichbaren Instanz.«
»Könntet Ihr nicht einen Antrag dafür einbringen, Sir? Die Countess of Salisbury erwähnte einen Gesandten aus den Barbareskenstaaten, der dem König seine Aufwartung gemacht hat. Vielleicht kann man ihn bitten -«
Henry Martens verdrehte die Augen. »Alles, was dieser Blender getan hat, war, die Pfründe der Handelsgesellschaft zu schröpfen, die für seine Kosten aufkam, und mit einem Schiff voller ›Geschenke‹ wieder nach Hause zu segeln. Mein lieber Junge, es gibt mehr als zweitausend Gefangene, die überall an
den Küsten der Barbaren unter elendesten Bedingungen festgehalten werden - in Algier und Tunis ebenso wie in Sallee -«
»Zweitausend?« Rob war entsetzt. »Wenn so viele Landsleute von uns als Sklaven dienen müssen, warum wurde dann nichts unternommen? Unsere Küsten sind ungeschützt. Ich weiß, dass unsere Leute arm sind und an einem so prächtigen Ort wie London nicht viel gelten, aber das ist ein Skandal.«
»Glaubst du denn, wir hätten nicht versucht, sie zu retten? Bewaffnete Expeditionen sind spektakulär gescheitert, und deshalb versuchen wir es - gegen jede Vernunft - auf dem diplomatischen Weg. Wir haben ein Konsulat in Algier eingerichtet, doch bislang trotz größtmöglicher Anstrengungen nicht mehr als vierzig bedauernswerte Seelen freibekommen, mehr tot als lebendig. Und Sallee ist relativ unabhängig vom Rest der Barbaren - ein richtiges Schlangennest. Selbst erfahrene Verhandler hatten dort kein Glück. Gib mir deine Petition, ich lege sie zu den anderen. Kehr nach Hause zurück und richte Arthur aus, dass es närrisch wäre, wenn man versuchte, diese Leute zurückzuholen. Er täte besser daran, mehr Kanonen für den Mount zu fordern. So lässt sich wenigstens verhindern, dass weitere Menschen entführt werden.«
Rob reckte das Kinn. »Ich danke Euch für die Zeit, die Ihr mir geopfert habt, Sir. Vielleicht erinnert Ihr Euch daran, dass achtzehn Frauen und zwölf Kinder, zwei Säuglinge und drei ältere Witwen unter den Gefangenen waren, wenn Ihr in den Schoß Eurer Familie zurückkehrt. Catherines Brief zufolge sind mindestens zwei dieser Kinder unterwegs umgekommen. Wie viele sollen noch als Sklaven sterben, während wir uns zurücklehnen und uns weigern, Kontakt zu ihren Entführern aufzunehmen? Ich vertraue darauf, dass Ihr zugunsten unserer Leute alles tut, was in Eurer Macht steht.«
Er ging zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal um. Sir Henrys Gesicht hatte sich dunkelrot verfärbt.
»Könntet Ihr mir möglicherweise verraten, wo ich die Türkische
Gesellschaft finde, Sir? Ich bin auf der Suche nach Sir John Killigrew, mit dem
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