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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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an, sie wolle von mir befreit werden? Es hat ihr sehr gut gefallen, bis ihr euch eingemischt habt … «
»Jetzt lügst du!« beschuldigte Beltran ihn wütend. »Jeder in dieser Halle, der einen Funken Laran hat, muß ihre Verzweiflung gespürt haben! Ich werde dafür sorgen, daß mein Vater das erfährt!
    Verdammter Bastard, versucht hier, sich mit Gewalt zu nehmen, was er freiwillig nie erhalten würde … «
Bard riß seinen Dolch aus der Scheide. Die grünen Edelsteine glitzerten im Licht. Er zischte zwischen den Zähnen hervor: »Du wichtigtuerischer Lustknabe, spiel dich nicht in einer Sache zum Richter auf, von der du selbst überhaupt nichts verstehst! Geh mir aus dem Weg … «
»Nein!« Geremy packte Bards Handgelenk. »Bard, aus dir spricht der Wahnsinn! Du ziehst zu Mittwinter Stahl, und das vor deinem Prinzen? Beltran, er ist betrunken, hör nicht auf das, was er sagt! Bard, zieh dich zurück, bis du wieder nüchtern bist, und ich gebe dir mein Ehrenwort, daß der König nichts davon erfahren wird…«
»Dann bist du auch gegen mich verschworen, du dreckiger Knabenliebhaber, du und dein Liebling!« brüllte Bard und griff ihn an. Geremy trat zur Seite, um dem Dolch auszuweichen, doch Bard, außer sich vor Wut, warf sich auf ihn, und dann wälzten sie sich auf dem Boden. Geremy verrenkte sich, um seinen eigenen Dolch zu ziehen. Immer noch flehte er: »Bard, nein … Pflegebruder, tu es nicht … « Aber Bard hörte ihn nicht einmal. Geremy erkannte, daß er jetzt in allem Ernst kämpfen mußte, oder Bard würde ihn töten. Sie hatten sich als Jungen gelegentlich geprügelt, aber nie hatten sie dabei Waffen in der Hand gehabt. Bard war stärker als er. Er stieß mit seinem Dolch nach oben, versuchte, Bards Klinge beiseite zu schlagen, sein Knie zwischen sich und die sich senkende Waffe zu schieben. Sein Messer fuhr in Bards Arm, schlitzte den Lederärmel auf und ritzte das Fleisch. Und im nächsten Augenblick bohrte sich Bards Dolch tief in seinen Oberschenkel, nahe der Lende. Geremy stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus. Sein Bein wurde gefühllos. Dann rissen ein Dutzend Männer des Königs sie auseinander. Der Adrenalinstoß in seinem Blut hatte Bard ernüchtert wie ein Guß kalten Wassers. Er starrte Geremy an, der sich in Krämpfen auf dem Fußboden wand.
»Zandrus Höllen! Bredu … «, bat er und ließ sich neben seinem Pflegebruder auf die Knie fallen. Aber er wußte, Geremy hörte ihn nicht. Carlina schluchzte in Beltrans Armen.
Beltran sagte zu einem der Soldaten: »Geleite meine Schwester in ihre Räume und rufe ihre Zofe. Dann geh und weck meinen Vater auf. Ich übernehme die Verantwortung.«
Er kniete neben Geremy nieder und schob Bard wütend beiseite. »Faß ihn nicht an, du … ! Du hast genug angerichtet! Geremy, Bredu, mein geliebter Bruder … sprich zu mir, ich bitte dich, sprich zu mir …« Er schluchzte, und Bard nahm die Todesqual in seiner Stimme wahr. Geremy jedoch war in einem Zustand, der ihn taub dagegen machte.
Einer der Soldaten packte Bard unsanft und nahm ihm den Dolch ab. »Vergiftet«, stellte er fest. »Ein Trockenstädter-Dolch.« Entsetzt dachte Bard jetzt zum ersten Mal an diesem Abend daran, daß es der Dolch war, den er in der Schlacht an sich genommen hatte. Meister Gareth war durch eine leichte Wunde von einem vergifteten Trockenstädter-Dolch gelähmt worden, wahrscheinlich fürs Leben. Und er hatte Geremy in seiner Wut tief ins Fleisch gestochen. Zu erschüttert, um sprechen zu können, ließ er sich von den Soldaten abführen und unter Arrest stellen.
Vierzig Tage bliebt er unter Hausarrest, und niemand kam auch nur in seine Nähe. Er hatte viel Zeit, seine Unbeherrschtheit, seine alkoholisierte Wut zu bereuen. Aber es gab auch Zeiten, wo er Carlina an allem die Schuld gab. Essen wurde ihm von Soldaten aufs Zimmer gebracht. Von ihnen erfuhr er, daß Geremy eine Woche lang im Delirium gelegen und zwischen Leben und Tod geschwebt hatte. Aber man hatte einen Laranzu aus Neskaya kommen lassen, der ihm das Leben und sogar das Bein rettete. Das Bein jedoch, so hatten sie gehört, war unter der Wirkung des Gifts geschrumpft und verdorrt, und wahrscheinlich würde Geremy nie wieder ohne Hilfe gehen können.
Geschüttelt von Entsetzen fragte Bard sich, was man mit ihm tun werde. Es war allein schon ein Verbrechen, bei einem Mittwinterfest Stahl zu ziehen. Noch schlimmer war es, einen Pflegebruder zu verwunden, und wenn es im Spiel geschehen wäre. Beltran hatte

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