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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatten im Dorf ein Glas getrunken oder waren bei einer Frau gewesen. Zwei oder drei hatten in der Unterkunft fest geschlafen. Sie tauchten später auf und fragten verwundert, was das Geschrei zu bedeuten habe. Aber wenigstens hatten sie vorerst einen gewissen Überblick gewonnen, wer da war und wer nicht, und die Armee war wieder einsatzbereit, wenn auch nicht vollständig.
    Und immer noch blieb es still. Es gab kein Anzeichen für eine weitere Explosion, kein Anzeichen für das Herannahen eines Feindes, keinen Angriff. Paul fragte sich, wer der Feind sein mochte. Serrais hatte kapituliert, Hammerfell war nicht stark genug. Die Hasturs hatten den Vertrag beschworen, und wenn auch ihre Truppen immer noch auf den Straßen waren, würden sie doch keine Laran -Waffen benutzen. Waren die Altons oder die Aldarans in den Krieg eingetreten, und die Neuigkeit hatte Paul, während er seinen Auftrag am See des Schweigens ausführte, irgendwie nicht erreicht? War es das kleine Königreich Syrtis, von alters her für mächtiges Laran bekannt? Die Leroni , die die Richtung zu bestimmen suchten, aus der der Angriff erfolgt war, hatten bisher nichts verlauten lassen. Ob sie Erlends Angebot, mit ihnen zusammenzuarbeiten, angenommen hatten?
     
    Später an diesem Nachmittag ging Paul mit zweien oder dreien der Armee-Ingenieure in den unbeschädigten Teil des Gebäudes, um festzustellen, was sicher war und was nicht, und um sich zu vergewissern, daß alle durch umfallende Kohlenbecken oder Lampen entstandenen Feuer gelöscht waren. Erlend lief geschäftig an ihm vorbei. Der Junge grüßte ihn ernst und berichtete, die Leroni hätten ihn dazu angestellt, Botengänge für sie zu erledigen und ihnen Essen und Wein zu bringen, weil sie keinen isolierten Raum hatten, in dem sie arbeiten konnten, und die Anwesenheit eines nichttelepathischen Dieners sie stören würde. Paul fragte sich, welche taktvolle Leronis auf diesen Einfall gekommen sein mochte und ob es ihr nur darum gegangen war, dem auf Beschäftigung brennenden Jungen etwas zu tun zu geben, ohne daß er Schaden anrichten konnte. Es war sogar möglich, daß es stimmte – es klang ganz vernünftig.
    Innerhalb der Burg herrschte Chaos. Ein Flügel und der Hauptteil waren fast völlig unbeschädigt, und der Wartturm hatte fast gar nicht gelitten. Was die Burg auch getroffen haben mochte, es mußte den Mittelpunkt ein wenig verfehlt haben. Bei der Durchsuchung der Ruinen fand Paul keine Überreste, die auf eingeschmuggelte tatsächliche Bomben hinwiesen, was sein erster Verdacht gewesen war. Er neigte dazu, dem Armee-Ingenieur recht zu geben, der es für einen Laran -Angriff hielt.
    »Genau werden wir es erst wissen, wenn Meister Gareth oder Mistress Melisandra oder Mistress Lori hiergewesen sind und es nachgeprüft hat«, meinte der Mann. »Sie können es herausschnüffeln, ob es Laran war oder nicht, aber im Augenblick gibt es für sie Dringenderes zu tun. Sie müssen ja feststellen, wer uns angegriffen hat und wie wir zurückschlagen können. Das Endergebnis ihrer Beratung mag sein, daß sie einen Schutzschirm über die Burg legen. Ihr braucht Euch nicht zu wundern, Sir, daß ich von so etwas ein bißchen verstehe. Meine Schwester war Leronis im Hali-Turm; sie starb, als der Turm durch Feuerbomben vernichtet wurde. Und mein Vater kam vor dreißig Jahren beim Brand von Neskaya ums Leben. Eines Tages, Sir, wird man die Laran -Waffen loswerden müssen. Nichts gegen Eure Lady. Mistress Melisandra ist eine gute Frau, aber mit Verlaub, Sir, die Armee ist kein Ort für Frauen, nicht einmal in einem Zauberer-Korps, und ich sähe Kriege gern mit ehrlichem Stahl statt mit Hexenkunst ausgefochten!«
    Paul wunderte sich über sich selbst, als er aus vollem Herzen zustimmte: »Ich auch! Glaub mir, Mann, ich auch!«
    »Aber solange man uns mit Laran -Waffen angreift, werden wir uns wohl schützen müssen. Es ist nichts Böses daran, einen Laran -Schutzschirm zu errichten, Sir, damit keine Zauberei durchkommt.«
    »Ich werde mit ihnen darüber reden«, sagte Paul, und der Mann stimmte zu: »Tut das, Lord General. Und wenn der neue König, wer das auch sein mag, den Vertrag unterschreiben möchte, Sir, sagt ihm, die ganze Armee ist dafür!«
    Carlina bewegte sich in ihrem schwarzen Mantel zwischen den wenigen Menschen umher, die noch lebend aus den Trümmern geborgen worden waren. Sie heilte und beaufsichtigte die Heiler. Paul sah, daß allein schon ihre Anwesenheit den Leidenden Trost und Kraft

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