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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gab. »Seht – eine Priesterin Avarras, eine Frau von der Heiligen Insel ist gekommen, sich um uns zu kümmern!« Die anderen Heiler taten, was sie konnten, aber Carlina folgte ehrfürchtiges Schweigen auf ihren Wegen. Keiner wußte oder interessierte sich dafür, daß sie Prinzessin Carlina, Ardrins Tochter, war oder gewesen war. Wichtig war ihnen nur, daß eine Priesterin Avarras sich ihrer annahm. Und die wenigen, die sie erkannten, sprachen nicht darüber – oder wenn sie es taten, hörte ihnen keiner zu.
    Gegen Abend war ein Anschein von Ordnung wiederhergestellt. Die Verletzten waren in die Große Halle gebracht worden und wurden dort gepflegt. Carlina sah sich benommen um. Vor acht Jahren war sie in dieser Halle mit Bard verlobt worden, und hier hatte sie ein halbes Jahr später miterlebt, wie ihr Vater ihn zum Gesetzlosen erklärte. Es schien in einem anderen Leben geschehen zu sein. Nein, es war in einem anderen Leben geschehen.
    Die Leiche König Alarics, mitleiderregend zermalmt, war aus den Ruinen des Treppenhauses in dem anderen Flügel geborgen worden, ebenso die Dom Rafaels, der im Fallen offensichtlich versucht hatte, den Jungen mit seinem eigenen Körper zu schützen. Sie waren in der alten Kapelle aufgebahrt worden; treue Dienstboten, darunter der alte Gwynn, hielten bei ihnen Wache. Paul vermied es, die Kapelle zu betreten. Er wußte, daß er – daß Bard – das unterließ, machte einen seltsamen Eindruck, aber er fürchtete die scharfen Augen des alten Gwynn.
    Draußen vor der Kapelle wurde Paul von zweien der wichtigsten Ratgeber abgefangen.
    »Lord General, wir müssen mit Euch sprechen.«
    »Ist das jetzt der richtige Zeitpunkt, wo …« – Paul holte Atem und fuhr entschlossen fort – »… mein Vater und mein Bruder noch nicht zur Ruhe gebettet worden sind?« Er hatte Alaric nie gesehen, und von Dom Rafael wußte er nur, daß der Mann ihn durch Hexerei hergeholt hatte. Er fühlte keine Trauer und wagte es nicht, Trauer vorzutäuschen.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, antwortete Dom Kendral von High Ridge, der, wie Paul wußte, Oberster Ratgeber des Königreichs von Asturias war. »Alaric von Asturias ist tot, und sein Regent auch. So ist die Sachlage. Valentine, Ardrins Sohn, ist noch ein Kind, und wir wollen hier keine Hastur-Marionetten haben. Wir sind bereit, Euren Anspruch auf den Thron zu unterstützen, Bard di Asturien.«
    Paul konnte nur stammeln: »Großer Gott!«
    Es wäre schon bizarr genug gewesen, wenn der Oberste Ratgeber des Königreichs dem wirklichen Bard mac Fianna, Nedestro und Gesetzloser, dem Kilghard-Wolf die Krone angeboten hätte.
    Unvorstellbar war es, daß er die Krone Paul Harrell anbot, dem Fremden, dem Rebellen, verurteilten Kriminellen und Mörder! Dem Flüchtling aus der Stasis-Zelle!
    »Die Zeit drängt, Sir. Wir befinden uns im Krieg, und Ihr seid bei der Armee beliebt. Die Armee würde niemals ein Kind als König anerkennen, nicht im jetzigen Augenblick. Und Ihr seid der Lord General.«
    Wo, zum Teufel, steckt Bard? dachte Paul wild. Mußte er in diesem wichtigen Moment abwesend sein?
    »Wir müssen einen König haben, Sir. Wenn die Hasturs gegen uns ziehen, können wir nichts gegen sie unternehmen! Wir haben heute morgen gesehen, wie Ihr die Ordnung unter den Soldaten wiederherstelltet. Meiner Ansicht nach seid Ihr der einzige König, den das Volk akzeptieren wird.«
    Finster sagte sich Paul, daß eine Ablehnung für ihn unmöglich war. Bard war verschwunden, niemand wußte, wohin, und jeder hier hielt ihn für Bard. Bard hatte oft genug gesagt, er wolle nicht König sein. Aber, so überlegte Paul, wenn Bard jetzt hier wäre, in den Trümmern der Burg, dann hätte er sich angesichts einer Armee ohne Führer und eines Landes ohne König ebenfalls der Notwendigkeit gebeugt.
    »Ich nehme an, ich habe keine andere Wahl.«
    »Nein, Sir, die habt Ihr nicht. Es gibt tatsächlich keinen anderen, versteht Ihr.« Lord Kendral zögerte. »Noch etwas, Sir. Ihr seid einmal mit Ardrins jüngerer Tochter verlobt worden, aber Ardrins Linie ist zur Zeit nicht populär. Nicht seit Königin Ariel auf diese Weise davonrannte. Ihr werdet einen Erben designieren müssen, Sir, und da Ihr keine Brüder, keine lebenden Brüder habt, bleibt Euch nur, Euren Sohn zu legitimieren. Jeder weiß, wer seine Mutter ist. Es könnte sich sehr günstig auswirken, wenn Ihr Mistress MacAran heiratetet – Lady Melisandra meine ich natürlich, vai dom . Das würde der Armee

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