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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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klammerte sich in einem letzten verzweifelten Versuch haltsuchend an seinen Vater, und dann war nichts mehr als gnädige Dunkelheit.
    Oh, mein Bruder! Gnädige Götter! Mein Bruder, mein einziger Bruder!
    Er schrie die Worte nicht laut heraus in seiner Qual, er glaubte nur zu schreien. Varzil breitete die Arme aus, und Bard ließ seinen Kopf in stummem Leid auf die Schulter des Älteren sinken, bebend in einer Trauer, die zu tief für Tränen war.
    »Er stand mir, der ich keinen Sohn habe, nahe wie ein Pflegesohn«, sagte Varzil mit seiner sanften, gedämpften Stimme, »und ich habe lange Zeit für ihn gesorgt, als er so sehr krank war.«
    Und Bard erkannte, daß Varzils Trauer ebenso groß war wie seine eigene. Mit zitternder Stimme entgegnete er: »Er liebte Euch, vai dom , das sagte er … Das ist der Grund, warum … ich Euch vertrauen konnte.«
    Varzil standen Tränen in den Augen; Melora weinte. Varzil bat: »Nenn mich nicht vai dom , Bard, ich bin dein Verwandter, wie ich seiner war …« Bard, dem ebenfalls die Tränen in den Augen brannten, wurde sich bewußt, daß er nie kennengelernt hatte, wie es ist, einen Verwandten, einen Gleichgestellten, zu haben, seit Beltran starb … Die Kehle wurde ihm eng. Er konnte nicht weinen, nicht jetzt, oder er würde alle Tränen vergießen, die er nicht vergossen hatte, seit er Beltran tot auf seinem eigenen Schwert liegen sah und Geremy Lebewohl sagte, den er fürs Leben verkrüppelt hatte und der ihn trotzdem umarmte und weinte …
    Aldones! Herr des Lichts! Geremy liebte mich auch, und ich konnte es nie glauben, nie akzeptieren, ich trieb auch ihn weg von mir …
    Bard richtete sich im Sattel auf, mühte sich um einen beherrschten Gesichtsausdruck und blickte zu dem Älteren hinüber.
    »Ich muß voranreiten und sehen, was in meiner Heimat geschieht – Cousin«, sagte er ein wenig zögernd. »Bitte, du darfst dich nicht verpflichtet fühlen, mit mir Schritt zu halten. Ich muß so schnell wie möglich nach Hause, man wird mich dort brauchen. Ihr könnt in einem Tempo folgen, das euch bequem ist. Melora ist keine gute Reiterin, und du … du bist nicht mehr jung.«
    Auch Varzils Gesicht war angespannt. »Wir werden Schritt mit dir halten. Vielleicht werden auch wir gebraucht. Ich halte es jetzt für ungefährlich, direkt auf Asturias zuzuhalten und die Straße zu benutzen.« Er wendete sein Pferd. »Wenn wir den Weg durch diese Felder hier abkürzen, sind wir in einer Stunde wieder auf der Straße …«
    Melora wandte ein: »Mein Esel kann mit euren Pferden nicht mitkommen. Wir wollen am ersten Gasthof haltmachen, wo es Postpferde gibt. Dann lasse ich meinen Esel zurück und suche mir ein Pferd aus, das mich trägt. Ich kann ebenso schnell reiten wie ihr, wenn ich muß.«
    Varzil wollte protestieren, sah Meloras entschlossenen Mund und schwieg. Bard fragte sich, welches Wissen Melora und Varzil teilten, von dem er ausgeschlossen war. Varzil sagte nur: »Wie du willst, Melora. Tu, was du deinem Empfinden nach tun mußt.« Sie schlugen die Abkürzung über die Felder ein.
    Eine Stunde später hatten sie Meloras Esel in der Obhut der Poststation zurückgelassen und für sie ein sanftes Pferd und einen Damensattel gefunden. Danach kamen sie schneller voran. Während sie sich Asturias näherten, entstanden schreckliche Bilder in Bards Geist, ob nun durch sein eigenes sich entwickelndes Laran oder durch den Rapport mit Varzil und Melora – das wußte er nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Er sah Burg Asturias in Trümmern, Chaos herrschte … Und das im ganzen Land, in allen Hundert Königreichen …
    Dieser Laran -Krieg muß irgendwie beendet werden, oder es wird kein Land mehr geben, das erobert werden kann, und für die Sieger wird nichts übrigbleiben. Nur der Vertrag gibt allen diesen Ländern eine Hoffnung . Bard spürte, daß dieser Gedanke von Varzil kam und nicht aus seinem eigenen Geist. Dann war er sich nicht mehr so sicher.
    Er hat recht. Er hat recht. Ich konnte es bisher nicht sehen, aber er hat ganz und gar recht .
    Einmal sprach er in das düstere Schweigen hinein: »Ich wollte, du wärst König anstelle des Hastur-Lords«, aber Varzil schüttelte den Kopf.
    »Ich will kein König sein. Für mich wäre es eine zu große Versuchung – das Wissen, daß ich alle Dinge mit einem Wort in Ordnung bringen könnte. Carolin von Thendara ist kein stolzer oder ehrgeiziger Mann, und es macht ihm nichts aus, von seinen Ratgebern beherrscht zu werden. Er wurde dazu

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