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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Varzil.
    »Soviel wir wissen, waren es die Männer von Aldaran, die sich diesen Zeitpunkt für ihren Eintritt in den Krieg aussuchten. Morgen wird der Lord General – der König, Sir – entscheiden müssen, was unternommen werden soll. Vielleicht können wir sie am Kadarin aufhalten, doch für den Augenblick haben wir einen Laran -Schutzschirm über die Burg gelegt … einen solchen Angriff werden sie nicht wiederholen, aber natürlich können wir den Schirm nicht lange aufrechterhalten; wir brauchen dazu vier Männer und einen Jungen. Die Feinde müssen gewußt haben, daß die Armee hier war, und wollten Verwirrung stiften, damit wir nichts von ihren Absichten merkten … Doch jetzt muß ich mich um die Verwundeten kümmern. Und für dich, Melora, gibt es Arbeit genug bei den Frauen. Wie üblich bei jedem Tumult haben sich zwei oder drei genau diesen Zeitpunkt ausgesucht, um ihr Kind zu bekommen – es sind eine von den Hofdamen und eins der Küchenmädchen und, ja, eine der Wäscherinnen der Armee. Deshalb ist mehr zu tun, als eine Hebamme allein schaffen kann. Avarra sei gepriesen, eine Priesterin Avarras war hier, nur die Göttin weiß, wieso, und sie hat sich ihrer angenommen. Aber es sind auch Frauen von fallenden Steinen verletzt worden, und wenn du dich den Heilerinnen anschließen willst, Melora …«
    »Selbstverständlich.« Melora ging in den anderen Teil der Halle hinüber, und nach kurzem Überlegen folgte Bard ihr. Carlina hier und als Priesterin Avarras! Wenn er zum König dieses Landes gekrönt worden war, sollte sie die Königin sein …
    Er fand sie, wie sie sich über eine Frau beugte, deren Arm und Bein, ein Auge und der Schädel verbunden waren. Sie sah Melora zuerst und fragte kurz: »Seid Ihr eine Heilerin, und versteht Ihr etwas von Entbindungen? Eine Frau hat bereits Kinder geboren, und ich kann sie ohne Sorge ihren Zofen überlassen. Aber diese Frau wird sterben, und da liegt eine in den Wehen, die über dreißig ist und ihr erstes Kind bekommt, und dann ist da noch eine junge Erstgebärende …«
    »Ich bin keine Hebamme, aber ich bin eine Frau, und ich habe ein bißchen von der Heilkunst gelernt«, antwortete Melora, und Carlina sah ihr im Licht der abgeschirmten Lampe voll ins Gesicht.
    »Melisandra …« Sie unterbrach sich und blinzelte. »Nein, Ihr seht ihr nicht einmal sehr ähnlich. Ihr müßt ihre Schwester sein, die Leronis – es ist jetzt keine Zeit, zu fragen, wie Ihr hergekommen seid. Aber ich segne Euch im Namen Avarras! Dann werdet Ihr mir bei den Verwundeten helfen?«
    »Gern«, sagte Melora. »Wo sind die Frauen in Wehen?«
    »Wir haben sie in jenen Raum dort getragen, es war einmal das Arbeitszimmer des alten Königs … ich werde gleich zu Euch kommen.« Carlina beugte sich erneut über die sterbende Frau, legte eine Hand auf ihre Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Sie wird nicht wieder erwachen«, sagte sie und ging auf das Zimmer zu, in das sie Melora geschickt hatte. Aber Bard faßte sie leicht am Ärmel.
    »Carlie«, sagte er.
    Sie riß sich erschrocken los. Doch dann spürte sie wohl an seiner Stimme, daß er keine Bedrohung für sie darstellte. Sie stieß den angehaltenen Atem aus. »Bard … ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen …«
    Er sah die dunkel verfärbte Stelle auf ihrer Wange. Gnädige Avarra, das habe ich ihr angetan … Aber er hatte keine Zeit, sich zu schämen oder zu bemitleiden. Er konnte Carlina jetzt nicht einmal um Verzeihung bitten. Sein Land wurde von Aldaran angegriffen und war in den Händen eines Usurpators.
    »Was ist das für ein Unsinn, ich sei heute nacht gekrönt und mit irgendwem anders verheiratet worden?«
    »Gekrönt, verheiratet? Davon weiß ich nichts, Bard. Ich bin die ganze Zeit, seit der andere Flügel der Burg einstürzte, hiergewesen und habe die Kranken und Verletzten gepflegt. Für etwas anderes hatte ich keine Zeit – ich habe für nichts Zeit gehabt, nur daß ich ein bißchen Brot und Käse gegessen habe …«
    »Ist niemand anders da, der das hier tun kann, Carlie? Du siehst so müde aus …«
    »Oh, ich bin daran gewöhnt, es ist die Arbeit einer Priesterin …«, antwortete sie mit schwachem Lächeln. »Und wenn du es vielleicht auch nicht glaubst, Bard, das ist es, was ich bin. Doch es mag sein, daß ich zu lange behütet wurde. Vielleicht brauchen wir die Priesterinnen eher in der Welt als auf der Heiligen Insel.«
    »Melisandra – ist sie …?«
    »Sie war während des Angriffs bei mir; sie ist

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