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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sehen?«
    »Die was?«
    »Ist doch egal. Wir zeigen’s dir einfach.« Der Junge kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr und sagte dann etwas zu seinem Junior-Joker. Die Bildwände überwölkten sich wieder.
    »Man nimmt an, daß es sich dabei um ein ähnliches künstliches Gebilde handelt wie das, das die Sirianer in der Atmosphäre von Mira Ceti suchten«, sagte er über die Schulter hinweg und hantierte dabei an seiner Lernmaschine. »Viel weiß ich auchnicht darüber. Niemand weiß, wem sie eigentlich gehören, aber es gibt eine ganze Reihe davon. Die Sirianer scheinen auch nicht mehr darüber zu wissen als wir. Jedenfalls sind sie uralt. Wir zeigen dir jetzt das, das der Erde am nächsten liegt.«
    Die Bildwände wurden wieder klar und zeigten die Rückseite des Mondes. Sie standen dicht an der Grenzlinie, vor ihnen kristallisch weiße Gipfel und Krater, neben ihnen die tiefe Schwärze der Mondnacht. Sie blickten in die flache Höhlung eines Kraters hinab, in dem sich irgendwelche Gestalten bewegten.
    »Das ist jetzt nur ein Band ohne Teilnahme«, sagte der Junge. »Sieh zu, solange du magst.«
    In dem Krater stand eine Gruppe von Druckkabinen. Vielleicht waren es Laboratorien, vielleicht auch die Unterkünfte von Wissenschaftlern, die das Gebilde im Mittelpunkt der Szene untersuchten – oder es früher untersucht und dann aufgegeben hatten.
    Er sah wirklich wie eine Kokosnuß aus, wenn man es überhaupt mit etwas vergleichen wollte.
    Es war zottig und annähernd eiförmig. Forrester sah, daß seine rankenähnlichen Auswüchse – oder wie man es sonst nennen wollte – nicht organischer Natur waren. Sie glänzten so hell, daß sie fast gläsern wirkten, und reflektierten und brachen das Sonnenlicht in allen Farben. Verglichen mit den Kabinen schien das Ding etwa die Größe einer Lokomotive zu haben.
    »Es ist leer, Charles«, erklärte das Mädchen. »Sie sind alle leer.«
    »Aber was hat es zu bedeuten?«
    Das Mädchen kicherte. »Wenn du das rauskriegst, sag es uns, ja? Dann werden wir glatt in Phase zwölf versetzt.«
    Aber der Junge sagte freundlich: »Du weißt jetzt ebensoviel darüber wie sonst jemand.«
    »Aber die Sirianer müssen doch –«
    »Nein, Charles. Die Sirianer sind erst viel später gekommen; genau wie wir. Das Ding steht da schon seit ein paar Jahrtausenden.« Er schaltete das Bild ab. »Wie ist es – möchtest du sonst noch etwas wissen?«
    Und ob Forrester noch etwas wissen wollte. Aber er hatte inzwischen begriffen, daß er, je mehr er lernte, nur um so besser verstand, wie wenig er eigentlich wußte.
    Sonderbarerweise war er vorher noch nie auf den Gedanken gekommen, daß die menschliche Rasse alles mögliche erlebt haben mußte, während er tief in seinem Flüssig-Helium-Bad der West-Annex-Anlagen ruhte. Es war wie eine Geschichte in einer Zeitschrift. Man blättert eine Seite um. Zehn Jahre sind vergangen, aber man weiß genau, daß sie nicht wesentlich waren; wenn in der Zwischenzeit etwas Wichtiges passiert wäre, dann hätte der Autor es erwähnt. Aber viel mehr als zehn Jahre waren vergangen, und sie waren wichtig genug. Nur gab es keinen Autor, der die Lücken hätte ausfüllen können.
     
     

10
     
    Als der dritte Tag seiner neuen Beschäftigung anbrach, war erst eine Woche vergangen, seit Forrester aus dem Sanatorium entlassen worden war. Ihm kam sie jedoch vor wie eine Ewigkeit.
    Aber er war bereits dabei zu lernen. Ja, sagte er zu sich selbst – und schüttelte sich feierlich die Hand –, ich mache alle meine Hausaufgaben, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich mir alle Antworten offenbaren und ich meinen richtigen Platz in dieser Heldenclique einnehmen kann.
    In der Zwischenzeit hatte er festgestellt, daß die Arbeit für den Sirianer in keiner Weise unangenehm war. Der einzige Einwand gegen seine Tätigkeit kam von Adne, und er hatte sie seit jenem ersten Tag nicht oft gesehen. Er vermißte sie, aber er hatte jetzt andere Dinge im Kopf. Der Sirianer – er war damit einverstanden gewesen, daß Forrester ihn als männlich ansah, obwohl er dieser Einstufung nicht zustimmte und zu keiner weiteren Erklärung bereit schien – war neugierig und unersättlich, aber geduldig. Wenn Forrester seine Fragen nicht beantworten konnte, gab er ihm Zeit, die Antworten nachzuschlagen. Sein Interesse war überraschenderweise ganz auf die Vergangenheit ausgerichtet. Er gab eine Erklärung dafür – nun ja, wenigstens eine Art Erklärung. In seiner Sicht, sagte er, sei

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