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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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eine Pause von ein oder zwei Sekunden. Sogar Forrester erkannte die Bedeutung dieses Vorfalls, denn wenn die Computerschaltungen zögerten oder nach einer Antwort suchten, dann mußte es sich um ein bemerkenswertes Problem handeln. Doch der Joker sagte nur: »Können Sie mir ein Beispiel geben, Mensch-Forrester?«
    »Nicht direkt. Er läßt mich nur einige merkwürdige Sachen machen. Darf er mich zum Beispiel hypnotisieren wollen?«
    Nach einer weiteren Pause sagte der Joker: »Ich weiß es nicht, Mensch-Forrester, aber ich rate Ihnen zur Vorsicht.«
    Vorsichtig bin ich ja, überlegte Forrester, aber auch verwirrt.
     
    Der Sirianer wiederholte seinen Vorschlag, Forrester zu hypnotisieren – »um tiefenpsychologische Beziehungen und vergrabene Traumata deiner Vergangenheit zu erkennen« – nicht mehr, aber er war auch weiterhin schwer zu verstehen. Ließ ihn das Wesen im Augenblick noch über das zwanzigste Jahrhundert berichten, so verlangte es launisch im nächsten Moment bereits Erklärungen über den Arianischen Streit, der fast zwei Jahrtausende früher stattgefunden hatte. (Forrester hatte um Zeit bitten müssen, um die Irrlehren zu erforschen, die sich um den Unterschied zwischen den Begriffen »Homousie« und »Homoiusie« gebildet hatten. Doch selbst danach verstand er das Problem nie ganz {1} .) Freundlicherweise bot der Sirianer ihm an, seine Jokergebühren als Spesen zu übernehmen, weigerte sich aber andererseits, ihm die Reisekosten für eine Fahrt in die tiefsten Grüfte von Shoggo zu erstatten, wo Forrester nach Aufzeichnungen über die aufgegebenen Kuppelsiedlungen auf dem Saturn gesucht hatte. ›Launisch‹ war das einzig richtige Wort dafür.
    Forrester kam der Gedanke, das Siriuswesen könne einfach nur einsam sein. Es wies jedoch sein Angebot, es in seinem Quartier besuchen zu kommen, zurück. Und soviel er sehen konnte, zeigte es auch kein Interesse an dem Schicksal seiner zehn Artgenossen, die auch auf der Erde im Exil lebten.
    »Erkläre mir den bürgerlichen Ehevertrag!« Und Forrester, der das Ganze als Spiel betrachtete, versuchte dem Sirianer den Sexualtrieb und die Gründe für eine Familienbildung zu beschreiben, durch die eine formale Einrichtung entstanden sei, um ein an sich unregelmäßiges Verhalten zu regulieren. – »Es gibt Handelsmarken!« dröhnte die hohle und leere Stimme, und Forrester tat sein Bestes, die schwierigen Zusammenhänge des Einzelhandelssystems zu erklären. – »Entweder hat man gegen bindende gesetzliche Bestimmungen verstoßen oder man hat nicht«, stellte der Sirianer fest, und daraus entstand die langwierigste Unterhaltung, die sie führten. So sehr sich Forrester auch anstrengte, er konnte ihm die Vorstellung einer persönlichen Ethik anscheinend nicht vermitteln – die Vorstellung von Gesetzen, die man nicht verletzte, da sie moralisch richtig waren, und von Gesetzen, die jeder freudig übertrat, dem sich dazu Gelegenheit bot, da sie moralisch gesehen unerheblich waren.
    Er spürte, daß der Sirianer ihm leid tat. Dessen Hausaufgaben waren sogar noch schwieriger als seine eigenen.
    Doch auch Forrester durfte seine Hausaufgaben nicht vernachlässigen. Er befahl seinem Joker, ihm die Aufnahmen von der ferngesteuerten Erkundung der Sirius-Planeten vorzuführen.
    Er hatte die Sirianer bisher für Papiertiger gehalten, aber nun erkannte er die Krallen. Das ganze sirianische System war eine ausgedehnte militärische Anlage, von Festungen umgeben, zwischen denen große, schnelle Kriegsschiffe wie Wespen herumschwirrten. Insgesamt gab es ein Dutzend Planeten, wovon zwei trojanische Begleiter von Sirius B waren. Die restlichen waren normale Satelliten des großen weißen Sterns. Alle waren bewohnt. Alle waren befestigt.
    Die irdischen Aufklärungssonden hatten das Glück – oder, wenn man will, auch das Unglück – gehabt, manöverähnliche Kriegsspiele beobachten und aufnehmen zu können. Die Sirianer nahmen ihre Kriegsspiele ernst. Die kommentierten und geschnittenen Filme zeigten eine Verschwendung von Lebewesen und Material, wie sie nur ein ausgedehnter Krieg rechtfertigen konnte. Etwa hundert der großen Schiffe waren beschädigt, ei nige davon völlig zerstört worden. Ein Geschwader nahm den eisigen Satelliten eines der äußeren Planeten aufs Korn … Und der Satellit verwandelte sich vor Forresters Augen in einen glühenden Schlackenhaufen.
    Das war alles. Die Techniker an den Sonden hatten klar erkannt, wann sie genug gesehen hatten. Es war

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