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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sich näher zu erkundigen. Von ihnen abgesehen war niemand in Shoggo zu sehen.
    Er lief ziellos umher und schüttelte den Kopf.
    Die langen Tage seines sich selbst auferlegten Exils hatten den größten Teil seiner Schuldgefühle verschwinden lassen. Er empfand jetzt weder Angst vor der Entdeckung noch Erniedrigung; sicher, der Sirianer hatte ihn als ein Werkzeug benutzt, aber wenn er es nicht gewesen wäre, wäre es irgendein anderer gewesen. Jetzt machte er sich jedenfalls erst mal mehr Sorgen um diese Welt. Das Jahr 2527 war für ihn eine große Enttäuschung. Er konnte sich an kein anderes Zeitalter erinnern, in dem die Bevölkerung auf eine tödliche Bedrohung mit einer derartigen Selbstmordwelle geantwortet hätte. Es war einfach verrückt …
    Natürlich, erinnerte er sich, hat der Tod für diese Leute nicht mehr die gleiche Bedeutung wie für meine Zeitgenossen. Der Tod ist nicht mehr unbedingt ein Dauerzustand. Er ist so etwas wie eine Flucht in ein neutrales Land, um dort das Ende des Krieges abzuwarten, und der Himmel mag wissen, wie viele Bei spiele es im zwanzigsten Jahrhundert dafür gegeben hat.
    Trotzdem hielt Charles Forrester die Welt von 2527 für feige.
    Er holte tief Luft und brüllte: »Ihr seid alle Feiglinge! Die Welt ist ohne euch besser dran!« Seine Stimme hallte hohl zwischen den großen harten Gebäudefassaden wider.
    »Mensch-Forrester«, sagte der Joker, »haben Sie mich angesprochen?«
    »Habe ich nicht. Halt die Klappe«, sagte Forrester. »Nein, lösche das. Ruf mir ein Taxi.« Und als es kam, lenkte er es zurück zu der breiten Luftkissenstraße, wo er und Jerry Whitlow sich als zwei Verlorene verborgen hatten. Aber es gab offenbar keine Verlorenen mehr, wohin er auch blickte, so laut er auch nach ihnen rief. »Bring mich zu Adne Bensens Wohnung«, befahl er, und das Taxi flog ihn in das Eingangstor in halber Höhe des Gebäudes, das sie beide bewohnt hatten, aber da war ebenfalls niemand zu sehen. Nicht auf den Straßen, nicht auf den Fluren, noch nicht einmal in dem Apartment, nachdem Forrester dem Joker befohlen hatte, ihn einzulassen.
    Er bestellte sich eine Mahlzeit, saß traurig auf der Kante eines Sofas im Zimmer der Kinder und fühlte sich im Stich gelassen. Als er aufgegessen hatte, sagte er: »Joker, versuch noch mal Taiko zu erreichen.«
    »Jawohl, Mensch-Forrester … Es gibt keine neue Botschaft, Mensch-Forrester«
    »Komme mir nicht damit! Versuch’s mit Prioritätsstufe, wie du das bei mir immer machst.«
    »Sie besitzen nicht die Vollmacht, einer Mitteilung Priorität zu verleihen, Mensch-Forrester.«
    »Doch, wenn ich sage, daß ich ihn töten will«, sagte Forrester listig. »Dann mußt du ihm meine Absicht mitteilen, stimmt’s?«
    »Das muß ich tatsächlich, Mensch-Forrester, aber nicht, bevor Sie die entsprechenden Bürgschaften und Garantien hinterlegt haben. Solange Sie das nicht getan haben, kann Ihre Nachricht nicht wirksam werden. Möchten Sie sie hinterlegen, Mensch-Forrester?«
    »Ach«, sagte Forrester und dachte an das Ausfüllen von Formularen und an das Unterschreiben von Dokumenten, »ich glaube nicht. Nein. Gibt es denn keine Möglichkeit, zu ihm durchzukommen?«
    Der Joker sagte: »Ich habe eine aufgezeichnete Botschaft von ihm, die ich auf der Bildwand vorführen kann, wenn Sie es wünschen, Mensch-Forrester. Sie ist allerdings nicht direkt an Sie gerichtet.«
    »Dann führ mir den verdammten Kerl doch endlich vor«, befahl Forrester. »Und mach ein bißchen fix!«
    »Jawohl, Mensch-Forrester.«
    Die Bildwand leuchtete gehorsam auf; aber es erschien nicht Taiko Hironibi darauf. Eine große, kräftige Frau, deren Äußeres Respekt einflößte, sagte: »Das Mädchen Goldlocke und die schrecklichen Bären!«
    Der Joker verteidigte sich: »Es ist ein Fehler aufgetreten, Mensch-Forrester. Ich bin bereits mit der Untersuchung beschäftigt.«
    Forrester war überrascht. »Was, zum Teufel, ist denn los?« schrie er. Die Stimme fuhr fort: »Bären! Denke an Bären. Große beißende Wesen mit zottigem Fell, die nach Tierschweiß und Fäulnis riechen. Ein Bär kann einen Menschen töten – seinen Kopf zerquetschen, zermalmen; sein Rückgrat zerbrechen, zerschmettern; sein Herz zerreißen, zerfetzen.« Bei jedem Wort führte das Bild der Frau das Quetschen, Brechen und Zerreißen vor.
    »He«, sagte Forrester, »ich habe keine Kindergeschichten bestellt.«
    Der Joker entschuldigte sich wieder: »Die technischen Schwierigkeiten werden gerade analysiert,

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