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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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brennt, stillen kann. Aber ich spüre, daß ich sie hier nicht finden werde.
    Doch nicht allein nach Antworten verlangt mich. Fast ebenso sehr wünsche ich mir, daß sich der dunkle Strom fortsetzen möge, der wie aus dem Nichts in mich geflossen ist. Im Gegensatz zum vorherigen Mal ist es mir diesmal gelungen, ihn festzuhalten und bis zur Neige auszukosten. Und es ist in der Tat, wie ich es erahnt habe: Er, oder etwas in ihm, belebt mich; auf eine Weise, der etwas Süchtigmachendes anhängt. Ich möchte mehr davon, denn es läßt jenes Gefühl schwinden, daß mir suggeriert, ich sei eine Fremde - nicht nur an diesem Ort, sondern selbst in dieser Welt . eigentlich sogar im Leben an sich ...
    Ich gehe aus dem Haus, sehe mich umgeben von Wiesen und Wäldern. Hügel verwehren mir den Blick in die Ferne. Doch ich spüre, wohin mein Weg mich führen muß. Etwas führt mich.
    Lockt mich.
    Ich kann gar nicht anders, als ihm zu nachzugeben und zu folgen. Aber ich würde mich dem namenlosen Locken auch gar nicht widersetzen wollen.
    Denn hinter den Hügeln warten Antworten auf mich.
    Antworten und mehr.
    Das Leben selbst.
    *
    »Nun werd nicht müde, Alter. Wir haben's doch bald geschafft!«
    Karel ließ die Peitsche über dem Kopf des Braunen knallen, der sich darob aber nicht merklich ärger ins Zeug legte. Wohl weil er längst zu taub war, als daß er es noch gehört hätte. So rumpelte der Karren weiter in jenem Tempo durch die tiefen Spurrillen des Weges, daß selbst ein altes Weiblein bequem nebenher hätte laufen können.
    Karel verzichtete darauf, den Kutschgaul weiter antreiben zu wollen. So würden sie die Stadt wohl erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen. Aber vielleicht war es ja auch besser, die Fracht, die er hinten im Karren mit sich führte, im Schutze der Nacht zu übergeben. Allzu leicht konnte man ihm einen Strick aus dem Geschäft drehen, wenn falsche Augen Zeuge wurden.
    Er seufzte schwer, und es klang in der Tat bedauernd. Manchmal gefiel das Geschäft, das er betrieb, ihm nämlich bei weitem nicht in dem Maße, wie er sich selbst oft einzureden versuchte und wie andere, die darum wußten, es glauben mochten. Manchmal kam Karel sich vor wie der Schuft, der er war. Aber meistens genügte dann ein Gedanke daran, wie er früher sein Geld verdient hatte, um ihn solcherlei Melancholie vergessen zu lassen.
    Nein, einfacher war diese Art des Broterwerbs allemal, verglich er sie mit dem Leben, das er als Söldner geführt hatte. Den Kopf hatte er hingehalten für Auseinandersetzungen, die nicht die seinen gewesen waren. Und oft genug war man ihm und jenen, die an seiner Seite ins Feld gezogen waren, den Sold schuldig geblieben. Dann hatten sie noch froh sein dürfen, wenn ihnen das Leben geblieben war .
    Nein, da gefiel ihm seine jetzige Profession schon besser. Nur nachdenken durfte er halt nicht darüber; nicht zu sehr jedenfalls. Aber das war nicht so einfach, wenn er hier auf dem Kutschbock saß und hinter sich die jungen Dinger aufschreien hörte, wenn der Karren wieder mal über einen besonders großen Stein fuhr und die »Fracht« durchgebeutelt wurde .
    Inzwischen ahnten die Mädchen vielleicht, daß Karel nicht der war, der er zu sein vorgab. Mit allerlei Versprechungen pflegte er sie von den Höfen und aus den Dörfern ihrer Alten wegzulocken. Ein Leben im Wohlstand malte er ihnen in schillerndsten Farben aus, wenn er ihnen wie zufällig über den Weg lief. Die reichen Herren der Stadt, versprach er ihnen, würden sich die Finger lecken nach solcher Anmut, und sie würden jeden Dienst reich belohnen und dafür Sorge tragen, daß keines ihrer Mädchen Not litt ...
    Nun, so ganz und gar gelogen war das nicht. Karel beruhigte sich selbst mir der Darstellung, daß er den leichtgläubigen Hühnern, die von der harten Arbeit und dem kargen Leben auf dem Lande die Nase voll hatten, nicht alles erzählte. Daß sie nur den geringsten Teil des Geldes, das die Herren dafür zahlten, daß sie die Beine breitmachten, selbst bekamen, merkten sie schon selbst. Wenn Karel längst wieder mit seinem Karren kreuz und quer durchs Land fuhr, um nach »neuer Fracht« Ausschau zu halten .
    Vorzugsweise von solcher Güte, wie er sie jetzt erblickte!
    »Ich glaub', ich träume!« entfuhr es ihm. Fast unbewußt griff er in die Zügel und hieß dem Gaul zu halten. »Brrr, Alter, bleib stehen.«
    Diesen Befehl wenigstens verstand das Pferd. Schnaubend verhielt es, während der Karren hinter ihm knarrend und quietschend zum

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