Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
anzündeten.
„Wenn du mich ins Bett bringen wolltest, war das eine prima Idee von dir“, meinte Leon zur Katze und gähnte herzhaft. „Ich bin total müde.“
Doch Kija hatte offenbar etwas anderes im Sinn. Sie lief zu Furrers Mantel und legte eine Pfote auf den linken Ärmel.
„Was ist?“, fragte Kim. Sie kauerte sich neben die Katze.
Kija fuhr die Krallen aus und kratzte über den Stoff des Mantels. Ihre Augen waren weit geöffnet, die Ohrmuscheln nach vorn gedreht.
„Vielleicht will sie ja spielen“, vermutete Leon und ließ sich auf seinen Strohsack fallen.
„Unsinn“, widersprach Kim. „Sie will uns auf etwas hinweisen. Auf etwas, das mit diesem Mantel zu tun hat!“ Sie begann den Ärmel abzutasten. „Was ist denn das?“, fragte sie plötzlich.
Seufzend erhob sich Leon und kam mit Julian zu ihr.
„Hier, spürt ihr das auch?“, meinte Kim. „In dem Ärmel knistert etwas.“
Leon und Julian tasteten den Ärmel ab.
„Stimmt, sieht so aus, als wäre da etwas eingenäht!“, rief Leon.
Kim stand auf. „Wir brauchen etwas Spitzes“, sagte sie aufgeregt. „Gib mir mal dein Taschenmesser, Julian.“
Vorsichtig schlitzte Kim eine Naht des Ärmels auf. Die Katze ließ das Mädchen nicht aus den Augen und wurde immer aufgeregter. Ihr Schwanz peitschte von einer Seite auf die andere.
Jetzt war die Naht geöffnet. Behutsam griff Kim in das Futter und förderte ein paar Blätter und Wurzeln zutage. Die Pflanzen hatten eine seltsame Form. Sie glichen einem menschlichen Körper, dem Blätter aus dem Kopf wuchsen.
Leon schüttelte den Kopf. „Was soll das sein? Eine Notration an Essen?“
„Nein, das kann nicht sein“, meinte Kim. „Niemand würde sich solche Mühe geben, eine Notration zu verbergen. Ich glaube eher, dass es sich um eine kostbare Pflanze handelt.“
„Worauf willst du hinaus?“, wollte Julian wissen. Dann dämmerte es ihm. „Meinst du etwa, dass dieses Zeug etwas mit dem Teufelstrank zu tun hat?“
Kim runzelte die Stirn. „Möglich wäre es. Sicher ist, dass diese Kräuter sehr wertvoll sein müssen. Sonst hätte Furrer niemals ein so gutes Versteck für sie ausgewählt.“
„Und genau dieses Versteck hat der Mörder nicht gefunden“, wisperte Julian. „Aber Kija ist es geglückt!“
Anerkennend streichelte er der Katze über den Kopf. Sie begann zu schnurren.
„Mein Gott, muss dieses Kraut wertvoll sein, wenn man deswegen jemanden umbringt“, meinte Leon. Er nahm eine der Wurzeln und betrachtete sie im Kerzenschein. „Was ist das für eine Pflanze?“
„Das sollten wir herausfinden, natürlich ganz unauffällig“, schlug Kim vor. „Und zwar gleich morgen. Lasst uns Quirinus besuchen. Er kennt sich doch bestens mit Kräutern aus. Der alte Gottfried käme ebenso infrage.“
„Oder Adalung. Er ist auch ein Pflanzenexperte“, ergänzte Julian.
„Lieber Quirinus“, meinte Leon. „Der ist viel netter als der Abt.“
„Da hast du allerdings Recht“, stimmte Kim ihm zu. „Jetzt brauchen wir aber auch ein gutes Versteck für die Blätter und die Wurzeln.“
Julian streckte die Hände aus. „Gebt sie mir. Ich kann sie in dem Beutel an meinem Gürtel verwahren.“
„In Ordnung. Aber pass gut auf!“, ermahnte ihn Kim.
„Natürlich, was glaubst denn du?“, erwiderte Julian leicht ungehalten. „Ich werde das Kraut nicht aus den Augen lassen.“
„Das meine ich nicht“, sagte Kim. „Du sollst auf dich gut aufpassen! Denn du bist jetzt im Besitz einer Sache, für die jemand offenbar über Leichen geht! Und vielleicht ist dieser Jemand sogar hier in der Herberge!“
Julian schluckte. Das hatte er gar nicht bedacht. Seine Hände schlossen sich um die Pflanze. Er ärgerte sich, dass seine Finger leicht zitterten.
Im Kräutergarten
Am nächsten Morgen erwähnten die Freunde ihre nächtliche Entdeckung niemandem gegenüber. Julian hütete die Wurzeln und Blätter wie einen kleinen Schatz. Die Freunde verrichteten ihre gewohnte Arbeit in der Herberge. Wenzel wirkte mürrisch und misstrauisch. Immer wieder glaubte Julian, dass der Wirt ihn scharf musterte. Aber das mochte auch nur Einbildung sein. Dennoch blieben Julian und seine Freunde auf der Hut und versuchten ihrerseits, den Wirt im Auge zu behalten.
Auch an diesem Nachmittag konnten die Gefährten die Herberge verlassen. Wenzel hatte sich mit Magenschmerzen zurückgezogen.
„Wir könnten einen der Mönche nach einem Aufguss fragen, der den Schmerz lindert“, hatte Kim scheinheilig angeboten.
Doch Wenzel hatte nur
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