Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
gebrummt: „Nein, lasst nur. Ich traue diesem ganzen Zeug nicht. Jetzt lasst mich in Ruhe. Verschwindet!“
Nur zu gerne kamen die Freunde diesem Befehl nach.
„Wir sollten zum Kräutergarten gehen“, schlug Kim vor. „Vielleicht finden wir dort Quirinus.“
Kurz darauf kamen sie zu dem Zaun, der den Garten einfriedete. Von ihrem Standort war niemand zu sehen.
„Meint ihr, wir können da einfach hineingehen?“, fragte Julian.
„Na klar“, erwiderte Kim und zog das Gartentor auf.
Die Freunde tauchten in die Welt des Lorscher Kräutergartens ein. Sauber angelegte Beete reihten sich aneinander. Hier und dort rankten Pflanzen an Stäben empor. Mal duftete es lieblich, mal eher streng und würzig. An einem Beet mit Baldrian blieb Kija stehen und schnüffelte begeistert. Nur mit einiger Mühe konnte Kim sie dazu bewegen, weiterzulaufen.
An einem Beet stand gebückt ein Mönch. Dort wuchs ein hohes Kraut mit weißen Blüten. Als der Mönch die Schritte hörte, richtete er sich auf. Es war Quirinus.
„Gott grüße euch!“, rief er fröhlich. „Was führt euch in unser Herbarium?“
„Dem Wirt Wenzel geht es nicht besonders“, erzählte Kim freundlich. „Er hat Probleme mit dem Magen.“
„Der Ärmste“, meinte Quirinus. „Aber vielleicht sind wir hier genau richtig. Wisst ihr, was das ist?“ Er deutete auf die Pflanzen vor ihm.
Die Freunde schüttelten die Köpfe.
„Es ist Kümmel“, erklärte Quirinus. „Jetzt im Sommer können wir die Samen ernten. Mit Wasser aufgekocht lösen sie Krämpfe und stärken den Magen. Ich werde euch nachher ein Säckchen davon für den Wirt Wenzel mitgeben. Soll ich euch ein wenig im Herbarium herumführen?“
„Oh ja, sehr gern!“
Quirinus wanderte mit den Freunden durch den Garten und erklärte ihnen den Nutzen der verschiedenen Kräuter. Vor einem fast zwei Meter hohen Gewächs mit violetten Blüten blieb er stehen.
„Das ist das Beinwell. Es braucht viel Sonne und einen feuchten Boden. Aus den Wurzeln machen wir Umschläge, die sehr gut gegen Quetschungen und Verstauchungen sind“, dozierte der Botanicus.
„Wirklich sehr interessant“, sagte Julian. Nervös knetete er den Beutel an seinem Gürtel. Sollte er es wagen, den Fachmann zu fragen, was es mit der geheimnisvollen Wurzel auf sich hatte?
Inzwischen war Quirinus weitergegangen und deutete auf ein Beet mit kleinen, orangefarbenen Pflänzchen. „Seht nur, die Ringelblume“, rief er. „Ein sehr genügsames Pflänzchen mit großer Heilwirkung. Sehr gut zu gebrauchen als Aufguss gegen Entzündungen im Mund.“
Julian warf seinen Freunden fragende Blicke zu. Sowohl Leon als auch Kim nickten.
„Quirinus“, hob Julian an. Der Mönch drehte sich um und sah den Jungen aufmunternd an. „Ich habe hier etwas, das wir dir zeigen wollen.“ Julian nahm den Beutel vom Gürtel, öffnete ihn und zeigte dem Mönch die Blätter und Wurzeln.
„Kannst du uns sagen, was das ist?“, fragte Julian.
Quirinus kniff die Augen zusammen. „Hmh“, meinte er. Eine Minute verstrich, in der Quirinus die Pflanzen genau untersuchte. „Das habe ich noch nie gesehen“, sagte der Mönch schließlich. „Es scheint mir aber keine Heilpflanze zu sein, denn sonst müsste ich sie eigentlich kennen. Ihr könnt sie aber gerne bei mir lassen. Ich könnte sie noch eingehender untersuchen oder den Mitbrüdern zeigen, die sich ebenfalls mit Kräutern auskennen.“
„Nein, vielen Dank“, sagte Julian schnell, griff nach den Pflanzen und verstaute sie wieder in dem Beutel an seinem Gürtel.
„Wie ihr wollt“, sagte Quirinus. „Dann lasst mich euch diese Pflanze hier erläutern. Die Malve …“
Noch eine halbe Stunde erklärte Quirinus den dreien die verschiedenen Heilpflanzen in seinem Kräutergarten. Dann schlug die Kirchturmglocke.
„Oh, ich muss in die Kirche“, sagte der Mönch. „Der Gottesdienst zur Nona steht an. Alle drei bis vier Stunden versammeln wir uns zum Gebet. Ich muss mich beeilen! Macht’s gut! Gott sei mit euch!“
„Jetzt sind wir auch nicht schlauer als zuvor“, bedauerte Leon, sobald der Mönch außer Hörweite war.
„Wir sollten zu Adalung gehen. Immerhin hat er Quirinus ausgebildet. Vielleicht weiß er, was es mit dem Kraut auf sich hat“, meinte Kim.
„Lieber nicht“, sagte Julian. „Ich mag den Abt nicht. Er ist irgendwie so … unheimlich. Lasst uns lieber diesen alten Gottfried suchen.“
Doch Kim und Leon wollten zuerst zu Adalung. Er sei bestimmt viel gebildeter als Gottfried, argumentierten sie.
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