Die Zeitdetektive 10 - Falsches Spiel in Olympia
gesenkten Köpfen hingen sie ihren Gedanken nach.
Julian fühlte sich angesichts dieser einmalig schönen Statue absolut winzig. Kein Wunder, dachte er, dass diese Arbeit zu den Sieben Weltwundern zählt. Einmal mehr war er überglücklich, dass seine Freunde und er die Möglichkeit hatten, diese Pracht zu sehen. Doch er wusste, dass er sich von der Heiterkeit, die die Statue verströmte, nicht blenden lassen durfte. Draußen, außerhalb der Tempelmauern, lief ein Attentäter herum, den sie stellen wollten. Hatte der Kerl auch die Quadriga manipuliert?
Ihre Chance kam viele Stunden später beim großen Fest. Inzwischen hatte sich die Dunkelheit über die Altis gesenkt, und der Vollmond stand rund und weiß am Sternenhimmel. Auf dem Festplatz loderten Feuer. Das Fleisch der Opferstiere wurde an Spießen gebraten und Weinkrüge machten die Runde. Auch Diotimos, seine Söhne und der Arzt feierten kräftig mit. Längst waren sie nicht mehr nüchtern, bis auf Milon, der sich zumindest beim Trinken zurückhielt. Schließlich stand morgen noch sein Kampf auf dem Programm.
Die Freunde spielten Kellner, brachten Getränke und Essen herbei. Kurz vor Mitternacht gestattete Diotimos ihnen, sich zurückzuziehen.
„Na endlich“, sagte Kim erleichtert. „Jetzt schnell zur Werkstatt.“
„Wir brauchen Licht“, bremste Leon sie. „Das besorgen wir uns im Gasthaus.“ Die Freunde liefen zu Elipas Reich und holten sich ein Öllämpchen aus ihrem Zimmer. Kurz darauf erreichten sie die Werkstatt, die aus einem gedrungenen Hauptgebäude und einem geräumigen Schuppen bestand.
Plötzlich miaute Kija.
Kim beugte sich zu ihr hinab. „Was ist?“, wisperte sie.
Wieder miaute die Katze. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Kija starrte in die Dunkelheit, dorthin, wo hinter der Werkstatt ein knorriger Olivenbaum seine Zweige in den Himmel streckte. Hatte sich da gerade etwas bewegt? Kim war sich nicht sicher. Aber dennoch bekam sie eine Gänsehaut.
„He, Jungs, könnte sein, dass man uns beobachtet“, raunte sie.
„Bist du dir sicher?“, wisperte Julian.
„Nein, eben nicht. Aber schaut doch mal unauffällig zu dem dicken Baum da hinten.“
Leon bückte sich, als müsse er einen Riemen an seiner linken Sandale festziehen und spähte vorsichtig zu dem Baum hinüber. Nichts, alles schien friedlich zu sein.
„Ich glaube, du hast dich geirrt“, flüsterte er Kim zu, sobald er sich wieder aufgerichtet hatte. „Und jetzt kommt.“
Sie begannen, um die Werkstatt herumzulaufen. Die Tür war natürlich verschlossen. Und vor den beiden Fenstern waren Schlagläden angebracht.
„Zu dumm, da kommen wir nicht rein“, murmelte Kim enttäuscht.
„Und was machen wir jetzt? Es werden noch Vorschläge angenommen!“
Julian und Leon schwiegen, aber Kija maunzte und lief los. Die Freunde ahnten, dass das kluge Tier ihnen etwas zeigen wollte und folgten ihm.
Kija glitt zu dem unscheinbaren Schuppen und stupste mit ihrer Nase gegen dessen Tür. Leon drückte dagegen, und die Tür schwang knarzend zurück. Mit klopfenden Herzen gingen die Kinder Schritt für Schritt in den Schuppen hinein. Aller möglicher Plunder lag hier herum: zerborstene Räder, verschlissene Lederriemen und verbogene Metallteile.
Kija lief weiter und die Freunde hielten sich dicht hinter ihr. Sie gelangten zu einer weiteren Tür, die den Schuppen mit der Werkstatt verband, doch diese war fest verschlossen.
Seufzend hielt Leon das Lämpchen hoch über seinen Kopf. Die Kinder sahen sich um. Gab es wirklich keine Möglichkeit, in die Werkstatt zu gelangen?
Plötzlich stieß Leon einen leisen Pfiff aus. „Seht doch mal“, rief er und deutete in die hinterste Ecke des Schuppens, wohin kaum noch Licht fiel. „Da steht eine Quadriga!“
Die Freunde bahnten sich einen Weg durch das Gerümpel und standen vor Diotimos’ Wagen!
Augenblicklich begannen die Gefährten, die Quadriga unter die Lupe zu nehmen. Sogar das Zaumzeug war da, wies jedoch keinerlei verdächtige Spuren oder Beschädigungen auf. Auch die Räder waren völlig intakt, sogar das, was vom Wagen abgebrochen war.
Schließlich untersuchte Leon im Schein des Öllämpchens die gebrochene Achse. Dafür musste er sich auf den Rücken legen. „Das gibt es doch nicht“, stieß er unvermittelt hervor. „Seht mal her! Hier unten!“
Julian und Kim legten sich neben Leon.
Leon deutete auf das Holz. „Die Achse ist fast ganz gerade durchgebrochen, ein glatter Bruch sozusagen. Und hier verläuft ein
Weitere Kostenlose Bücher