Die Zeitdetektive 10 - Falsches Spiel in Olympia
langsam“, bremste Julian ihn. „Wir müssen uns erst mal einlesen. Wir haben doch überhaupt keine Ahnung, welches Jahr sich für eine Zeitreise anbietet.“
„Richtig“, stimmte Kim ihm zu. „Außerdem habe ich heute Nachmittag noch meinen Töpferkurs. Ich habe erst ab fünf Uhr Zeit für ein kleines Abenteuer!“
Als sie sich pünktlich um fünf Uhr in der uralten Bibliothek trafen, war Kim nicht allein. Die ungewöhnlich kluge und rätselhafte Katze Kija sprang aufgeregt um ihre Beine herum. So, als wisse sie ganz genau, dass heute noch ein besonders magischer Moment bevorstand – eine Zeitreise mit Tempus.
Die Bibliothek hatte um diese Uhrzeit bereits geschlossen. Doch Julian hatte einen Schlüssel zum Reich der Bücher. Und so streiften die Freunde kurz darauf durch die langen Reihen von Bücherregalen. Nach und nach bewaffneten sie sich mit Geschichtsbüchern zum Thema Olympia und hockten sich an die Lesepulte. Die Katze sprang auf Kims Tisch und verfolgte mit großen Augen jede Bewegung des Mädchens, das mit gerunzelter Stirn über dem Text brütete.
„Olympia liegt auf der griechischen Halbinsel Peloponnes am Fluss Alpheios , etwa zwölf Kilometer vom Mittelmeer entfernt“, murmelte sie. „Die Spiele fanden alle vier Jahre zu Ehren des Gottes Zeus statt. Für ihn baute man einen gewaltigen Tempel. Er war 64 Meter lang, 28 Meter breit und 20 Meter hoch! Im Tempel befand sich eine Statue des Gottes, die zu den Sieben Weltwundern zählt.“ Kim betrachtete fasziniert eine Zeichnung der riesigen Statue, die in einer eleganten Säulenhalle stand. Schließlich las sie laut weiter: „Zehntausende von Zuschauern schauten bei den Spielen zu, allerdings durften das nur Männer, unverheiratete Mädchen und Priesterinnen. Die Spiele dauerten fünf Tage. Am ersten Tag legten die Athleten einen feierlichen Eid ab, am zweiten traten die Jugendlichen beim Laufen, Springen und Ringen gegeneinander an. Am dritten Tag gab es Pferderennen, am vierten ein großes Fest für Zeus und am fünften Tag wurden die Sieger unter den teilnehmenden Erwachsenen in den Disziplinen Laufen, Springen, Diskus, Ringen und Boxen ermittelt. Das Ganze war eine Mischung aus Hochleistungssport und Jahrmarkt. Ein absolutes Top-Ereignis!“ Überrascht sah Kim hoch. „Und es gab noch drei andere Spielstätten außer Olympia, wo Wettkämpfe stattfanden. Hättet ihr das gewusst?“
„Nö“, gab Leon zu. „Aber auch in meinem Buch stehen diese anderen Wettkampfstätten: Delphi , Isthmia und Nemea .“
„Stimmt“, sagte Julian. „Und wer bei allen vier Wettkämpfen triumphierte, war steinreich und ein sogenannter Periodonike !“
„Ein was?“
„Pe-ri-o-do-ni-ke“, wiederholte Julian. „Ein richtiger Supermann. Wartet …“ Er beugte sich dicht über sein Buch. „Hier ist auch der Name eines solchen Mega-Sportlers: ein Ringer namens Milon von Kroton . Er gilt als der größte Sportler der Antike. Milon gewann in Olympia und Delphi sechsmal, in Nemea neunmal und in Isthmia sogar zehnmal beim Ringen. Das ist doch unglaublich!“
Leon und Kim kamen zu Julian und blickten ihm über die Schulter.
„Irre!“, stieß Leon hervor. „Dieser Kerl soll täglich siebzehn Pfund Fleisch und siebzehn Pfund Brot gegessen sowie zehn Liter Wein getrunken haben. Schon als Kind hat er angeblich jeden Tag ein Kalb gestemmt, um seine Muskeln zu stählen.“
„Das ist doch garantiert völlig übertrieben“, vermutete Julian.
„Vielleicht“, entgegnete Leon mit glänzenden Augen. „Aber diesen Milon würde ich doch zu gern mal aus der Nähe sehen! Steht in dem schlauen Buch auch, wann er in Olympia gewonnen hat?“
Julian fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang.
„Bingo“, stieß er hervor. „Sein erster Triumph als Erwachsener datiert aus dem Jahr 532 vor Christus. Davor siegte er schon mal als Jugendlicher.“
Leon schlug seinem Freund auf die Schulter. „Was brauchen wir noch mehr? Der richtige Ort, das richtige Jahr und der größte Sportler aller Zeiten. Das ist besser als jede Übertragung im Fernsehen. Wir können live dabei sein: in der Antike! Seid ihr bereit?“
Keine zwei Minuten später schoben Kim, Leon und Julian das Regal beiseite, hinter dem die düstere Pforte zu Tempus verborgen war. Niemand außer den Kindern kannte diesen geheimnisvollen Raum. Julian hatte schon die Hand an der Türklinke, als er sich zu seinen Freunden umdrehte.
„Was ist?“, fragte Kim ungeduldig. „Das wird nur ein kleiner, höchst
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