Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
entscheiden sollen. Oliv und Gold. Wie im alten Ägypten«, schwärmt sie und sprüht hier und da etwas auf Haaransatz und Spitzen. »Warst du schon mal da? Im alten Ägypten?«
»Nein, ich war noch nie außerhalb der Staaten. Immer nur in den Redwoods und ein paar Mal in San Francisco. Mehr ist nicht drin.«
Ivana flippt fast aus vor Begeisterung, als sich meine Wangen vor Scham rosa färben.
»Na ja, das wird sich jetzt ändern«, meint sie leichthin. »Deine Augenbrauen sind mir zu dicht. Sie lenken von dem Oliv ab. Wir werden sie ein wenig verändern, in Ordnung, Schätzchen?«
Ohne auf meine Antwort zu warten, fährt sie mit einem summenden Gerät über meine Stirn und ich spüre ein leichtes Kribbeln.
»Jetzt noch etwas für den Teint und die Kontraste …«, säuselt Ivana weiter, wobei sie zu einer schlanken Flasche greift, mit deren Inhalt sie mein Gesicht bestäubt.
Zufrieden tritt sie zurück. »Wir lassen deinen Look genau so. Er wirkt absolut authentisch und gleichzeitig fremdartig genug. Überragend! Einfach fabulös! Sieh selbst!«
Mit einem Wisch durch die Luft zaubert Ivana eine spiegelnde Fläche hervor, in die ich blicke und dessen Bild mir einen erstaunten Ruf entlockt.
Meine Haut schimmert in einem hellbronzenen Ton, meine Wangenknochen werden von dem Zartrosa hervorgehoben, über das Ivana eben derart begeistert war, und meine Augen scheinen viel größer zu sein, als ich sie bisher wahrgenommen habe. Manchmal hat mich Carissa geschminkt, eigentlich immer, bevor wir auf Strandpartys gegangen sind, aber so etwas hat selbst sie nicht zu Stande gebracht. In diesen Dingen bin ich absolut talentfrei und nachdem ich mir mehrfach fast ins Auge gestochen habe beim Versuch meine Wimpern in Form zu bringen, habe ich dieser Kunst endgültig abgeschworen.
Doch was Ivana vollbracht hat, hat nichts mit dem Bepinseln von Wangenknochen oder Augenlidern zu tun. In der Tat entdecke ich überhaupt kein Make-up und trotzdem wirkt mein Gesicht ausdrucksstark und klar.
Der Spiegel wirft meinen verblüfften Ausdruck zurück. Bevor ich aber etwas sagen kann, vernehme ich ein hohes Piepen. Es kommt irgendwie aus meinem Kopf. Ich bin mir sicher, dass es nicht von außen kommt, denn Ivana schaut immer noch verzückt auf mich herab, ohne auf den schnell lauter werdenden, schrillen Ton zu reagieren. Ich verziehe gequält das Gesicht und Ivana schüttelt tadelnd ihren vergoldeten Kopf.
»Es piept«, versuche ich zu erklären.
»Ach so. Dein Marker. Sieh nach!«
In der Sekunde, da ich die Hand öffne, verstummt das Piepen.
»Noch 43 Sekunden bis zur Einfahrt«, lese ich vor. »Was bedeutet das?« Mein Herz klopft schneller, die Anzeigetafel flammt sogleich an verschiedenen Stellen rot auf und plötzlich spüre ich Panik.
»Es bedeutet, dass es jetzt losgeht, Schätzchen.« Ivana drückt meine freie Hand, die zu schwitzen beginnt. »Ich werde dich jetzt abschnallen, rate dir aber, sitzen zu bleiben. Schon manche haben das Gleichgewicht verloren und meine Arbeit war umsonst. Du hast noch dreißig Sekunden, atme tief und regelmäßig. Deine emotionalen Beschränkungen sind fast wieder aufgehoben. Versuche stark zu wirken. Das ist wichtig!« Prüfend sieht Ivana in mein Gesicht. Erst als ich nicke, lächelt sie und fährt mit ihrer linken Hand über den Verschluss des Gurts.
»Autorisierung erfolgt«, vernehme ich wie aus weiter Ferne und der Gurt zieht sich geräuschlos ein.
Ivanas Lippen bewegen sich, ich aber höre nur noch tosendes Rauschen. Ich bin taub für ihre Worte, nehme nichts mehr wahr, außer Blut. Mein Blut! Es pumpt wild durch meinen Körper.
Jetzt zeigt der Countdown auf dem Marker nur noch siebzehn Sekunden an!
Ich greife wieder nach Ivanas Hand. Sie schüttelt den Kopf, ihr Blick ist ernst. »Alison, wenn … oben bist, dreh nicht … Zeig … Gefühle, aber dreh …«
Nur noch Wortfetzen … Bedeutungsvoll zeigt Ivana an die Decke, in der plötzlich ein kreisrundes Loch klafft. Johlende Rufe dringen zu mir herab, Getrampel, Beifall. Der Marker piept erneut. Ich öffne meine Finger. Tiefe Rillen zeichnen mein Fleisch, so fest habe ich die Nägel hineingerammt. Trotzdem ist der Text klar lesbar: »Fünf, vier, drei, zwei, eins – Spielstart!«, und ich werde nach oben geschossen. In dieser Sekunde bricht alles über mich herein: Angst, Verzweiflung, das klare Bewusstsein von Gefahr, aber vor allem Wut!
»Was ist das für eine Scheiße, die hier gespielt wird?«, schreie ich aus
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