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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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mehr zu essen gehabt.«
    Der Diener nickte und verkündete: »Ich werde den Koch informieren.«
    »Großartig. Fein.«
    »Darf ich davon ausgehen, dass Sir Henry und Mr Livingstone zu ihren Reisen aufgebrochen sind?«
    »O ja, sie sind schon eine Weile fort«, antwortete Kit, der sich nicht sicher war, wie viel er darüber sagen konnte. »Giles und ich sind allein zurückgekommen.«
    »Wie ich sehe.« Der Diener wandte sich ab, zögerte aber dann. »Benötigt Ihr noch irgendetwas vor dem Abendessen, Sir?«
    »Einen Kleidungswechsel, falls dies nicht zu viele Umstände bereitet«, erwiderte Kit. »Diese hier müssen gewaschen werden.«
    »Natürlich, Sir. Ich werde etwas in Euer Zimmer bringen. Sonst noch etwas?«
    »Nur noch eines. Wie heißt Ihr?«
    »Sir?«
    »Wie soll ich Euch nennen?«
    »Ich bin Sir Henrys Verwalter, Sir. Ihr könnt mich Villiers nennen, wenn Ihr möchtet.«
    »Vielen Dank, Villiers.«
    Der Diener lächelte schmallippig, senkte den Kopf und entfernte sich.
    Kit fand sich in dem Haus rasch wieder zurecht und stieg die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Durch das winzige, dickglasige Fenster drang nur wenig Licht, und es war eindeutig kühl in dem Raum. Kit suchte gerade nach einer Möglichkeit, um die Kerzen anzuzünden, als es an der Tür klopfte und einer der jüngeren Diener verkündete: »Eure Kleider, Sir.«
    Daraufhin öffnete Kit die Tür und nahm das Bündel entgegen. Er dankte dem Diener und bat ihn, die Kerzen anzuzünden. Während der Bursche dieser Aufgabe nachging, breitete Kit seine Wechselkleider auf dem Bett aus. Man hatte ihm eine knielange Hose und ein riesiges Hemd gebracht, dazu ein langes Wams aus blauem Brokat mit schlaff herabhängenden Ärmeln, das bis zur Taille zugeknöpft war und an jeder Seite eine tornistergroße Tasche besaß. Das war die aktuelle Mode, wie er sich in Erinnerung rief.
    Zitternd legte er seine feuchte Kleidung ab und zog die trockenen Sachen an, wobei er wieder einmal von dem Gefühl der Unwirklichkeit seiner Situation beherrscht wurde. Ein Fisch auf dem Trockenen — das bin ich ganz und gar, fuhr es ihm durch den Kopf, während er die dicken Wollsocken überstreifte. Er band die Strümpfe am Knie fest und stieg mit den Füßen in die großen, bootähnlichen Schuhe. Dann erinnerte er sich an seinen Apostellöffel, steckte ihn in eine der Taschen und stapfte anschließend die Stufen hinunter, um für sich ein wärmeres Zimmer zu suchen. Er betrat Sir Henrys Arbeitszimmer, wo im Kamin ein Feuer flackerte. Ein großer Lehnsessel aus braunem Leder war in die Nähe des Kamins gestellt worden. Auf einem kleinen Rundtisch direkt neben dem Sessel befanden sich eine Kristallkaraffe und ein kleiner Zinnbecher. Nahebei stand ein eiserner Halter mit acht hohen Kerzen.
    »Das ist schon besser.« Mit einem Seufzer sank Kit in den dick gepolsterten Sessel. Er streckte seine Beine aus und schob die Füße zum Feuer hin; dann drehte er sich zur Seite und widmete sich der Karaffe. Sie war mit einer wohlriechenden Flüssigkeit gefüllt, bei der es sich, wie Kit nach kurzem Schnuppern befand, wahrscheinlich um Brandy handelte. Er goss ein wenig davon in den Becher und nahm unbedacht einen Schluck. Das bösartige Zeug brannte in seiner Kehle und schien seine Speiseröhre zu verätzen. Umgehend erlitt er einen Hustenanfall, der einen starken Schmerz in seinen wunden Rippen hervorrief, sodass ihm das Wasser in die Augen schoss.
    Nachdem er den restlichen Becherinhalt in die Karaffe zurückgegossen hatte, stand er auf und begann, die Bücherregale zu inspizieren, die eine ganze Wand des gemütlichen Zimmers ausfüllten. Die Bücher besaßen eine einheitliche Größe; es handelte sich um blockartige Folianten, die in dickes braunes Leder gebunden waren. Kit hatte diese Art von Büchern schon einmal gesehen, und zwar in der Universitätsbibliothek, wo sie hinter Schloss und Riegel standen. Doch hier waren sie nicht weggesperrt, sodass man sie durchstöbern konnte. Fasziniert von dieser Aussicht, holte Kit den Kerzenständer und hielt ihn so nahe an den Regalen, dass er die Wörter auf den Buchrücken lesen konnte. Alles war jedoch in Latein, und sämtliche Bücher hatten unverständlich klingende Titel: Principium Agriculturae ..., Modus Mundi ..., Commentarius et Sermo Sacerdotis und ähnliche.
    Kits Lateinkenntnisse waren recht dürftig, wenn nicht schon so gut wie verschüttet. Dennoch gelang es ihm, die Bedeutung einiger weniger Buchtitel auszutüfteln. Mit den Fingern fuhr

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