Die Zeitwanderer
dem Gesicht nach unten im Nil dahintreiben wollte.
Keine Ehre unter Dieben, schlussfolgerte Burleigh reuevoll. Die gierigen Idioten würden das Geschäft für alle ruinieren.
Er trank seinen Tee aus und warf einen letzten raschen Blick durch die Hotellobby. Sie war nun menschenleer. Jeder, der noch ein Fünkchen Verstand besaß, ruhte sich von der Hitze aus.
Nachdem er das Glas auf das Silbertablett zurückgestellt hatte, stand er auf und zog seine Jacke an. Er verließ die Lounge und spazierte durch die Lobby zur Rezeption. »Ich werde am Nachmittag außer Haus sein«, teilte er dem Portier mit. »Ich möchte ein kaltes Bad, wenn ich zurückkomme.«
»Natürlich, Sir«, erklärte der Mann hinter der marmornen Tischplatte. »Werden Ihre Lordschaft heute Abend hier dinieren?«
»Ich denke schon ... ja. Bereiten Sie meinen Tisch für acht Uhr vor.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Und stellen Sie sicher, dass dort eine gekühlte Flasche Bollinger bereitsteht. Das letzte Mal war sie warm, und das will ich nicht noch einmal erleben.«
Nachdem sich das Hotel auf das Nachdrücklichste entschuldigt und einen besseren Service zugesichert hatte, schlenderte Burleigh zu den sich drehenden Türen und schob sich hindurch. Die Sonne traf ihn wie ein schweißnasser Schlag ins Gesicht, und er erstarrte unter ihrem Angriff. Dann signalisierte er dem weiß gekleideten Dienstmann mit dem federgeschmückten Tropenhelm, ein Taxi für ihn zu rufen. Sogleich hörte er das langsame Klappern von Hufen auf dem Straßenpflaster, und ein von einem Maultier gezogener Wagen fuhr am Fuß der Hoteltreppe vor.
Burleigh kletterte auf den Rücksitz der kleinen Kutsche und befahl: »Bringen Sie mich zum Flussufer. Ich werde Ihnen den genauen Ort sagen, wenn wir dort sind.«
Der Fahrer nickte und ließ die Zügel schnalzen. Sie rumpelten durch die engen Straßen von Luxor: ein totaler Wirrwarr von einer Stadt, die bereits alt gewesen war in den Zeiten, da Moses als junger Bursche in Ägypten gelebt hatte. Die Viertel, durch die sie auf dem Weg zum Fluss fuhren, wurden immer widerwärtiger und fielen auf der Leiter der Respektabilität Sprosse um Sprosse nach unten.
Als sie den Stadtteil mit den Lagerhäusern erreichten, beugte sich Lord Burleigh nach vorne und nannte dem Taxifahrer einen Straßennamen. »Ich werde Ihnen sagen, wenn Sie anhalten sollen«, fügte er hinzu.
Wenige Minuten später näherten sie sich einem großen, verfallenen Gebäude.
»Das ist es«, sagte Burleigh zum Fahrer. Die Kutsche hielt draußen vor der Tür an. »Warten Sie hier, und Sie werden den dreifachen Fahrpreis bekommen.« Burleigh hielt drei Finger hoch, um seine Worte zu unterstreichen.
»So wird es geschehen, Effendi«, erklärte der Fahrer und berührte mit den Fingerspitzen der rechten Hand seine Stirn.
Burleigh schritt zu der breiten Eingangstür und klopfte einige Male dagegen - eine kurze Serie von raschen Schlägen. Er stand da und betrachtete den abblätternden Verputz, während er wartete. Zum Schluss hörte er das Klimpern einer Kette, die entfernt wurde, und das Knarren eines Eisenriegels, den man zurückzog. Die Tür glitt auf, um den Besucher hereinzulassen.
Ein dünner schwarzer Äthiopier mit einem großen roten Fes empfing ihn.
»Lord Burleigh, Allah möge Sie reich segnen«, sagte der Mann. »Marhaban.«
»As-salaamu 'alaikum«, erwiderte Burleigh.
»Es ist gut, Sie wiederzusehen, Sir.«
»Wie immer, Babu, ist die Freude ganz auf meiner Seite.«
Der Diener beugte sich tief und trat zur Seite, damit der Gast eintreten konnte. »Mein Herr Hakim Rassoul erwartet Sie, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
»Nach dir, Babu.« Burleigh folgte im Gleichschritt seinem Führer. »Das Geschäft ist gut?«
»Allah ist stets großzügig, Sir.«
Im Innern des Lagerhauses war es dunkel, die Luft abgestanden, staubig und heiß. Der kleine Diener führte ihn durch Reihen von Regalen, auf denen sich bis oben hin verstaubte Objekte stapelten: steinerne Urnen und Töpfe; Totenschreine; Statuen von Eulen, Katzen und Falken aus Holz und Stein; Schachteln, Truhen, Kisten und mit Hanf umwickelte Bündel in allen Größen. Ali Baba der Großhändler, dachte Burleigh.
Hinter den sich türmenden Stapeln, am anderen Ende des Lagerhauses, gelangten sie zu einer Tür in der unverputzten Backsteinmauer. Babu klopfte leise an und öffnete die Tür. Erneut verbeugte er sich, bevor er den Besucher hineinführte.
Burleigh trat in einen Raum, der eine Kreuzung aus
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