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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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er über die Buchrücken, folgte den Wörtern darauf und sprach sie für sich laut aus. »Ars Nova Arcana«, sagte er gerade, als er bemerkte, dass er nicht mehr länger allein im Zimmer war.
    Er glaubte, Giles hätte sich endlich zu ihm gesellt, und wandte sich um - nur um festzustellen, dass er den intensiv prüfenden Blicken einer jungen Frau ausgesetzt war, die im Eingang stand.
    »Seid Ihr ein Räuber?«, verlangte sie zu wissen und betrat mit eleganten Bewegungen den Raum. »Ein Dieb? Ein Schuft?«
    »Äh, nein ... Ich ... ähm ...«
    »Was für eine Art von Schurke seid Ihr? Ein Hauseinbrecher?« Sie fixierte ihn mit einem starrenden Blick - der so kühn, frech und herausfordernd war, wie Kit es noch nie auf dem Gesicht eines anderen menschlichen Lebewesens gesehen hatte. »Nun? Heraus mit der Sprache! Seid Ihr ein Strauchritter?«
    »Ich denke nicht.«
    »Warum seid Ihr hier in Sir Henrys Arbeitszimmer? Warum schleicht Ihr herum? Wer gab Euch die Erlaubnis einzutreten?«
    »Ihr stellt eine Menge Fragen«, antwortete Kit leichthin. »Ich weiß kaum, welche ich zuerst beantworten soll.«
    Das erwies sich als die falsche Taktik. Sie wurde sogar noch wütender. »Unverschämter Halunke!«, empörte sie sich. »Ich werde Euch verprügeln und hinauswerfen lassen.« Ohne die Augen von ihm zu lassen, rief sie nach dem Verwalter. »Villiers!«
    »Bitte«, sagte Kit. »Ich bin nichts von alldem, was Ihr gesagt habt. Ich weiß noch nicht einmal, was eigentlich ein ›Strauchritter‹ ist.«
    »Wer seid Ihr dann? Sagt mir die Wahrheit, und zwar schnell.«
    »Ich nehme an, man könnte sagen, dass ich ein Gast von Sir Henry Fayth bin ...«
    Sie machte einen weiteren Schritt, trat so ein wenig mehr ins Licht - und Kit erblickte die wahrscheinlich schönste Frau, die er jemals aus der Nähe leibhaftig gesehen hatte. Ihre sanft gerundeten Formen waren umhüllt von einem Kleid aus himmelblauem Satin mit schimmernden silbernen Stickereien, und entlang ihrer schlanken Arme zierte eine Reihe winziger schwarzer Bänder von oben bis unten die glänzenden Satinärmel. Das starke Fischbein ihres Mieders, das oben in zart modellierten Wellen aus lichtdurchlässigen Spitzenborten endete, betonte die wundervollen Kurven ihrer Taille und drückte ihren Unterleib flach. Ihren langen, eleganten Hals schmückte eine Kette aus zierlichen schwarzen Perlen. Doch das Aparteste an ihr waren die Klarheit ihrer scharf blickenden braunen Augen, ihr sinnlicher Mund mit den vollen Lippen, die feinen Linien ihres Kiefers, ihre hohe, glatte Stirn, die Art und Weise, wie ihre langen rostbraunen Locken winzige Wellen an ihren Schläfen bildeten ...
    In Wahrheit gab es so viele vorzügliche Merkmale, die Kit sofort alle in sich aufnahm, dass er sich nicht entscheiden konnte, welches das beste an dieser außergewöhnlichen, atemberaubenden Frau war. Er wusste nur, dass er sich in der Gegenwart eines seltenen Bildes von Schönheit befand - einer Göttin beziehungsweise eines transzendent strahlenden Geschöpfs, das anzusprechen er vollkommen unwert war. Nichtsdestoweniger redete er mit ihr. Schließlich bestand sie ja darauf.
    »Nun?«, blaffte sie. »Sprecht, Sir! Es ist beleidigend und ungesittet, eine Dame warten zu lassen.«
    »Ich bin mit Sir Henry und seinem Freund Cosimo Livingstone zusammen unterwegs gewesen, bevor ich von ihnen getrennt wurde. Sie arbeiten nun an ...« Kit zögerte erneut, da er nicht sicher wahr, wie viel er erzählen durfte.
    »... an ihren geheimen wissenschaftlichen Experimenten?«, ergänzte sie schneidend.
    »Ihr wisst davon?«
    »Ich weiß alles darüber«, erwiderte sie nonchalant.
    Ihre Aussprache war weicher als die der meisten anderen Menschen dieser Zeit, die er hatte reden hören, und ihre Redeweise ähnelte mehr der seinen. Daher war sie einfacher zu verstehen - und er verstand nur allzu gut, dass sie vollkommen und zutiefst erzürnt war.
    »Aber ich weiß nicht, wer Ihr seid«, fuhr sie fort.
    »Ich bin ... äh ...« Diesmal fing er sich und zwang sich zu lächeln. »Mein Name ist Christopher. Ihr könnt mich Kit nennen.«
    Sie blickte noch finsterer drein.
    »Und Ihr seid?«, wagte er zu fragen.
    »Ihr dürft mich Lady Fayth nennen«, erwiderte sie knapp und hob dabei leicht ihr Kinn.
    »Lady Fayth? Vergebt mir. Ich wusste nicht, dass Sir Henry verheiratet ist.«
    »Entschuldigt, Sir!«, entgegnete sie hochmütig. »Ich bin seine Nichte - nicht dass das etwas für Euch zu bedeuten hat.«
    »Nein, natürlich nicht,

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