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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Stunden, bevor die Sonne aufgeht und irgendwer Jalak in seinem Blut liegend findet. Aber mehr Zeit bleibt uns nicht, ganz gleich, wieviel Glück wir haben, und von diesem Tag an wird in den nächsten drei Dutzend Jahren die Haut einer Freien Amazone nirgendwo in den Trockenstädten mehr einen sekal wert sein. Los!«
Und fort ging es. So sehr der Ritt sie anstrengte, merkte Melora doch, daß Kindra für sie ein Pferd mit einem weichen Gang ausgesucht hatte, das beste, das für eine schwangere Frau zur Verfügung stand. Sie warf einen kurzen Blick auf die schwarzen hohen Mauern von Shainsa zurück.
Es ist vorbei, dachte sie, der Alptraum ist vorbei. Dreizehn Jahre. Jalak ist verkrüppelt fürs Leben, stirbt vielleicht.
Ich hoffe, er stirbt nicht. Für ihn ist es schlimmer, oh, viel schlimmer, am Leben zu bleiben und zu wissen, daß Frauen ihm das angetan haben!
Ich bin gerächt und Valentin auch! Und Jaelle wird in Freiheit aufwachsen!
Sie ritten in die Nacht hinein, ohne verfolgt zu werden.
    3
    Bis ans Ende ihres Lebens vergaß Lady Rohana Ardais diese wahnsinnige Flucht aus Shainsa nicht. Die ganze Zeit horchten sie, ob hinter ihnen irgendein leises Geräusch verriet, daß Jalak – oder seine Leiche – gefunden worden war und die Jagd auf sie begonnen hatte.
    In der ersten Stunde war es sehr dunkel, und Rohana folgte blindlings den donnernden Hufen und den undeutlichen Schatten vor sich. Dann erschien Kyrrdis als leuchtender Halbkreis über dem Horizont. Er war so hell, daß Rohana erkannte, er war der Sonne nicht mehr als eine oder zwei Stunden voraus. In seinem blaugrünen Licht erkannte sie die anderen Pferde und Reiterinnen.
    Jetzt mäßigten sie ihre Geschwindigkeit. Nicht einmal die schnellen Pferde aus den Ebenen von Valeron konnten den anfänglichen Galopp länger beibehalten. Rohana wunderte sich darüber, daß Leeanne den Weg im Dunkeln gefunden hatte; offenbar war der Ruf der Amazone als Pfadfinderin wohlverdient. Sie sah Jaelle, die sich schläfrig an Camillas Rücken lehnte. Was mochte sich das Kind bei alldem denken?
    In der Stunde vor der Morgendämmerung hielten sie an, um die Pferde wieder zu Atem kommen zu lassen. Leeanne stieg auf einen nahe gelegenen Hügel und hielt Ausschau nach Anzeichen für eine Verfolgung. Rima kam, drückte Rohana Brot und Trockenfleisch in die Hand und goß Wein in den Becher an ihrem Sattelknopf.
    »Eßt und trinkt, solange Ihr es noch könnt, Lady. Sollten wir verfolgt werden, bleibt uns keine Zeit zum Frühstücken. Es gibt ein paar Verstecke zwischen hier und Carthon, und Kindra kennt sie alle, aber unsere Sicherheit liegt hauptsächlich in einem guten Vorsprung. Deshalb eßt jetzt.«
    Rohana kaute gehorsam einen Bissen, obwohl ihr Mund trocken war und das Zeug wie Pergament schmeckte.
    Dann führte Rohana ihr Pferd langsam ein paar Schritte, bis seine keuchenden Atemzüge sich normalisierten. Geistesabwesend rieb sie ihm den Kopf und lehnte sich an den warmen, schwitzenden Körper. Nicht zum erstenmal seit Beginn dieser langen Reise dachte sie, welch ein Glü ck es sei, daß sie bei der Falkenjagd in ihrer fernen Bergheimat lange Ritte unternommen hatte und deshalb abgehärtet war. Wenn ich zu den Frauen gehörte, die kaum mehr tun, als über ihren Strickrahmen zu sitzen, hätte ich mich so wundgeritten, daß ich halbtot wäre. Der Gedanke brachte sie wieder auf Melora (wie müde sie sein muß!), und sie bahnte sich einen Weg durch die Amazonen, die abgestiegen waren, sich ausruhten, aßen und leise Unterhaltungen führten. Jaelle war aus dem Sattel gehoben worden und schlief fest, eingewickelt in irgend jemandes Mantel und zugedeckt mit einem anderen. Wenigstens sorgen sie gut für sie. Ich nehme nicht an, daß eine von ihnen viel über Kinder weiß.
    Rohana hielt Ausschau nach Melora und sah, daß Kindra ihr eben aus dem Sattel half. Bevor sie bei ihnen angekommen war, fing Nira sie ab, der der provisorische Verband locker um den Oberschenkel hing. »Könnt Ihr diese Wunde bei Mondschein verbinden, vai domna! Sie behindert mich beim Reiten mehr, als ich dachte, sonst würde ich auf Tageslicht warten.«
    Einen Augenblick lang empfand Rohana Ungeduld. Dann erinnerte sie sich daran, daß Nira die Wunde im Einsatz für sie erhalten hatte, und schämte sich. »Ich will es versuchen. Kommt hierher, heraus aus den Schatten, wo das Licht am hellsten ist.« Sie suchte in ihrer Satteltasche nach den paar weiblichen Kleidungsstücken, die sie mitgenommen hatte, fand ein

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