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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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meinetwegen nie diesen weiten Weg gemacht.«
Gegen ihren Willen reagierte sie auf ihn, doch in ihrem Inneren sagte die kalte Stimme der Vernunft: Willst du jetzt, da du frei von ihm bist, tatsächlich das ganze Elend von vorn anfangen? Die Aufregung des Festes, ein paar Gläser Alkohol, die allgemeine Atmosphäre der Freiheit von den sonst so strengen Moralgesetzen, die Tatsache, daß er lange Zeit allein gewesen war und eine Frau brauchte – das war es und mehr nicht. Sie durfte sich nicht einbilden, daß es mehr war. Freundlich, aber unerbittlich löste sie seine Hände.
»Es tut mir leid, Peter.«
»Mag, Mag, ich brauche dich so. Weißt du nicht, daß wir zusammengehören?«
»Wirklich, es tut mir leid«, wiederholte sie seufzend. »Bis vor kurzem habe ich das auch geglaubt. Jetzt habe ich deinetwegen keine Schuldgefühle mehr. Jetzt bedauere ich nur, daß ich dir nicht geben kann, was du möchtest.«
»Ist da ein anderer? Dieser Darrill…«
»Nein, nein. Nichts dergleichen. Sei nicht dumm, Peter. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich neun Jahre alt war!« Es hatte nie einen anderen gegeben. Bis heute hätte sie geschworen, daß es auch nie einen anderen geben würde.
»Mag, du weißt, daß es auf dieser Welt für keinen von uns beiden je einen anderen geben wird.«
Das, dachte sie, war teilweise wahr. Ihnen war ihre darkovanische Kindheit und die Isolierung von ihresgleichen gemeinsam, die sie daran gehindert hatte, anderswo passende Partner zu finden. Das Wissen, daß niemand sonst in Frage kam, hatte sie zueinander gezogen. Magda fand das heute bedauerlich, und noch mehr die Tatsache, daß er es für selbstverständlich hielt. »Nein, Peter. Was du mich auch fragen willst – nein.« »Ich will dich.« Er sprach, als litte er Schmerzen. »Ich will dich für immer. Ich will dich wieder heiraten. Und ich will dich jetzt. Magda, Magda, komm jetzt mit mir! Unsere Zimmer haben eine Verbindungstür, als sei das Absicht…«
Magda erklärte ruhig: »Du weißt, daß ich nicht frei bin zu heiraten. Nicht mehr.«
»Oh, das! Dies Amazonen-Spiel, auf das du dich kaprizierst…«
»Es ist kein Spiel.« Gerade die Ruhe, mit der sie sprach, machte ihre Worte endgültig.
»Hast du deine Weiblichkeit mit deinem Haar abgeschnitten?« fragte er bitter.
»Nein, das habe ich nicht. Abgesehen davon bedeutet Weiblichkeit meiner Meinung nach nicht, daß ich mit dir ins Bett gehen muß, nur weil du dich einsam fühlst…« – fast hätte sie einen rüderen Ausdruck benutzt – »… und eine Frau brauchst.«
Er berührte sie zärtlich, und Magda ärgerte sich, daß es sie erregte. Triumphierend stellte er fest: »Du willst mich auch. Das weißt du!«
»Wenn das so ist«, fuhr sie ihn an, »ist das meine Sache und nicht deine, solange ich mich nicht dazu entschließe! O Gott, Peter, warum verstehst du das nicht? Willst du, daß ich nur freundlich zu dir bin?«
Er versuchte, sie festzuhalten. »Damit würde ich mich zufriedengeben.«
Sie riß sich los. »Aber ich will nicht, und das ist mein letztes Wort! Peter, laß mich in Ruhe. Jaelle beobachtet uns!«
Sie rückte von ihm ab. Mit ein paar wenigen Zoll hatte sie sich so weit entfernt, daß sie ebensogut auf einem der Monde hätte sein können. Als sie das zornige Rot des verletzten Stolzes auf seinen Wangenknochen sah, tat es ihr beinahe leid. Wenn sie jedoch weniger schroff gewesen wäre, hätte er ihr nicht geglaubt. Er schluckte schwer und wandte sich ab. Sie sah, daß er zu Jaelle ging. Das Mädchen streckte ihm die Hand entgegen. Verschwunden war die Scheu, die sie zu Anfang des Abends gezeigt hatte. Peter ergriff die schlanke Hand. Zwar konnte Magda nicht hören, was sie redeten, aber sie sah sie zusammen weggehen.
Mit einer gewissen Traurigkeit sah Magda ihnen beim Tanzen zu. Sie war jetzt wirklich frei von Peter. Und plötzlich erkannte sie mit dieser ihrer neuen Wahrnehmungsfähigkeit, was sie getan hatte.
Sie hatte es gesehen, als sie Sain Scarp verließen. Vielleicht war es nur chemische Anziehungskraft gewesen, vielleicht etwas mehr, jedenfalls hatte es unmittelbar und unmißverständlich gewirkt. Jaelles Schwäche und ihr Zusammenbruch hatten Peters Reaktion in beschützende Freundlichkeit, in selbstlose Ritterlichkeit umgemünzt.
Die ganze Zeit war es dagewesen, hinter der Freundlichkeit und der Güte. Magda hatte es von neuem bemerkt, als Jaelle sich in ihrem Fieberwahn an Peter klammerte. Fast mit einem Gefühl der Demütigung wurde Magda bewußt, warum Peter

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