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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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begraben wollen, aber das widersprach der Art der Wölfe. Drei tote Aes Sedai waren gefunden worden, deren Fähigkeit, die Macht zu lenken, sie im Wahnsinn des Kampfes nicht vor Speeren und Pfeilen hatte retten können, und auch ein halbes Dutzend tote Behüter. Sie waren auf der Lichtung in der Nähe der Brunnen verbrannt.
    Die Vögel waren nicht allein mit den Toten. Beileibe nicht. Schwarz gefederte Wogen stiegen um Lord Dobraine Taborwin und über zweihundert seiner berittenen cairhienischen Waffenträger sowie Lord Havien Nurelle mit den außer den Wächtern der Behüter verbliebenen Mayenern auf. Der Con mit zwei weißen Diamanten auf Blau kennzeichnete alle cairhienischen Offiziere außer Dobraine selbst. Die roten Rüstungen und mit roten Wimpeln versehenen Lanzen hatten sich inmitten des Gemetzels tapfer gehalten, aber Dobraine war nicht der einzige, der sich jetzt ein Tuch vor die Nase hielt. Hier und da lehnte sich ein Mann aus dem Sattel und versuchte, einen Magen zu entleeren, der schon vorher entleert worden war. Mazrim Taim, der fast so groß war wie Rand, war in seinem schwarzen Umhang mit den blaugoldenen, sich die Ärmel hinaufziehenden Drachen zu Fuß, wie auch ungefähr einhundert Asha'man. Einige von ihnen entleerten ebenfalls ihre Mägen. Da waren Dutzende Töchter des Speers, mehr
    Siswai'aman als Cairhiener und Mayener und Asha'man zusammen und noch dazu mehrere Dutzend Weise Frauen. Alle vermutlich für den Fall, daß die Shaido zurückkehrten, oder vielleicht auch für den Fall, daß einige der Toten sich nur verstellten, obwohl Perrin glaubte, daß jedermann, der hier eine Leiche zu sein vorgab, bald verrückt werden müßte. Alle scharten sich um Rand.
    Perrin hätte dort unten bei den Leuten von den Zwei Flüssen sein sollen. Rand hatte um sie gebeten, hatte davon gesprochen, Männern aus der Heimat trauen zu können, aber Perrin hatte nichts versprochen. Er wird sich mit mir begnügen müssen, wenn auch verspätet, dachte er. Bald, wenn es ihm gelang, sich in den Schlachthof dort unten zu begeben, obwohl Schlachtermesser keine Menschen niedermähten und genauer waren als Streitäxte und Geier.
    Die schwarz gewandeten Asha'man verschwanden im Meer der Vögel, Tod von Tod verschlungen, und aufsteigende Raben und Krähen verbargen weitere. Nur Rand hob sich in dem zerrissenen weißen Hemd ab, das er getragen hatte, als die Rettung nahte. Wenn er zu jener Zeit vielleicht auch kaum Rettung gebraucht hätte. Beim Anblick Mins, in einem hellroten Umhang und gut sitzender Hose, verzog Perrin das Gesicht. Dies war kein Ort für sie oder sonst jemanden, aber sie blieb Rand seit seiner Rettung sogar noch näher, als Taim es tat. Rand hätte es irgendwie geschafft, sowohl sich selbst als auch sie einige Zeit vor Perrins Durchbruch oder dem der Asha'man zu befreien, und Perrin vermutete, daß Min Rands Gegenwart als die einzige wahre Sicherheit ansah.
    Während Rand über den verkohlten Boden schritt, tätschelte er bisweilen Mins Arm oder beugte den Kopf, als spreche er mit ihr, aber ihr galt nicht seine eigentliche Aufmerksamkeit. Dunkle Vogelwolken bauschten sich um sie herum. Die kleineren Vögel schossen davon, um woanders zu fressen, während die Geier nur widerwillig wichen, die kahlen Hälse reckten und trotzig kreischten. Rand blieb hin und wieder stehen und beugte sich über einen Leichnam. Manchmal schoß Feuer aus seinen Händen und wehrte einen Geier ab, der nicht weichen wollte. Jedesmal stritten entweder Nandera, welche die Töchter des Speers anführte, oder Sulin, ihre Stellvertreterin, mit ihm. Manchmal übernahmen dies auch Weise Frauen, wie aus der Art zu ersehen war, wie sie am Umhang eines Leichnams zogen, als wollten sie etwas verdeutlichen. Rand nickte und ging weiter, jedoch nicht ohne zurückzublicken und auch erst dann, wenn ein anderer Leichnam seine Aufmerksamkeit erregte.
    »Was tut er?« fragte eine überhebliche Stimme an Perrins Knie. Er erkannte die Frau am Geruch, noch bevor er hinabblickte. Kiruna Nachiman, die Schwester König Paitars von Arafel und eine mächtige, unabhängige Adlige, wirkte in ihrem grünen, seidenen Reitgewand und dem dünnen Leinenstaubmantel statuenhaft und vornehm, und daß sie eine Aes Sedai geworden war, hatte ihre Haltung nicht verändert. Von dem Anblick gefangen, der sich ihm bot, hatte er sie nicht kommen hören. »Warum ist er dort unten in diesem Chaos? Das sollte nicht sein.«
    Nicht alle Aes Sedai im Lager waren Gefangene, obwohl

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