Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Hitze nicht berührt zu werden - Rand und die Asha'man kannten sie ebenfalls, aber Rand benutzte sie jetzt nicht. Die Hitze der Nacht hatte einem überaus warmen Sommertag zur Ehre gereicht, und Schweiß lief genauso Rands wie Perrins Wangen hinab.
    Rand sah sich nicht um, obwohl Perrins Stiefel in dem verdorrten Gras laut raschelten, aber er sprach heiser, wobei er sich noch immer wiegte. »Einhunderteinundfünfzig, Perrin. Einhunderteinundfünfzig Töchter des Speers sind heute gestorben. Für mich. Ich habe es ihnen versprochen, verstehst du. Streite nicht mit mir! Schweig! Geh weg!« Rand erschauderte trotz des Schweißes. »Nicht du, Perrin, nicht du. Ich muß mein Versprechen halten, verstehst du. Ich muß es tun, gleichgültig wie sehr es schmerzt. Aber ich muß auch mein Versprechen mir gegenüber halten. Gleichgültig wie sehr es schmerzt.«
    Perrin wollte, nicht über das Schicksal der Menschen nachdenken, die die Macht lenken konnten. Die Glücklichen unter ihnen starben, bevor sie wahnsinnig wurden. Die Unglücklichen starben danach. Aber ob Rand zu den Glücklichen oder den Unglücklichen gehörte - alles lastete auf ihm. Alles. »Rand, ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber...«
    Rand schien ihn nicht zu hören. Er wiegte sich vor und zurück, immer wieder. »Isan von der Jarra-Septime der Chareen Aiel. Sie ist heute für mich gestorben. Chuonde von den Miagoma vom Rückgrat der Welt. Sie ist heute für mich gestorben. Agirin von den Daryne...«
    Er hätte nichts anderes zu tun vermocht, als sich hinzukauern und zuzuhören, wie Rand mit einer vor Schmerz fast brechenden Stimme alle einhunderteinundfünfzig Namen hersagte, und zu hoffen, daß er nicht wahnsinnig wurde.
    Aber ob Rand noch geistig unversehrt war oder nicht - Perrin zweifelte nicht daran, daß jede Tochter des Speers, die gekommen war, um für ihn zu kämpfen und irgendwo dort unten gestorben war, zusammen mit den anderen anständig auf dem Hügel begraben würde.
    Einhundertzweiundfünfzig Namen waren aufgelistet. Aber das ging Kiruna nichts an. Und auch Perrin nicht. Rand mußte sich seine geistige Gesundheit einfach so weit wie möglich bewahren. Licht, gebe, daß es so sei!
    Und das Licht verbrenne mich dafür, daß ich diesen Gedanken so ungerührt hegen kann, dachte Perrin.
    Er sah aus den Augenwinkeln, wie Kiruna die vollen Lippen einen Moment zusammenpreßte. Sie mochte den Umstand, nicht alles zu wissen, genauso wenig wie warten zu müssen. Sie wäre auf eindrucksvolle Art schön gewesen, wenn ihr Gesichtsausdruck nicht besagt hätte, daß sie es gewohnt war zu bekommen, was sie wollte. Sie war nicht unverschämt, sondern sich nur vollkommen sicher, daß richtig und angemessen war, was immer sie wollte, und daß es so sein mußte. »Wenn sich so viele Krähen und Raben an einer Stelle aufhalten, gibt es sicherlich Hunderte, wenn nicht Tausende darunter, die bereit sind, einem Myrddraal über ihre Beobachtungen zu berichten.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Verärgerung zu verbergen. Sie klang, als hätte Perrin jeden einzelnen Vogel selbst hierhergebracht. »In den Grenzlanden töten wir sie, wen wir sie sehen. Ihr habt Männer, und sie haben Bogen.«
    Es war richtig - ein Rabe oder eine Krähe konnte durchaus ein Spion des Schattens sein, aber dennoch wallte Abscheu in ihm auf. Abscheu und Erschöpfung. »Wozu?« Bei so vielen Vögeln konnten die Leute von den Zwei Flüssen und die Aiel jeden verfügbaren Pfeil abschießen, und es würden immer noch Spione berichten können. Es war meist nicht festzustellen, ob der Vogel, den man getötet hatte, der Spion war, oder derjenige, der davonflog. »Ist nicht genug getötet worden? Und es wird nur zu bald weiteres Blutvergießen geben. Licht, Frau, selbst die Asha'man sind übersättigt!«
    Viele der zuschauenden Schwestern wölbten die Augenbrauen. Niemand sprach so von den Aes Sedai, kein König und keine Königin. Bera sah ihn mit einem Blick an, der besagte, daß sie ihn aus dem Sattel zu schleudern und ihm Ohrfeigen zu verpassen erwog. Kiruna betrachtete noch immer das Schlachtfeld unter ihnen und glättete mit entschlossenem Gesichtsausdruck ihre Röcke. Loials Ohren zitterten. Er besaß einen tiefen, fast ängstlichen Respekt vor den Aes Sedai. Obwohl er fast zweimal so groß war wie die Schwestern, benahm er sich mitunter, als könnte eine von ihnen ihn zertreten, ohne es zu bemerken, wenn er ihr in die Quere käme.
    Perrin ließ Kiruna keine Gelegenheit mehr zu

Weitere Kostenlose Bücher