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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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törichte Phantasie eines dummen Jungen.
    Er verlagerte die Streitaxt an seiner Taille, folgte Rand die breite graue Treppe am Ende des Hofes hinauf und nickte Aram zu, als dieser erneut über die Schulter griff, um sein Schwert zurechtzurücken. Livrierte Männer öffneten schwungvoll die großen Türen oben an der Treppe, die ebenso aus Bronze bestanden wie die äußeren Tore und großzügig mit der aufgehenden Sonne von Cairhien gekennzeichnet waren.
    Früher hätte die Eingangshalle Perrin mit ihrer Pracht beeindruckt. Dicke kantige Pfeiler aus dunklem Marmor hielten eine eckig gewölbte, zehn Fuß über abwechselnd dunkelblauen und tiefgoldenen Bodenfliesen aufragende Decke. Vergoldete aufgehende Sonnen waren um die Gesimse angeordnet, und in die Wände gemeißelte Friese zeigten cairhienische Triumphe. Die Halle war leer, bis auf eine Handvoll junger Männer, die unter einem der Friese zusammenstanden und in Schweigen versanken, als Perrin und die anderen eintraten.
    Dann erkannte Perrin, daß nicht alle Männer waren. Zwar trugen sie alle Schwerter, aber vier der sieben waren Frauen, in Umhängen und engen Hosen, die Mins sehr ähnlich waren, und ihr Haar war genauso kurz geschnitten wie das der Männer, was nicht besonders kurz bedeutete. Männer und Frauen hatten es gleichermaßen zu einer Art Pferdeschwanz zusammengenommen, der bis auf die Schultern reichte und mit einem dunklen Band gebunden war. Eine der Frauen trug ein etwas helleres Grün als bei Cairhienern üblich, und eine andere ein strahlendes Blau. Die übrigen waren in dunkle Farben mit wenigen hellen Streifen über der Brust gekleidet. Sie betrachteten Rands Gruppe - und besonders ihn, wie Perrin erkannte; seine gelben Augen überraschten die Menschen, obwohl er es kaum noch bemerkte, es sei denn, jemand zuckte zurück oder machte Aufhebens davon -, musterten sie schweigend, bis auch der letzte Asha'man die Halle betreten hatte und die Türen zufielen. Einen Moment überlagerte das Dröhnen der sich schließenden Türen das kurzzeitige heftige Flüstern. Dann stolzierten sie näher heran, wobei die Frauen noch anmaßender einherschritten als die Männer, was schon eine Leistung war. Sogar ihr Niederknien wirkte anmaßend.
    Die grün gekleidete Frau schaute zu der Frau in Blau, die den Kopf senkte und sagte: »Mein Lord Drache, ich bin Camaille Nolaisen. Selande Darengil führt unsere Gruppe an...« Sie blinzelte, als die Frau in Blau ihr einen scharfen Blick zuwarf. Trotz des Blicks roch Selande zutiefst verängstigt, wenn Perrin richtig herausgespürt hatte, zu wem der Geruch gehörte. Camaille räusperte sich und fuhr fort: »Wir dachten nicht... Wir hatten nicht erwartet, daß Ihr ... so bald zurückkehrt.«
    »Ja«, sagte Rand leise. »Ich bezweifle, daß irgend jemand erwartet hat, daß ich ... so bald zurückkehre. Niemand von Euch hat Grund, mich zu fürchten. Überhaupt niemand. Wenn Ihr etwas glauben wollt, dann das.« Bei diesen Worten sah er überraschenderweise direkt Selande an. Ihr Kopf ruckte hoch und sie betrachtete ihn, während der Angstgeruch verging. Nicht vollständig, aber weitgehend. »Wo ist Colavaere?« fragte Rand.
    Camaille öffnete den Mund, aber Selande antwortete.
    »In der Großen Halle der Sonne.« Ihre Stimme wurde beim Sprechen bestimmter und der Angstgeruch schwächer. Seltsamerweise war kurzzeitig leichte Eifersucht im Spiel, nur einen Augenblick, als sie Min ansah. Manchmal war Perrins Geruchssinn eher verwirrend als erleuchtend. »Dort findet die dritte Sonnenuntergangsversammlung statt«, fuhr sie fort. »Wir sind nicht wichtig genug, um daran teilnehmen zu dürfen. Außerdem glaube ich, daß wir Colavaere Unbehagen bereiten.«
    »Die dritte Versammlung«, murmelte Dobraine. »Es ist bereits der neunte Sonnenuntergang nach ihrer Krönung. Sie hat keine Zeit verschwendet. Zumindest werden sie alle zusammen sein. Niemand irgendeines Ranges oder mit irgendwelchen Ansprüchen wird die Versammlung versäumen, gleichgültig ob Cairhiener oder Tairener.«
    Selande richtete sich auf, und es gelang ihr, den Eindruck zu erwecken, als würde sie Rand offen ansehen. »Wir sind bereit, die Klingen für Euch tanzen zu lassen, mein Lord Drache.« Sulin zuckte zusammen und schüttelte den Kopf, und eine andere Tochter des Speers stöhnte hörbar. Mehrere wirkten und rochen bereit, auf der Stelle Gewalt anzuwenden. Die Aiel konnten sich nicht entscheiden, was mit diesen jungen Feuchtländern zu tun sei. Aus der Sicht der

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