Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Aiel bestand die Schwierigkeit darin, daß sie in gewisser Weise Aiel zu sein und dem Ji'e'toh zu folgen versuchten - allerdings auf ihre Art. Diese Sieben waren nicht alle. Es gab mindestens Hunderte dieser Schwachsinnigen, die überall in der Stadt anzutreffen waren, in Gemeinschaften organisiert, und eine Nachahmung der Aiel darstellten. Die Hälfte der Aiel, die Perrin sie hatte erwähnen hören, wollten helfen, und die andere Hälfte wollten sie erwürgen.
    Perrin kümmerte es nicht, ob sie das Ji'e'toh entehrten. »Wo ist meine Frau?« verlangte er zu wissen. »Wo ist Faile?« Die jungen Narren wechselten vorsichtige Blicke. Vorsichtige!
    »Sie ist ebenfalls in der Großen Halle der Sonne«, sagte Selande zögernd. »Sie ist eine von Königin ... von Colavaeres Zofen.«
    »Hör auf zu starren«, flüsterte Min. »Sie muß einen guten Grund dafür haben. Du weißt, daß es so sein muß.«
    Perrin zuckte in seinem Umhang die Achseln und versuchte sich zusammenzureißen. Eine von Colavaeres Zofen? Welchen Grund auch immer sie dafür hatte -es mußte wirklich ein guter Grund sein. Soviel wußte er mit Bestimmtheit. Aber was mochte der Grund dafür sein?
    Selande und die anderen wechselten erneut vorsichtige Blicke. Einer der Männer, ein junger Bursche mit spitzer Nase, flüsterte heftig: »Wir haben geschworen, es niemandem zu sagen! Niemandem! Beim Wassereid!«
    Bevor Perrin Aufklärung verlangen konnte, sprach Rand. »Selande, führt uns zur Großen Halle. Es werden keine Klingen gezogen werden. Ich bin hier, damit alle, die es verdienen, Gerechtigkeit erfahren.«
    Etwas in seiner Stimme ließ Perrins Nackenhaare sich aufrichten. Eine unendliche Härte hatte darin mitgeklungen. Faile hatte einen guten Grund. Sie mußte ihn haben.

KAPITEL 5
    Eine zerbrochene Krone
    So breit und hoch die Gänge auch waren, sie schienen trotz hoher vergoldeter Kandelaber, die entzündet worden waren, wo immer das Tageslicht nicht hingelangte, doch eng und düster. Wenige Wandteppiche hingen weit auseinander an den Wänden, Jagd- oder Kampfszenen, auf denen Menschen und Tiere präziser angeordnet waren, als die Natur es jemals hätte bewerkstelligen können. In vereinzelten Nischen standen Schalen und Vasen und hin und wieder eine kleine Statue aus Gold, Silber oder Alabaster.
    Die Stille der Stadt war hier noch verstärkt spürbar. Ihre Stiefelschritte hallten auf den Bodenfliesen wider, ein hohler, vorahnungsvoller Marschtakt, und Perrin glaubte nicht, daß es nur für ihn so klang. Loials Ohren bebten bei jedem Schritt, und er spähte Quergänge hinab, als frage er sich, was wohl hervorspringen könnte. Min hielt sich starr aufrecht, schritt lebhaft aus und verzog kläglich das Gesicht, wann immer sie Rand ansah. Sie schien bemüht, nicht näher an ihn heranzutreten, und deshalb unzufrieden mit sich selbst zu sein. Die jungen Cairhiener stolzierten wie Pfauen einher, aber diese Überheblichkeit verging, als das Trommeln ihrer Fersen widerhallte. Sogar die Töchter des Speers spürten es. Sulin war die einzige, deren Hand nicht ab und an zu dem über ihrer Brust herabhängenden Schleier zuckte.
    Natürlich waren überall Diener zu sehen, blasse, schmalgesichtige Männer und Frauen in dunklen Gewändern mit der aufgehenden Sonne über der linken Brust und den Streifen in Colavaeres Farben auf den Ärmeln. Einige gafften, als sie Rand im Vorübergehen wiedererkannten. Eine Handvoll sank mit gebeugtem Kopf auf die Knie. Aber die meisten gingen nach einer tiefen Verbeugung oder einem Hofknicks weiterhin ihren Aufgaben nach. Es war genauso wie im Hof. Zeige den Höherstehenden den angemessenen Respekt wer auch immer sie sind. Gehorche ihnen und achte ansonsten nicht auf ihre Handlungen, dann wirst du vielleicht nicht darin verstrickt werden. Es war eine Denkungsart, die Perrin mit den Zähnen knirschen ließ.
    Zwei Burschen in Colavaeres Livree, die vor den goldüberzogenen Türen zur Großen Halle der Sonne standen, runzelten beim Anblick der Töchter des Speers - und vielleicht auch der jungen Cairhiener -die Stirn. Ältere Leute sahen die Jünglinge, die sich genauso verhielten wie die Aiel, gewöhnlich fragend an. Viele Eltern hatten versucht, dem ein Ende zu setzen, hatten den Söhnen und Töchtern befohlen, damit aufzuhören, hatten die Waffenträger und Diener angewiesen, gleichgesinnte Söhne und Töchter wie gewöhnliche Vagabunden oder Raufbolde davonzujagen.
    Perrin wäre nicht überrascht gewesen, wenn diese Türwächter

Weitere Kostenlose Bücher