Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Stufentürmen. Die Straße wurde zu einer langen, breiten, zum Palast hinaufführenden Rampe, und Perrin atmete tief durch, als sie den Aufstieg begannen. Faile war dort oben. Sie mußte dort sein. Und sie mußte in Sicherheit sein. Was auch immer sonst sie vorfinden würden - sie mußte in Sicherheit sein. Er berührte den Knoten, mit dem Schwalbes Zügel an seinem Sattelknauf befestigt waren, und strich über die Streitaxt an seiner Taille. Die beschlagenen Pferdehufe hallten auf den Pflastersteinen laut wider, während die Töchter des Speers überhaupt kein Geräusch verursachten.
    Die Wächter an den großen geöffneten Bronzetoren beobachteten ihre langsame Annäherung und wechselten Blicke. Sie wirkten für cairhienische Soldaten farbenfreudig, zehn Männer mit der goldenen aufgehenden Sonne auf den Brustharnischen und den unter die Spitzen ihrer Hellebarden gebundenen Tüchern in den Farben des Hauses Saighan. Perrin hätte ihre Gedanken aufschreiben können. Dreizehn Reiter, die es nicht eilig hatten und von denen nur zwei Harnische trugen, einer im Rot der Mayener. Mögliche Probleme würden durch Caraline Damodred und Toram Riatin entstehen. Außerdem war da eine Frau, und ein Ogier. Sie wollten sicherlich keine Schwierigkeiten machen. Dennoch liefen ungefähr drei Dutzend Töchter des Speers den Pferden voran, die nicht so aussahen, als kämen sie zum Tee. Die Situation hing einen Moment in der Schwebe. Dann verschleierte sich eine Tochter des Speers. Die Wächter zuckten zusammen, als wären sie gestochen worden, und einer neigte seine Hellebarde und kam eilig auf die Tore zu. Er tat zwei Schritte und blieb dann starr wie eine Statue stehen. Alle Wächter blieben starr stehen. Nur ihre Köpfe bewegten sich noch.
    »Gut«, murmelte Rand. »Jetzt bindet die Ströme ab und laßt sie für später zurück.«
    Perrin zuckte unbehaglich die Achseln. Die Asha'man hatten sich hinter ihnen verteilt und fast die gesamte Breite der Rampe eingenommen. Sie benutzten offensichtlich die Macht. Sehr wahrscheinlich könnten diese acht den ganzen Palast auseinandernehmen -was Rand vielleicht auch allein gelänge. Aber wenn jene Türme Armbrustpfeile zu speien begannen, würden auch sie zusammen mit allen anderen sterben, auf dieser freiliegenden Rampe gefangen, die auf einmal nicht mehr so breit wirkte.
    Niemand beschleunigte seinen Schritt. Aller auf die hohen, schmalen Fenster des Palastes und auf die hoch über ihnen gelegenen Säulengänge gerichteten Augen konnten nichts Ungewöhnliches entdecken. Sulin verständigte sich schnell in der Zeichensprache der Töchter des Speers, und die Tochter des Speers, die sich verschleiert hatte, senkte das schwarze Tuch mit gerötetem Gesicht eilig wieder. Es war ein langsamer Zug, der die Steinrampe hinaufschlich. Einige der Wächter schüttelten mit rollenden Augen die behelmten Köpfe. Ein Wächter schien ohnmächtig geworden zu sein, da er mit dem Kinn auf der Brust aufrecht zusammengesunken war. Ihre Münder waren geöffnet, aber kein Laut drang hervor. Perrin wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sie geknebelt hatte. Sie zogen langsam durch die geöffneten Bronzetore und in den Haupthof.
    Hier waren keine Soldaten zu sehen. Die Steinbalkone rund um den Hof waren unbesetzt. Livrierte Diener eilten mit gesenkten Blicken herbei, um die Zügel der Pferde zu übernehmen und die Steigbügel zu halten. Rote, gelbe und silberne Streifen verliefen die Ärmel ansonsten dunkler Gewänder hinab, und jeder Diener trug eine kleine aufgehende Sonne auf der linken Brustseite. Das war eine größere Farbenpracht, als Perrin bisher bei cairhienischen Dienern gesehen hatte. Sie konnten die Wächter draußen nicht sehen, hätten aber auch kaum anders gehandelt, wenn sie diese hätten sehen können. In Cairhien spielten Diener ihre eigene Version von Daes Dae'mar, dem Spiel der Häuser, und gaben vor, die Taten der über ihnen Stehenden nicht zu bemerken. Wenn man zu offensichtlich bemerkte, was unter den Bessergestellten vor sich ging - oder dabei ertappt wurde -, mochte man miteinbezogen werden. In Cairhien und vielleicht auch in den meisten anderen Ländern konnten gewöhnliche Menschen dort, wo die Mächtigen entlangschritten, unbemerkt zertreten werden.
    Eine stattliche Frau führte Traber und Schwalbe davon, ohne Perrin auch nur einmal richtig anzusehen. Schwalbe war im Sonnenpalast - und es bedeutete keinen Unterschied. Er wußte noch immer nicht, ob Faile lebte oder tot war. Die

Weitere Kostenlose Bücher