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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Edelsteinen. Sieben junge Frauen in Gewändern mit dunklen Leibchen, eng unter dem Kinn anliegender Spitze und in Colavaeres senkrecht gelb und rot und silbern gestreiften Röcken flankierten den Thron. Anscheinend war die cairhienische Mode für die Königin und ihre Bediensteten geändert worden.
    Eine leichte Bewegung hinter dem Thron machte auf eine achte Frau aufmerksam, die verborgen stand, aber Perrin kümmerte weder Colavaere noch sonst jemand außer der Frau unmittelbar zu ihrer Rechten. Faile. Ihre leicht schrägstehenden Augen hefteten sich auf ihn - dunkle, flüssige Monde - und doch änderte sich ihr kühler, sittsamer Gesichtsausdruck keinen Deut. Wenn überhaupt eine Veränderung eintrat, dann wurde ihr Gesicht nur noch angespannter. Er bemühte sich, ihren Geruch aufzunehmen, aber die Düfte und die Angst waren zu stark. Sie hatte einen Grund dafür, dort auf dem Podest zu stehen, einen guten Grund. So war es.
    Rand berührte Sulin am Ärmel. »Wartet hier«, sagte er. Sie blickte ihn stirnrunzelnd an, die Narbe auf ihrem lederartigen Gesicht genauso weiß hervorstechend wie ihr Haar, und nickte dann widerwillig. Sie vollführte mit der freien Hand eine Geste, und ein weiteres Keuchen durchlief den Raum, als sich die Töchter des Speers verschleierten. Es war beinahe lächerlich. Die acht Männer in den schwarzen Umhängen, die alles gleichzeitig im Auge zu behalten versuchten, könnten sie wahrscheinlich alle töten, bevor die erste Tochter des Speers ihre Waffe geführt hätte, aber niemand wußte, wer oder was sie waren.
    Niemand sah sie ein zweites Mal an, diese Handvoll Männer mit ihren in den Scheiden steckenden Schwertern. Sie beobachteten nur die Töchter des Speers. Und Rand. Hatten sie nicht bemerkt, daß keiner jener Männer auch nur einen Tropfen mehr Schweiß vergoß als Rand? Perrin hatte das Gefühl, in seinem Schweiß gebadet zu sein.
    Rand trat mit Min an seine Seite, an den Töchtern des Speers vorbei und blieb dann stehen, bis zuerst Perrin und dann auch Dobraine und Havien sich ihm angeschlossen hatten. Und natürlich Aram, der wie Perrins Schatten war. Rand betrachtete sie, aber vor allem Perrin, nacheinander genau und nickte dann. Der grauhaarige Cairhiener und der junge Mayener zeigten einen einer Totenmaske ähnlichen Gesichtsausdruck. Perrin wußte nicht, wie sein Ausdruck wirkte, aber er hatte die Kiefer fest zusammengepreßt. Niemand würde Faile Schaden zufügen, gleichgültig was sie getan hatte und gleichgültig warum. Und ungeachtet dessen, was er tun mußte, um es zu verhindern.
    Ihre Stiefel dröhnten in der Stille laut, als sie über das gewaltige goldene Mosaik der aufgehenden Sonne auf dem blau gefliesten Boden schritten und sich dem Thron näherten. Colavaere verschränkte die Hände in ihren Röcken und benetzte ihre Lippen, während ihr Blick hastig zwischen Rand und den Türen hinter ihm hin und her schwankte.
    »Sucht ihr die Aes Sedai?« Rands Stimme hallte wider. Er lächelte unfreundlich. »Ich habe sie ins Aiel-Lager geschickt. Wenn die Aiel sie keine Manieren lehren können, dann kann es niemand.« Entsetztes Murmeln setzte ein. Perrin roch jetzt die Angst stärker als die Düfte.
    Colavaere zuckte zusammen. »Warum sollte ich...?« Sie atmete tief durch und nahm ihre Würde zusammen. Colavaere war eine überaus hübsche Frau mittleren Alters, mit einer Spur Grau im Haar. Jetzt legte sie eine königliche Haltung an den Tag, die nichts mit der Krone zu tun hatte. Sie war zum Befehlen geboren, zum Regieren, wie sie glaubte. Und ihre Augen, die abschätzig blickten, zeugten von einer scharfen Intelligenz. »Mein Lord Drache«, sagte sie und vollführte einen tiefen, sich fast selbst verspottenden Hofknicks, »ich heiße Euch hier willkommen. Cairhien heißt Euch hier willkommen.« Sie wiederholte sich scheinbar selbst.
    Rand erklomm gemächlich die Stufen des Podests. Min wollte ihm schon folgen, kreuzte aber dann nur die Arme und blieb stehen. Perrin folgte ihm, um Faile näher zu sein, aber nur ein Stück. Ihr Blick hatte ihn innehalten lassen. Es war ein ebenso abschätzender Blick gewesen wie derjenige Colavaeres. Und ihm genauso wie Rand zugedacht. Perrin wünschte, er könnte ihren Geruch aufnehmen. Nicht um das Warum oder Wie zu erkennen, sondern nur, um sie zu riechen. Aber die Düfte und die Angst waren immer noch zu stark. Warum sagte sie nichts? Warum kam sie nicht zu ihm? Oder lächelte wenigstens? Er brauchte nur ein Lächeln.
    Colavaere

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