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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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liebsten im Galopp zum Sonnenpalast und zu Faile geeilt.
    Unmittelbar innerhalb der Tore stand ein aus Stein erbautes viereckiges Wachhaus, wo sich Stadtfremde anmelden sollten. Ein cairhienischer Offizier mit kantigem Gesicht beobachtete mit verärgertem Stirnrunzeln, wie sie vorüberritten, und beäugte die Töchter des Speers unbehaglich. Er stand einfach nur da und schaute.
    »Wie ich Euch gesagt habe«, bemerkte Dobraine, als sie das Wachhaus hinter sich gelassen hatten. »Colavaere hat für die Krönungsfeierlichkeiten freien Zugang zur Stadt gewährt. Das ist Tradition.« Es klang jedoch erleichtert. Min seufzte hörbar, und Loial ließ einen Atemzug ausströmen, den man noch zwei Straßen weiter hätte hören können. Perrins Brust war noch zu angespannt, als daß er hätte seufzen können. Schwalbe war in Cairhien. Wenn er sie jetzt nur noch zum Königlichen Palast bringen könnte.
    Cairhien hielt aus der Nähe, was es aus der Ferne versprochen hatte. Der höchste Hügel lag innerhalb der Mauern, aber die Hügel waren terrassenförmig angeordnet, wodurch sie gar nicht mehr wie Hügel wirkten. Breite, bevölkerte Straßen trafen in rechten Winkeln aufeinander. In dieser Stadt bildeten sogar die Gassen Gitter. Die Straßen hoben und senkten sich zum Teil mit den Hügeln, schnitten aber auch häufig einfach durch sie hindurch. Alle Gebäude von den Läden bis zu den Palästen waren starre Quadrate und strenge Rechtecke, auch die großen, durch Strebepfeiler gestützten Türme auf den Hügelkämmen, deren jeder von einem Gerüst umgeben war: die einst legendären Türme von Cairhien, die noch immer im Wiederaufbau begriffen waren, nachdem sie im Aiel-Krieg verbrannt waren. Die Stadt schien härter als Stein, ein erdrückender Ort, und Schatten erstreckten sich über alles, was diese Wirkung noch erhöhte. Loials Pinselohren zuckten fast unaufhörlich. Er runzelte besorgt die Stirn, und seine herabhängenden Augenbrauen streiften seine Wangen.
    Es waren nur wenige Anzeichen der Krönungsfeierlichkeiten oder für Hoch Chasaline zu erkennen. Perrin wußte nicht, was das Fest mit sich bringen würde, aber in den Zwei Flüssen war der Tag der Besinnung eine Zeit der Freude und des Vergessens der Öde des Winters. Hier aber herrschte, trotz der vielen Menschen, fast Stille. Anderenorts hätte Perrin vielleicht geglaubt, die unnatürliche Hitze bedrücke die Menschen, aber Cairhien war bis auf das Lager der Vorortbewohner ein nüchterner, strenger Ort. Zumindest oberflächlich. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was darunter lag. Die Straßenhändler und Wagenhöker, an die er sich erinnerte, waren aus den Straßen verschwunden, wie auch die Musikanten und Akrobaten und Puppenspieler. Sie hielten sich jetzt gewiß im Lager des Pöbels außerhalb der Mauern auf. Einige wenige geschlossene, dunkle Wagen fädelten sich durch die stille Menschenmenge, einige mit etwas größeren Hausbannern als der Con, der starr über allem stand. Sie bewegten sich genauso langsam voran wie die Ochsenkarren mit den nebenher laufenden, den Stachelstock schwenkenden Führern, und ihre Achsen quietschten in der Stille. Fremde fielen auf, gleichgültig wie dunkel ihre Hautfarbe war, weil nur wenige Menschen außer den Fremden ritten. Die fast unvermeidlich kleineren Einheimischen wirkten in ihrer dunklen Kleidung wie blaßgesichtige Krähen. Natürlich fielen auch Aiel auf. Ob sie allein oder zu zehnt waren - sie durchschritten stets Freiräume in der Menge. Blicke wurden ruckartig abgewendet, und Lücken eröffneten sich um sie herum, wohin auch immer sie gingen.
    Aielgesichter wandten sich der Gruppe zu, während sie sich langsam ihren Weg durch die Menge bahnte. Auch wenn nicht alle Rand in seinem grünen Umhang erkannten, wußten sie doch, wer ein großer, von Töchtern des Speers begleiteter Feuchtländer sein mußte. Die Gesichter verursachten Perrin eine Gänsehaut. Jetzt war er dankbar dafür, daß Rand alle Aes Sedai zurückgelassen hatte. Abseits der Aiel bewegte sich der Wiedergeborene Drache durch einen Strom der Gleichgültigkeit, der sich für die Töchter des Speers teilte und sich hinter den Asha'man wieder schloß.
    Der Königliche Palast von Cairhien, der Sonnenpalast, der Palast der prachtvoll aufgehenden Sonne - die Cairhiener waren gut darin, Namen zu ersinnen, deren jeder noch ausgefallener war als der vorige - stand auf dem höchsten Hügel der Stadt, eine dunkle Masse kantiger Blöcke mit alles überragenden

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