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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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abgeschnitten, dann Geheilt und wieder mit zumindest einigen Fähigkeiten ausgestattet, obwohl jedermann wußte, daß das eigentlich unmöglich war. Viele hießen sie als Schwester wieder herzlich willkommen, um ihrer selbst willen und wegen des Wunders, das die Hoffnung gegen etwas aufrechterhielt, was jede Aes Sedai mehr als den Tod fürchtete. Aber ebenso viele oder noch mehr duldeten sie nur widerwillig oder behandelten sie herablassend oder beides, weil sie Siuan für ihre gegenwärtige Situation verantwortlich machten.
    Sheriam gehörte zu denen, die der Ansicht waren, Siuan sollte die neue Amyrlin im Protokoll und Ähnlichem unterweisen - wovon jedermann glaubte, daß sie es haßte - und ihren Mund halten, bis sie zum Sprechen aufgefordert würde. Sie war weniger, als sie einst gewesen war, keine Amyrlin mehr und nicht mehr so mächtig. Es war keine Grausamkeit, wie Aes Sedai sie verstanden. Die Vergangenheit war vergangen. Was jetzt war, bestand und mußte akzeptiert werden. Alles andere brachte nur größere Qualen mit sich. Im großen und ganzen sahen die Aes Sedai die Veränderung allmählich ein, und danach war es für die meisten, als ob alles schon immer so gewesen wäre.
    »Ein Tag, Mutter, wie Ihr meint«, sagte Sheriam schließlich seufzend und beugte leicht den Kopf. Weniger aus Ergebenheit wie Egwene mit Sicherheit wußte, sondern um ihren eigensinnigen Gesichtsausdruck zu verbergen. Im Moment mußte sie es tun.
    Siuan beugte ebenfalls den Kopf. Um ein Lächeln zu verbergen. Jede Schwester konnte auf jeden Posten verwiesen werden, aber die gesellschaftliche Hackordnung war recht starr, und Siuan stand erheblich niedriger als früher. Das war ein Grund.
    Auf Siuans Schoß lagen die gleichen Papiere wie auf Sheriams Schoß und auf dem Tisch vor Egwene. Berichte über alles - angefangen von der Anzahl der im Lager verbliebenen Kerzen und Bohnensäcke bis zum Zustand der Pferde, und das gleiche für Lord Brynes Heer. Das Heerlager umgab das der Aes Sedai in einem Kreis, der vielleicht zwanzig Schritt Zwischenraum ließ, aber sie hätten in vielerlei Beziehung genausogut eine Meile entfernt sein können. Lord Bryne hatte überraschenderweise genauso fest darauf bestanden wie die Schwestern. Die Aes Sedai wollten keine Soldaten zwischen ihren Zelten umherwandern sehen - ein Haufen ungewaschene, ungebildete Grobiane, oft mit flinken Fingern -, und anscheinend wollten die Soldaten auch keine Aes Sedai zwischen ihren Zelten umherlaufen sehen, obwohl sie ihre Gründe dafür, was vielleicht klug war, für sich behielten. Sie marschierten nach Tar Valon, um einen unrechtmäßigen Machthaber vom Amyrlin-Sitz zu stürzen und Egwene an deren Stelle zu setzen, aber nur wenige Männer fühlten sich in der Nähe von Aes Sedai wirklich wohl. Und auch nur wenige Frauen.
    Sheriam wäre als Behüterin der Chronik nur zu glücklich gewesen, Egwene diese weniger wichtigen Angelegenheiten abzunehmen. Sie hatte das auch gesagt und erklärt, wie unwichtig sie seien und daß der Amyrlin-Sitz nicht mit alltäglichen Kleinigkeiten belastet werden sollte. Siuan sagte andererseits, eine gute Amyrlin würde sich gerade darum kümmern und nicht versuchen, die Arbeit Dutzender von Schwestern und Bediensteten noch zu vermehren, aber doch jeden Tag etwas anderes überprüfen. Auf diese Weise wußte Egwene recht genau, was vor sich ging und was getan werden mußte, bevor jemand mit einem bereits eskalierenden Problem zu ihr kam. Siuan nannte es das Gefühl dafür, woher der Wind wehte. Es hatte Wochen gedauert sicherzustellen, daß diese Berichte sie erreichten, und Egwene hegte keinen Zweifel, daß sie niemals wieder - wenn überhaupt - etwas erfahren würde, bevor es längst erledigt wäre, wenn sie dies erst Sheriams Kontrolle überließ.
    Schweigen breitete sich aus, während alle das nächste Blatt auf ihrem Papierstapel lasen.
    Sie waren nicht allein. Chesa, die auf einer Seite des Zelts auf Kissen saß, sagte: »Zu wenig Licht ist schlecht für die Augen.« Sie hatte es eigentlich nur vor sich hin gemurmelt, während sie einen von Egwenes Seidenstrümpfen hochhielt, die sie gerade stopfte. »Ihr würdet es niemals erleben, daß ich mir die Augen bei diesem schlechten Licht über Worten verderbe.« Recht kräftig, mit einem Zwinkern in den Augen und einem fröhlichen Lächeln, versuchte Egwenes Bedienstete der Amyrlin stets Rat zukommen zu lassen, indem sie vorgab, mit sich selbst zu sprechen. Sie hätte durchaus zwanzig Jahre

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