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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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Besitzerin ins Gesicht fiel. Konzentriert hatte sie das bleiche Antlitz gesenkt und etwas Kaltes berührte meine Brust. Diese Kälte spürte ich einen Augenblick lang überdeutlich, und alles andere war dagegen verstummt – der Schmerz in meinem Arm, die Prellung an meinem Kopf, mein verrenkter Fuß.
    Etwas schabte über meine Brust, und ich schielte an mir herab. Die Krankenschwester rasierte mir das Haar ab, und dabei streckte sie die Zungenspitze zwischen ihren schmalen Lippen hervor.
    „Ich bin … im Spital“, stellte ich fest, denn obwohl bisher alle Zeichen darauf hingedeutet hatten, hatte ich dennoch gehofft, es möge sich um ein Missverständnis handeln.
    „Herzlich willkommen, Herr von Erlenhofen“, begrüßte mich die knarrende des Professors. „Ich frage mich – dürfen Sie sich Herr Doktor nennen? Wo die Gattin eines Doktors sich doch schließlich Frau Doktor nennen darf?“
    „Schön, hier zu sein“, lallte ich wagemutig. „Hatte eh vor, Sie für Ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.“
    „Tatsächlich? Wissen Sie, was ich glaube? Sie sind hier, weil Sie die Pläne auf Æsta lassen mussten bei Ihrer überstürzten Flucht damals. Das trifft sich vorzüglich.“
    Ich wagte einen Blick in meine Umgebung – ich schien mich in einem Konferenzraum zu befinden, der vom Wohlstand des Professors zeugte. Hochlehnige Stühle mit roten Polstern, schwere Tische und ein immenser Globus, der mir die Seite zuwandte, die den unermesslichen westlichen Ozean zeigte, standen vor der Fensterfront, die den Raum einmal umlief und nur Nachtschwärze herein ließ. In der Nähe des Ausgangs zum Treppenhaus waren mehrere Wachmänner postiert, bei denen ich auf keine menschliche Regung mehr hoffen konnte. Ich bemühte mich, den gierigen Blick des Professors gelassen zu entgegnen.
    „Tatsächlich? Bleiben Sie etwa mit Ihrer Forschung immer noch hinter meiner Frau zurück, obwohl ich Ihnen so viele Monate Zeit gelassen habe?“
    „Verzeihen Sie, Fräulein?“, fragte der Professor, schob das Fräulein ein Stück beiseite und versetzte mir einen Schlag ins Gesicht. Er traf mich hart auf Nase und Wangenknochen, doch Schmerz wollte sich nicht einstellen. Ich zwang mich zu einem Lächeln, während er sich die Fingerknöchel in den schwarzen Lederhandschuhen rieb. Ich war mir sicher, dass er sich normalerweise nicht auf solch grobschlächtige Therapiemethoden herabließ.
    „Betrachten Sie es als Vorgeschmack. Sie werden mir schon sagen, wo diese Pläne sind!“
    „Wenn Sie Æmelie wieder zum Leben erwecken, Sie liederlicher Hund, dann kann es sein, dass sie Ihnen antwortet. Ich werde es nicht tun. Sie stehen in Ihrem Schatten, sogar jetzt, da sie tot ist.“
    Er hieb erneut auf mich ein, diesmal zielte er niedriger, auf meine Lippen, doch sein Schlag war in keinem Fall mit Eikens Fertigkeiten zu vergleichen, und so tat ich mein Bestes, um ihn weiterhin höhnisch anzusehen.
    „Niemand wird sich je an Sie und diese erbärmlichen Dinge, die Sie Wissenschaft nennen, erinnern“, brachte ich durch das Blut hervor, das mir aus der geplatzten Lippe in den Mund strömte.
    „Machen Sie weiter, Fräulein. Schnell!“ Er wandte sich ab, die Schultern hochgezogen, als sei er kurz davor, sich auf mich zu werfen und mich mit dem bloßen Hass seiner behandschuhten Fäuste zu töten. Es war mir gleich, ich betrachtete sein Profil, sein grauhäutiges, glattrasiertes Altherrengesicht. Die Glühlampe streckte einige unwillige Lichtfinger nach ihm aus, während die Krankenschwester meine entblößte Brust blank schabte. Mit Pflasterstreifen klebte sie Metalldrähte auf meine Haut. Ich seufzte.
    „Sie werden brennen und es mir sagen“, stellte Roþblatt trocken fest. „Sie werden nicht widerstehen.“
    Damit legte er den großen Hebel um und ließ den Strom wie einen hungrigen Wolf auf meinen wehrlosen Körper los.

    Sie hatte keine Seele. Aber sie würde nicht länger warten.
    Er war an einen hölzernen Sitz gefesselt – wie Liegen im Spital war auch dieser mit Lederriemen ausgestattet. War der arme Naðan eben noch mithilfe solcher Gurte Teil eines Gedankenexperiments, Teil einer Flugmaschine gewesen, so war er jetzt ganz und gar Menschenversuch und das Opfer der Maschinerie des Professors.
    Als die elektrische Entladung ihn wieder losließ, klapperten seine Zähne, das Blut lief ihm übers Kinn, und dieser Anblick zerriss sie fast.
    „Sie werden lachen. Ich weiß nicht, wo die Pläne sind“, brachte er hervor.
    Eiken betrat

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