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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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mich mit seinem stinkenden Atem an. Offenbar hatte ihm der Pfriem schon die Sinne geraubt – doch jetzt erst sah ich das Gesicht, das unter dem Schirm seiner Mütze verborgen gewesen war, deutlich; es war mit dunklen Verzierungen und Zeichen bedeckt und wirkte kaum mehr menschlich, umso weniger, als er den Mund zu einem Grinsen verzog, das all diese Hautbilder verzerrte. Ich schrak zurück.
    „Du. Fahrgast! Papier zeigen!“, versuchte er es erneut, und zitternd wies ich mich aus und zeigte mein Billet vor.
    „Gut“, grunzte der Mann, der mein Entsetzen mit Freude bemerkt hatte und nun die Ärmel hochkrempelte, um noch mehr grausige Muster zu enthüllen. Er war ein Friese – sie hatten Wilde auf diesem Schiff!
    Zitternd stieg ich die Treppe empor, die sich um den Ankermast herum auf die Plattform wand. Vor mir hatte man die Schweine hinaufgetrieben, die Dinge hinterlassen hatten, die aussahen wie der ausgespiene Pfriem.
    „Guten Abend, Herr … Erlenhofen!“, begrüßte mich ein echter Mensch, als ich schnaufend, Staffelei, Tasche und Puppe bändigend, die Plattform erreichte.
    „Von Erlenhofen“, keuchte ich.
    „Von Erlenhofen also, sehr erfreut. Was führt Sie nach Æsta?“
    „Gewissermaßen ein Verbrechen – und meine Frau“, sagte ich leichthin und sah von der im Wind schwankenden Plattform hinunter aufs Flugfeld. „Aber das tut nichts zur Sache.“
    „Wollte nur nett sein.“
    „Warum haben Sie dann diesen Wilden da unten hingestellt?“ Es begann zu schneien, und ich freute mich auf eine lange Fahrt voller Magenschmerzen.
    „Das ist Ummo, der Friese, und er bewacht immer den Zugang zum Schiff“, grinste der Matrose, der in dem selben schwarz gekleidet war wie das Luftschiff. Er wies einladend auf den Steg, der hinüber in die Gondel führte.
    „Fein. Dass er einen Namen hat, meine ich.“
    „Ich bin Gerhard Temmhort“, fuhr er wenig irritiert fort, und ich wandte mich noch einmal um.
    „Sehr erfreut, Herr Temmhort. Wie lange werden wir nach Æsta brauchen?“
    „Sie liegt im Augenblick vor der nordwestlichen Küste Norwegens. Fördert Gas.“
    „Wichtiger Rohstoff“, erging ich mich in Konversation. „Wie lange?“
    „Bei gutem Wetter zwei Tage. Bei schlechtem Wetter … na, da ist es ungewiss, ob man überhaupt ankommt, hm?“ Er lachte und griff nach meinem Gepäck, um mir damit zu helfen. Ich überließ ihm meine Tasche und vergewisserte mich, dass Ynge sich in der Innentasche meines Mantels befand. Wacker sah ich dem Ende des Stegs entgegen – einer winzigen Tür in einer Kabine, die sich im Gegensatz zur Ladefläche so klein ausnahm, dass ich bereits mutmaßte, tagelang die Beine anziehen zu müssen.
    Vielleicht würde ich mir ab und an die Füße vertreten können. Bei den Schweinen . Ich seufzte.
    „Aber die Reise geht überwiegend über Land, Herr von Erlenhofen. Sie müssen sich also nicht sorgen“, revidierte Herr Temmhort seine vorherige Aussage, und ich betrat die Wolkenkohle .

    Zwei Tage in einem winzigen Räumchen können sehr lang sein. Sie können sich, gerade wenn so dringende Wünsche in einem brennen wie der Wille, Rache zu üben, oder das verzweifelte Bedürfnis nach Bewegung, ziehen wie ein schier unerschöpflicher Faden auf einer dicken Rolle Garn. Bereits nach vier oder fünf Stunden hatte ich den Eindruck, die Rolle müsse bald abgewickelt sein, aber ich irrte.
    In der Kabine befanden sich eine ungepolsterte Sitzbank, die mein Hinterteil seiner Nervenenden beraubte, und einige Pritschen, von denen jeweils zwei übereinander an den Wänden angebracht waren, so dass man entweder fürchten musste, die obere würde abreißen und einen begraben, oder die obere würde abreißen und man würde, damit herabgestürzt, das Zeitliche segnen. So oder so würde sicherlich die obere, mit lediglich zwei Stahlwinkeln an der Wand befestigt, nächtens mein Schicksal besiegeln, bevor wir Æsta erreichten.
    Die Mannschaft der Wolkenkohle bestand aus zwölf Æronauten, und sie schliefen in Schichten auf den Pritschen in den Läusen und Flöhen des Vorgängers. Winzige Bullaugen gewährten uns einen Blick nach draußen an den Propellergondeln vorbei. Doch das gletscherbedeckte, eisgeplagte, verschneite Land, in dem keine Menschenseele lebte, erstreckte sich in der immer gleichen Eintönigkeit, die mich zwar anfangs noch zu depressiv-stimmungsvollen Kreidezeichnungen animierte (und etwas später gar zu einem Aquarell, das in einem solchen Maße weiß war, dass man beinahe

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