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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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öffnete sich eine eiserne Klappe. Ein Ballen Reisig fiel herab und blieb im hinteren Teil des Ofenraumes liegen. Danach folgte eine Fackel, die den Haufen entzündete. Die trockenen Zweige brannten sofort lichterloh.
    Das Feuermädchen erhob sich, stellte sich schützend vor Shúria und ihren Sohn und sagte: »Das ist erst der Anfang.«

31. Der Aufstand der Tiere
    D er Helm drückte. Taramis hatte seine unbändige Haarpracht kaum darunter verstauen können. Wenigstens leistete ihm die Maskerade gute Dienste. Im Park des Palastes liefen ständig Trupps von Leibgardisten hierhin oder dorthin, weil die zahlreichen Zwischenfälle sie – wie hatte Peridas sich ausgedrückt? – in Atem hielten. Er staunte über das Improvisationstalent von Jagur, Ischáh und den anderen Gefährten. Hoffentlich ließ sich der draufgängerische Kirrie nicht erwischen.
    Rund um den stillen Palastflügel, in dem sich die Bruminerie befand, war das Aufgebot an Wachleuten weniger bedrohlich. Vor der verschlossenen Außentür stand kein einziger Posten. Taramis brach sie mithilfe des Schwertes auf, das er dem Gardisten abgenommen hatte. Er eilte nach rechts durch den dämmrigen Korridor, den er schon vor zwölf Jahren erkundet hatte. Die Nähstube lag auf der linken Seite, nicht weit vom Ausgang entfernt. Kurz bevor er sie erreichte, öffnete sich unvermittelt die Tür und Selvya erschien.
    »Ihr?«, wunderte sich Taramis.
    Die Augen der Rothaarigen durchforschten den Gang hinter ihm. Wahrscheinlich war sie überrascht, ihn allein zu sehen. Sie winkte ihn in die Kammer. »Seit der Privataudienz heute Mittag habe ich mit Peridas Kontakt gehalten. Ich wusste, dass Shúria guter Hoffnung ist. Warum habt Ihr sie nicht mitgebracht?«
    Er fand ihre Wortwahl etwas merkwürdig. Guter Hoffnung? »Es gibt Probleme.«
    Hinter ihm schloss sich die Tür. Wegen der verhängten Fenster wurde es fast dunkel. Ungeduldig erwartete ihn schon Selvyas Verlobter. »Herr Taramis! Gao sei gepriesen, Ihr seid wohlauf.«
    »Bitte lassen wir die Förmlichkeiten, Peridas. Wir sind Brüder und Schwestern in derselben Sache. Könnt ihr mich so schnell wie möglich zum Dagontempel bringen?«
    »Wieso denn das?«
    »Ich fürchte, sie haben Shúria und Ari dorthin gebracht. Meine Frau muss sich dem Großen Fisch verweigert haben.«
    »Dann sind sie dort«, sagte mit einem Mal jemand aus den Schatten zur Linken.
    Taramis fuhr herum. Die Stimme kam ihm bekannt vor. »Wer ist da?«
    »Ein Mann, der deiner Vergebung bedarf.«
    »Mögen deine Tage ohne Nebel sein«, grüßte ihn der nahende Schemen. Sein in weiten Falten fallendes, langes Gewand wies ihn als einen Weisen oder Lehrer aus. Mehr ließ sich noch nicht erkennen.
    Dennoch erschauerte Taramis. Schon seit einer Ewigkeit hatte er die Erkennungsworte des geheimen Ordens der Nebelwächter nicht mehr gehört. »Und die deinen voller Sonnenschein«, antwortete er korrekterweise.
    Ihn traf fast der Schlag, als der Alte endlich aus dem Dunkel heraustrat. Mittlerweile musste er fast Mitte sechzig sein. Er war hager wie eh und je … und das schulterlange, dünne Haar hatte ohnehin nicht weißer werden können. » Veridas!? Du lebst?«, keuchte Taramis. Seine letzte Erinnerung an den Seher aus Luxania war die eines Mannes, der mit einem Pfeil in der Schulter von einer Drachenkröte stürzte und reglos im Gras des Palastparks liegen blieb.
    Shúrias Lehrer beugte vor Taramis das Knie, ergriff seine Hand und sagte mit bebender Stimme: »Bitte verzeih mir, ich habe mich an dir und deiner Familie versündigt. Ich bereue zutiefst …«
    »Ich verstehe kein Wort, Veridas. Was solltest du getan haben, das uns zum Schaden gereicht hätte?«
    »Der Sternensplitter, den ich dir vor zwölf Jahren gab …«
    »Ich habe ihn Shúria geschenkt.«
    Der Alte nickte. »Er hat mir euer Versteck auf Barnea gezeigt. Die abbrechende Scholle … Ohne mich hätte dich Eglon nie gefunden …«
    Taramis entriss ihm die Hand. Entsetzt starrte er auf die im Dämmerlicht so gramgebeugte Gestalt. » Dir habe ich das zu verdanken? Was ist in dich gefahren, mich so zu verraten?«
    »Die Furcht.« Verzweifelt schüttelte Veridas den Kopf. »Als man mich damals im Palastgarten auflas, war ich mehr tot als lebendig. Aber ich bin ein zäher Knochen und habe mich wieder erholt. In dieser Zeit schien Komana aufzublühen, weil du die Dagonisier vertrieben hattest. Zwar zwang man mich, auf der Insel zu bleiben, ich durfte mich jedoch als Erzieher um die Kinder

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