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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gefüllte Schale gleiten. Dann lief er zur Außenwand und spähte hinter einem der Vorhänge hervor. Dicht vor dem Fenster stand ein Leibwächter und etwa dreißig Schritte weiter eine ganze Postenreihe. Die Gardisten wirkten angespannt. Ihre Gesichter waren auf die Menschenmenge gerichtet. Am anderen Ende des Platzes bewegten sich die Köpfe der Festbesucher unruhig, als drohe ein Tumult auszubrechen. Die Gäste vorne schienen noch ahnungslos zu sein. Als sich seine Augen der Plattform zuwandten, gefror ihm das Blut in den Adern.
    Shúria war nicht mehr da. Nur zwei verwaiste Stühle standen unter dem Sonnenschutz.
    Zahlreiche Besucher blickten zum Dach des vier Stockwerke aufragenden Gebäudeflügels hinauf, wo sich ein weiteres Podest samt Baldachin befand. Banner mit Dagondarstellungen flatterten in luftiger Höhe. Das eher einem Altar gleichende Bett auf der überdachten Plattform war leer. Abgesehen von einigen Tempelwächtern schien sich dort oben niemand zu befinden.
    Taramis schloss die Augen und dachte fieberhaft nach. Wo ist Shúria? Ob ihm Peridas weiterhelfen konnte? Zunächst musste er erst einmal den Andachtsraum verlassen, ehe die beiden Posten vor der Tür Verdacht schöpften.
    Behutsam griff er zwischen die Vorhänge, schob leise den Riegel des Fensters zur Seite und öffnete es. Das übliche Lautgemisch großer Menschenmassen drang an seine Ohren. In der Ferne war wildes Hundegebell zu hören – Ischáhs letztes Aufgebot.
    Er beugte sich ein wenig hinaus. Die unterschiedlichen Ablenkungen fesselten offenbar gleichermaßen die Aufmerksamkeit der Festbesucher wie der Wachmannschaft. Soweit er das zu erkennen vermochte, beachtete ihn niemand.
    Er ballte seinen Geist, um sich Unterstützung für die Arme zu sichern. Dann packte er den Soldaten beim Harnisch, beförderte ihn mit einem Ruck durchs Fenster und warf ihn auf den Boden. Ehe der überraschte Mann überhaupt einen Laut von sich geben konnte, hatte ihm Taramis das Schwert aus der Scheide gerissen, ihm die Klinge an den Hals gesetzt und zischte nun: »Ich will dich nicht töten, doch wenn du aufmuckst, lässt du mir keine andere Wahl.«
    Der Gardist gab seinen Widerstand auf.
    »Wo ist Shúria?«
    Der verängstigte Soldat sah ihn nur verständnislos an.
    »Die Frauen auf der Plattform. Die Bräute. Wo hat man sie hingebracht?«
    »Ich weiß es nicht, Herr. Heute geht alles durcheinander. Von mehreren Stellen innerhalb und außerhalb des Palastbezirks werden Brände gemeldet. Wir haben erhöhte Alarmbereitschaft. Vor Kurzem gab es an einem der Tore einen Zwischenfall. Wahrscheinlich sind Rebellen im Park …« Er stutzte. »Seid Ihr …?«
    »Weiter! Was noch?«, drängte Taramis.
    »Erst hieß es, der König habe die Rolle des Großen Fisches überraschend an den Oberpriester abgetreten. Und gerade sind wir davon in Kenntnis gesetzt worden, dass wir die Menge ruhig halten sollen, da es eine Verzögerung gibt.«
    »Eine Verzögerung? Was könnte der Grund sein?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung …«
    »Dann denkt nach«, knurrte Taramis und erhöhte den Druck auf die Klinge.
    »Ich kann mir nur erklären«, krächzte der Soldat, »dass sich die Braut dem Oberpriester verweigert hat. Es wurde schon vorher gemunkelt, sie lasse keinen an sich heran. Wir haben sogar Wetten darauf abgeschlossen, ob sie sich dem Großen Fisch versagen würde.«
    »Was täte Eglon mit ihr, wenn sie ihm eine Abfuhr erteilte?«
    Der Gardist lachte rau. »Ist die Frage ernst gemeint? Er schickt sie in den Feuerofen. Als Opfer für Dagon. Und zwar auf direktem Weg …« Er verstummte, weil in diesem Augenblick die Faust, die das Schwert hielt, gegen sein Kinn krachte.
    Taramis stand kurz davor, den Verstand zu verlieren. Shúria war ihm schon so nahe gewesen und jetzt sollte sie als Feueropfer in Rauch aufgehen?
    Hektisch zerrte er dem Soldaten die Kleider vom Leib, zog ihm die eigenen an und verwandelte sich dann selbst in einen königlich komanaischen Leibgardisten. Anschließend schleifte er den Bewusstlosen zu der Stelle zwischen den beiden Kerzenleuchtern.
    Als Nächstes nahm Taramis das Hemd der Unverwundbarkeit aus der Wasserschale und wrang es aus. Verblüffenderweise hatte es keinen Schmutz angenommen. Sämtliche Fäkalien und das Blut des toten Monarchen waren herausgewaschen. Er zwirbelte es zu einem Schal zusammen und legte es sich wie einen kalten Wickel um den Hals.
    Schon wollte er sich zum Gehen wenden, als sein Blick abermals auf Ogs Leiche

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