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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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regelrechte Lawine des animalischen Widerstands auszulösen, die sich längst verselbstständigt hatte. Sogar einige Pflanzen schlossen sich offenbar dem Aufstand an – in einem Vorgarten würgte eine Tentakellilie einen Hauptmann der städtischen Garde.
    »Ich frage mich, wie die Tiere zwischen befreundeten und feindlichen Waffenträgern unterscheiden«, sagte Jagur argwöhnisch.
    »Gar nicht«, antwortete Taramis und deutete auf eine wütende Meute von Hunden, die aus einer Nebengasse herangeprescht kamen. »Bildet schnell einen Kreis, Rücken an Rücken! Selvya und Veridas nehmen wir in die Mitte.«
    Peridas und die Seeleute reagierten fast überstürzt auf den Befehl ihres Anführers. Der Kirrie hingegen zog seine Streitaxt ohne Eile aus dem Gürtel, während die Vierbeiner sie knurrend und mit gefletschten Zähnen umzingelten. »Wäre jetzt kein schlechter Zeitpunkt für Ischáh, sich zu uns zu gesellen.«

32. Das Feuermädchen
    O bwohl die Zweige trocken waren, blieb die Rauchentwicklung nicht völlig aus. Shúria hustete. Sie presste sich mit Ari in eine der Ofenecken auf der Türseite, um von der glühenden Hitze so fern wie möglich zu sein.
    Erneut öffnete sich über ihnen die Luke und der Feuermeister warf einen Reisigballen herab. Scheppernd schlug Pharis die Eisenklappe wieder zu.
    »Verfluchter Mordbrenner!«, rief die Ganesin nach oben.
    »Siath!«, flehte Shúria. Die Flammen griffen schon auf das neue Brennmaterial über.
    Ihre Freundin lief zu dem Bündel und schob es zu den lodernden Knäueln in die gegenüberliegende Ecke des Ofens. Das ehemals weiße Brautkleid hing ihr in verkohlten Fetzen auf dem Leib. Sie hatte ein paar Mal zu oft mit dem Feuer gespielt. Anfangs waren es nur die Hände gewesen, die sie hineingehalten hatte, damit es sie von den Fesseln befreie. Inzwischen tauchte Siath auch Arme und Beine in die Flammen.
    Auf dem Rückweg zu ihren Gefährten streifte sie die Handflächen aneinander ab, um sie vom Ruß zu reinigen. Sie waren zwar schmutziger geworden, doch kein bisschen verbrannt.
    »Geht es noch, Schwester?«
    Die heiße Luft stach Shúria wie ein verschlucktes Nadelkissen im ausgedörrten Rachen. Sie hatte das Gefühl, die Härchen auf ihrer Haut müssten jeden Augenblick versengen. Trotzdem nickte sie tapfer.
    Siath stellte sich einmal mehr vor die beiden und umfing sie mit ihren Armen. »Hast du noch deinen Sternensplitter?«
    »Ja. Ich geb ihn auch nie wieder her.«
    »Dann ist es gut.«
    »Warum fragst du ständig danach?«
    »Der Stein hat ein Feuer überstanden, das tausend Mal heißer war als dieses hier. Vielleicht hilft er uns aus dem Ofen heraus.«
    »Du scheinst ja viel über ihn zu wissen«, wunderte sich Shúria.
    »Ein guter Lehrer hat mir von ihm erzählt. Er sagte, der Sternensplitter hätte einmal ihm gehört.«
    Shúria stutzte. »Ich weiß nur von zweien, die ihn vor mir besessen haben: Taramis und …«
    »… Veridas?«
    »Du kennst den Seher?«
    Siath nickte. »Er bat mich, dir nichts von ihm zu erzählen, weil er fürchtete, du könntest uns durch eine unbedachte Reaktion verraten. Und weil ich dir keine falschen Hoffnungen machen sollte. Ich denke, damit ist jetzt Schluss.«
    »Womit?«
    »In unserer Lage ist die Hoffnung alles, was wir noch haben.«
    Wieder flog im Ofendach die Luke auf. Diesmal schaufelte Pharis gleich vier Ballen in den Ofen. Diabolisch flackerte sein rundes Gesicht in den Flammen, während er rief: »Gerade ist gemeldet worden, dass Eglon jeden Moment erwartet wird. Fangt schon mal zu schreien an.«
    »Dreckskerl!«, brüllte Siath.
    »Nicht so!«, jammerte der Priester. »Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt. Es sollte leidender klingen, nicht so boshaft.« Er heulte ein paar Mal, um zu demonstrieren, was genau er meinte. »Gebt euch einfach mehr Mühe. Sterbt wohl, meine Schönen.«
    Die Klappe fiel wieder zu.
    »Ich bring den Kerl um«, knurrte Siath. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und starrte unverwandt nach oben.
    Shúrias Blick sprang ängstlich zwischen der Freundin und den Bündeln hin und her. Sie fingen an zu rauchen. »O nein!«
    Jetzt bemerkte es auch die Ganesin. »Dieser verfluchte Hurensohn«, wetterte sie. »Diesmal hat er feuchte Zweige benutzt. Denkt sich wohl, wenn wir uns nicht verbrennen lassen, kann er uns wenigstens ersticken.«
    Hektisch zerrte sie die drei Bündel, die sich noch nicht entzündet hatten, aus der lodernden Ecke weg und schleuderte sie zur Tür hinüber. Das vierte

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