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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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des gemeinen Volkes an.
    Mit überwältigender Mehrheit trug man Taramis die Königswürde an. Der lehnte jedoch dankend ab und brachte eine neue Regierungsform ins Gespräch, die sich auf die Grundsätze des heiligen Buches Jaschar stützte. Das oberste Gremium könne demzufolge ein Ältestenrat sein. Das Machtstreben Einzelner habe so weniger Chancen. Der Vorschlag wurde angenommen.
    So hatte Taramis einmal mehr die Bedrohung von Berith abgewendet. Ohne es zu wollen, meißelte er dadurch seinen Ruf als Retter der Welt in Stein.
    In einer öffentlichen Feier im Palastgarten ehrte man ihn für seine Verdienste. Bei dieser Gelegenheit erhielt er das Schwert Malmath und den Schild Schélet zurück, die König Og still und heimlich seiner Raritätensammlung einverleibt hatte. Die Gäste – sie waren auf Taramis’ ausdrücklichen Wunsch nicht handverlesen – feierten ihn mit nicht enden wollenden Ovationen. So viel Aufhebens um seine Person gefiel ihm überhaupt nicht. Nachdem die Verhältnisse in Komana geordnet seien, werde er mit seiner Familie nach Barnea zurückkehren, erklärte er den Freunden, also noch rechtzeitig, bevor Shúria ihr Kind bekomme (sie war tatsächlich in guter Hoffnung). Bis zur Abreise wohnten die drei bei Peridas.
    Wie lange würde der Friede wohl diesmal halten? Die Frage trübte die Freude des Helden über den Sieg. Gaals spurloses Verschwinden beunruhigte ihn. Du glaubst, mich besiegt zu haben, aber du bist ein Narr. … Ich komme wieder, Taramis, und es wird schrecklicher sein als zuvor. So hatte ihm das fischköpfige Ungeheuer vor zwölf Jahren gedroht. Und es auch wahrgemacht. Deshalb konnte er den Fluch nicht leichtnehmen, den der König von Dagonis auf dem Bluttempel gegen ihn ausgesprochen hatte. Manche Nacht verfolgte er ihn bis in die Träume.
    Die Zeit der Wende in Komana wartete jeden Tag mit neuen Überraschungen auf. Eine, die vor allem Ari in helle Freude versetzte, war das Wiederauftauchen Lokis. Eines Morgens begehrte der einäugige Kater vor dem Haus von Paris laut miauend Einlass. Auf wundersame Weise hatte er den Weg zu seinem Freund gefunden – von der angetriebenen Scholle bis in die Hauptstadt des Reiches. Oder war es Aris Findergabe, die beide wieder zusammengebracht hatte? Was hätte Loki wohl erzählen können, wenn er Siaths neugierigen Fragen gegenüber nur etwas aufgeschlossener gewesen wäre!
    Einige Tage vor ihrer Abreise waren Taramis, Shúria und Ari Ehrengäste auf einer Doppelhochzeit. Ischáh und Keter gaben sich das Jawort – und auch Selvya und Peridas gingen den Bund fürs Leben ein. Das rauschende Fest fand im großzügigen Anwesen des ehemaligen Leibgardisten statt, der zwischenzeitlich einen leitenden Posten bei den neuen Ordnungskräften des Landes bekleidete.
    Die beiden Ganesen hatten sich für eine Vermählung in Peor entschieden, weil auf diese Weise alle ihre Gefährten an der Feier teilnehmen konnten. Siath wollte vorerst in Komana bleiben und bei der Umgestaltung des Inselreiches mitwirken. Reibun und Almin warteten ohnehin schon darauf, mit Ischáh, ihrem frischgebackenen Gemahl sowie mit Taramis’ Familie nach Barnea zurückzukehren.
    Und dann war da noch Jagur, der mit seinem bärbeißigen Humor für manchen Lacher auf der Hochzeit sorgte. Er hatte es nicht sehr eilig, seinem König die Nachricht vom Scheitern der Mission mitzuteilen – der Reif der Erkenntnis war so unauffindbar geblieben wie Gaal. Und das Hemd der Unverwundbarkeit hatte der kleine Recke dem überlassen, dem es rechtmäßig zustand: dem Drachentöter.
    »Zählst du die Sterne oder warum wirkst du so nachdenklich?«, fragte er Taramis, als er ihn während des Festes in einem entlegenen Winkel des Gartens aufstöberte.
    »Ein bisschen von beidem«, antwortete der Gefragte einsilbig.
    »Shúria sucht dich. Sie will mit dir tanzen.«
    Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. »Dann warte ich lieber noch ein Weilchen.«
    »Genieße ich inzwischen genug Vertrauen, dass du mich an deinen tiefschürfenden Überlegungen teilhaben lässt?«
    Taramis legte seinem kleinen Freund die Hand auf die Schulter, seine Augen blieben weiter auf die Sterne und Inseln gerichtet. »Du hast dir mein Vertrauen verdient, Jagur. Ohne dich hinge ich vielleicht immer noch an einem Olivenbaum und triebe durchs Ätherische Meer.«
    »Dann sag aber auch endlich, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist.«
    So öffnete Taramis dem Kirrie sein Herz. Er sprach seine Sorgen im Hinblick auf die

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