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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ließ. Also versuchten sie ihn zu zermürben. Von drei Seiten stießen sie immer wieder mit ihren Klingen zu, oft gleichzeitig, manchmal kurz hintereinander. Sie gönnten dem behänden Stockschwinger keinen Augenblick Ruhe und hielten sich trotzdem fern von seinem Feuerstab.
    In der Zwischenzeit hatte der lahme Mordbube die Treppe erreicht. Mit dem Langschwert in der Rechten zog er sich die Stufen hinauf, grunzte vor Anstrengung, ächzte vor Schmerzen und kam der bewusstlosen Bogenschützin immer näher.
    Bitte wach auf!, flehte Taramis im Stillen, weil er nicht durchbrechen und ihr zu Hilfe eilen konnte.
    Ischáh rührte sich nicht.
    Unvermittelt nahm er am Rande des Gesichtskreises eine Bewegung wahr. Zuerst dachte er, Kulkan, der sich bisher so auffällig zurückgehalten hatte, wolle ins Geschehen eingreifen. Aber es war nicht der Hagere. Ganz im Gegenteil. Es war ein grobschlächtiger, gut sechs Fuß großer Recke mit grimmiger Miene, zottigem, blondem, schulterlangem Haar und einem sauber gestutzten Vollbart. Mit langen Schritten durchmaß er den Hof.
    Die drei Mordbuben gaben Taramis keine Gelegenheit, sich über die Absichten des Fremden klar zu werden. Gehörte er zu der Bande? Jedenfalls sah er trotz seiner wilden Erscheinung nicht so heruntergekommen aus wie sie. Er trug schwarze Stiefel, eine dazu passende, seitlich geschnürte Hose aus glattem Leder, eine ebenfalls schwarze, weite, vorn mit Knebeln geschlossene Lederweste, die zwei Handbreit über den Knien endete, ein weinrotes Untergewand mit langen Ärmeln und goldgelben Ornamenten. Sowie auf dem Rücken ein mächtiges Schwert.
    Weder die drei Männer beim Stabträger noch ihr lahmer Mitstreiter hatten den neuen Akteur auf der Bühne bisher bemerkt. Taramis behielt ihn im Auge, zumindest soweit es ihm die Sticheleien seiner Gegner erlaubten.
    Der blonde Recke zog sein Langschwert. Inzwischen hatte der Schurke auf der Treppe Ischáh erreicht und stemmte sich mit seinen kräftigen Armen hoch. Schwerfällig drehte er die mitgeschleppte Waffe herum, um sie der Ganesin in den Leib zu stoßen. Kurz bevor es dazu kam, rammte ihm der Fremde seine Klinge durch das Kettenhemd von hinten ins Herz. Mit einem markerschütternden Todesschrei sackte der Getroffene zusammen.
    Ohne ihn oder die Bewusstlose weiter zu beachten, wandte sich der Recke sofort dem Geschehen beim Scheunentor zu. Der Schrei ihres Kameraden hatte das blutrünstige Trio aufgeschreckt. Ihr scheinbar so großer Vorteil von acht zu eins war in ein Kräfteverhältnis von zwei gegen drei umgekippt. Offenbar lohnte das Kopfgeld das so unerwartet gestiegene Risiko dann doch nicht, denn sie ergriffen wie auf ein geheimes Zeichen hin die Flucht.
    Ihr Spießgeselle mit der gebrochenen Nase wälzte sich gerade ächzend auf den Rücken herum und schrie: »Nehmt mich mit!«
    Niemand drehte sich nach ihm um.
    Der blonde Recke nahm sich des Zurückgelassenen an. Er lief zu ihm hin, blieb neben ihm stehen, das blutige Schwert in der Hand. Ohne erkennbare Regung sah er aus seinen graublauen Augen auf den Schurken herab. Dieser erstarrte, so als sehe er einen Geist. Panisch schnappte er nach Luft, blickte Taramis verwirrt an und wollte etwas sagen. Der Ausdruck brannte sich auf seinem Gesicht ein, als ihm die Klinge des fremden Kriegers das Haupt von den Schultern trennte.
    »Warum tut Ihr das?«, keuchte Taramis.
    Der schwarz Gewandete sah ihn aus unbewegter Miene an. »Ein einfaches Danke hätte genügt.« Seine volle, warme Stimme passte so gar nicht zu der Kaltblütigkeit, mit der er gerade einen Mann getötet hatte.
    »Mit den dreien wäre ich auch noch zurechtgekommen.«
    »Mag sein. Und Eure Freundin würde sich inzwischen im Haus der Toten amüsieren.« Der Recke zeigte auf Ischáh und machte sich auf den Weg zu ihr. Gerade kam sie zur Besinnung.
    Taramis schloss sich ihm an und behauptete: »Ich kenne diese Frau überhaupt nicht.« Mit dem Daumen deutete er über die Schulter zurück zu dem Entleibten. »Warum habt Ihr ihn nicht wenigstens gefragt, was der Hinterhalt sollte?«
    »Diese Kerle würden lieber sterben, als etwas zu verraten.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Es sind Spione König Ogs. Zumindest der Kopflose hat mich erkannt. Hätte ich ihn laufen lassen, so wären uns bald zehnmal so viele Häscher auf den Fersen.«
    »Uns? Was habe ich mit Euren Problemen zu tun? Und wer seid Ihr überhaupt?«
    Der Fremde streckte ihm die Rechte hin. »Mein Name ist Bohan. Ich bin Donnerreiter. Leider

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