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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gäste.
    Auf einem Tisch zur Rechten setzte Ischáh gerade eine Batterie von Bierkrügen ab. Als sie Taramis im Schlepptau des Drachenkrötenreiters bemerkte, runzelte sie die Stirn und schüttelte unauffällig den Kopf. Was hatte das zu bedeuten?
    »Nach Euch«, sagte Kulkan.
    Seine Stimme lenkte Taramis’ Aufmerksamkeit auf die Hintertür, die mit leisem Quietschen nach außen aufschwang. Drei hölzerne Stufen führten in den Hof. Er blieb unter dem Türsturz stehen. Ischáhs sonderbares Verhalten beschäftigte ihn noch immer. War ihr Kopfschütteln eine Warnung gewesen? Falls ja, dann … vor wem? Sicher nicht vor dem Drachenkrötenreiter. Sie hatte ihn ja ausdrücklich zu ihm geschickt. Taramis’ Blick erkundete den viereckigen Hof.
    Über dem festgestampften Lehmboden flimmerte die Luft, so heiß brannte die sommerliche Mittagssonne inzwischen. Es war auffallend still zwischen den ockerfarbenen Mauern. Von rechts hallte das Schnauben eines Pferdes herüber. Dort befand sich der erwähnte Stall, links ein vierrädriger Wagen und dahinter sauber gestapeltes Feuerholz. In der Mitte hatte jemand drei exakt ausgerichtete Reihen Fässer und Kisten aufgestellt. An der rückwärtigen Wand war ein Holztor zu sehen; beide Flügel standen offen. In der Hofecke rechts davon spendete ein alter Walnussbaum Schatten.
    »Worauf wartet Ihr?«, fragte der Hagere.
    Wortlos trat Taramis ins Freie.
    Kulkan folgte ihm über die Stufen in den Hof und deutete mit der Hand zum Stall. »Ich hole den Brief. Ihr könnt ja inzwischen frische Luft schnappen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er zum offenen Tor.
    Gemächlich lief ihm Taramis hinterher. Er gab sich gelangweilt, obwohl seine feinen Sinne bis zum Äußersten angespannt waren. Etwas an der Stille im Hof gefiel ihm nicht. Seine Fingerknöchel traten elfenbeinern hervor, während er die dunkle Hirschhauthülle umklammerte, die seine einzige Waffe barg. So harmlos der Stab Ez auch aussehen mochte, so tödlich konnte er doch sein. Für die meisten Menschen genügte eine kleine Berührung des schwarzen Holzes mit ungeschützter Haut, um innerlich zu verbrennen. Taramis blieb am Stalltor stehen. Kulkan war in der Dunkelheit dahinter verschwunden.
    Plötzlich vernahm Taramis ein Geräusch, kaum lauter als der Flügelschlag einer Eule und trotzdem bedrohlich für die Instinkte des Jägers.
    Er duckte sich.
    Ein langer Dolch traf die Stalltür und blieb schnarrend darin stecken.
    Taramis fuhr herum und ließ zugleich Ez durch die Finger gleiten, bis er die unverhüllte Spitze zu fassen bekam. Mit dem Schwung der Drehung wurde das Futteral abgestreift und fiel zu Boden.
    Ein vierschrötiger Krieger mit Kettenhemd, Panzerhandschuhen, Helm und wilder Grimasse rannte auf ihn zu. Mit einem Speer zielte er auf die Brust des Stabträgers. Im Rücken des hünenhaften Angreifers erschienen sechs weitere, ähnlich gerüstete Männer, zwei kleinere entstiegen Fässern, die übrigen kamen hinter Kisten hervor. Mit gezückten Schwertern und schwingenden Streitkeulen folgten sie ihrem Spießgesellen. Ihrer unterschiedlichen Bewaffnung und den schäbigen Rüstungen nach zu urteilen handelte es sich um gedungene Mordbuben.
    Mit einem Mal schien die Zeit für Taramis so zäh wie Honig dahinzufließen. Reglos wartete er. Ließ den vorderen Mann näher kommen. Und wartete immer noch. Erst als dessen Speer zustieß, wirbelte er den schwarzen Stecken herum und neigte sich zugleich zur Seite. Die eiserne Spitze verfehlte ihn.
    Ez hingegen traf mit Wucht das Knie des Kontrahenten, das, abgesehen von einer grauen Wollhose, ungeschützt war. Der Krieger schrie vor Schmerzen auf. Ein zweiter Schlag gegen seine Führungshand und ein dritter auf den Speerschaft entwaffnete ihn. Taramis wollte den Mann nicht töten, sonst hätte er auf seine hässliche Visage oder den Hals gezielt. Allerdings unterschätzte er den Schwung des Hünen.
    Der seines Spießes Entledigte geriet nun ins Straucheln, winkelte den rechten Arm an und rammte Taramis den Ellenbogen ins Gesicht. Dessen Oberlippe hatte gegen das Kettenhemd keine Chance und platzte auf. Blut spritzte. Ein paar Tropfen trafen den vorbeistolpernden Krieger an der Nase. Er riss die Augen auf, schnappte röchelnd nach Luft und brach zuckend zusammen.
    Aus dem Stall hörte Taramis das Scharren von Füßen und wich schnell von dem Tor zurück.
    »Nehmt euch in Acht! Er ist ein Zeridianer. Ihr Blut ist für uns giftig«, warnte Kulkan die Männer und trat aus den

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