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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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er sich an seine strengen Regeln gehalten und zugleich seinem Sohn helfen wollen? Fast sah es danach aus. Die Abschiedsworte des Vaters stützten diese Deutung. Jetzt sind wir quitt.
    »Das sind wir tatsächlich«, murmelte Taramis. Er hatte Olam verziehen und erhoffte sich von ihm die gleiche Gnade.
    Sobald er auf dem Rücken seines geflügelten Schattens in den Äther eintauchte, war der Rest ein Kinderspiel. Der Reif der Erkenntnis zeigte ihm, wo er den Donnerkeil und seine Freunde finden konnte.
    Allon schwallte übermütig durch das Ätherische Meer. Die Erleichterung war ihm anzumerken. Gerade noch rechtzeitig kam Narimoth in Sicht. Kurz darauf sichtete man aus der Kiemenkapsel heraus das Zweihorn und seinen Reiter. Ischáh setzte ihren Donnerkeil unter die beiden, ließ ihn dann aufsteigen und die geöffneten Luken fingen sie ein. Kaum in der Kapsel, versiegelte Taramis die Klappen und ein wilder Ritt begann, der Narimoth einmal mehr zu schnellem Atmen zwang.
    Sobald sich die Kristallkuppel wieder ausreichend mit Atemluft gefüllt hatte, öffnete Keter das Schott. Ischáh drängte sich durch den ersten Spalt und fiel Taramis um den Hals.
    »Ich bin so froh, dich wohlbehalten zu sehen.«
    Einige aufgeregte Herzschläge lang hielt er der wohl freundschaftlich gemeinten Umarmung stand und brachte zum Ausdruck, wie erleichtert auch er sei. Dann sorgte er schnell wieder für einen erträglicheren Abstand. Die Ganesin lächelte nur, als wisse sie genau, was in ihm vorging.
    Die Begrüßung durch die Männer war etwas rauer, doch kaum weniger herzlich.
    »Wie ich sehe, hast du den Reif der Erkenntnis«, stellte Bohan zufrieden fest.
    Taramis nickte. »Jagur«, wandte er sich an den Kleinsten in der Runde. »Ich weiß, dass du bei nächstbester Gelegenheit mit dem Reif nach Malon aufbrechen willst.«
    »So lautet der Befehl des Königs«, antwortete der Kirrie.
    »Ich habe beschlossen, von hier aus Jâr’en anzusteuern.«
    »Die Heilige Insel? Sie wird von Dagonisiern besetzt sein. Wozu ein solches Risiko eingehen?«
    »Vertraust du mir, Jagur?«
    »Mehr als für mich gut sein mag«, knurrte dieser.
    »Und ihr anderen?«, rief Taramis in die Runde.
    Manche nickten, einige murmelten zustimmend und Ischáh sagte: »Wir sind dir bis zum Ende der Welt gefolgt. Jetzt wird’s erst richtig spannend.«
    »Danke, Freunde. Unsere nächste Station soll die Heilige Insel sein, weil ich Klarheit darüber erlangen muss, ob meine Familie noch lebt.«
    »Ginge mir genauso«, brummte Jagur. »Wie willst du das anstellen?«
    Indem ich ihre Seelenbäume finde, du neugieriger Zwerg. Taramis biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick wanderte über die Gesichter der Männer, die sich um ihn und Allon herum versammelt hatten. War einer von ihnen der Seelenfresser? Er konnte nicht ausschließen, dass Bochim in diesem Augenblick auf die Enträtselung des Geheimnisses lauerte, das Gaal vor zwölf Jahren mit aller Macht hatte lüften wollen. »Das vermag ich im Moment noch nicht zu sagen«, antwortete er vage. »Aber es wird mir gelingen.«

19. Die Haremsdame
    D ie Bilder ähnelten sich. Die Luft war lau, die Stunde vorgerückt, Shúria trug nur ein hauchdünnes Kleid, wieder begleiteten sie vier Wächter. Die Blicke der Männer standen in ihrer Anzüglichkeit denen der Tempelwächter ebenfalls in nichts nach.
    Doch einiges in dieser Nacht war anders. So durfte sie auf die Hurenschuhe verzichten, ihr duftiges Hemd wies ein paar kostbare Goldstickereien auf und die Begleiter gehörten der königlichen Leibgarde an. Einer von ihnen, ein junger Gardist mit schwarzem Lockenkopf, begegnete ihr sogar mit offenbar ehrlichem Respekt. Überdies musste sie keinen Säulengang durchschreiten, der Weg führte vielmehr vom Haus der Konkubinen durch einen Park ins Schlafgemach des Liebhabers. Immerhin sollte sie den Herrscher von Komana beglücken.
    Die Gefährtinnen, die Og zur Verfügung standen, lebten auf dem weitläufigen Parkgelände je nach Stand in streng voneinander getrennten Gebäuden. Ganz oben in der fein abgestuften Hierarchie rangierten die Gemahlinnen erster Kategorie. Derzeit war dies nur ein knappes Dutzend. Dicht dahinter kamen die Nebenfrauen, offiziell angetraut und daher ebenfalls von hohem Ansehen. Die Königlichen Hetären konnten von einem Ehevertrag nur träumen. Sie waren gebildete, oft adlige und in jeder Form der Unterhaltung unterwiesene Edelhuren, die ausschließlich dem Herrscher zur Verfügung standen. Die größte und

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