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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht mehr benötigen.«
    Mit einer tiefen Verbeugung zog sich die Dienerin zurück. Ohne sich umzuwenden, verließ sie das Schlafzimmer. Dabei suchten und fanden ihre Augen Shúrias Blick. Es schien, als wolle sie ihr etwas sagen. Aber was? Schweigend schloss sie die Tür.
    »Und nun zu dir, schönes Kind«, sagte Og.
    Aus dem Mund eines jüngeren Mannes klangen solche Worte einigermaßen seltsam. Shúria führte die Hand demonstrativ zur Schläfe und hüstelte. »Majestät, ich …«
    »Du bist die Frau eines anderen, ich weiß«, unterbrach er sie und schob sich ungeachtet dessen an sie heran, bis sein kuppelförmiger Bauch sie berührte. Der Körper des Monarchen verströmte ein starkes Aroma von Moschus. »Mach dir darum keine Sorgen. Der König hat immer den letzten Stich.«
    Sie fand seine zynische Bemerkung nicht nur abgeschmackt, sondern auch unpassend. Eigentlich hatte sie auf ihr Unwohlsein hinweisen wollen. »Ari … Ich wollte sagen, mein Sohn … Er hat heute früh Fieber …«
    »Fängst du schon wieder mit der kleinen Kröte an«, fuhr Og sie barsch an. Er hielt jäh inne, wischte sich mit dem Ärmel einen Schweißtropfen von der Stirn und atmete betont lang und ruhig aus. »Entschuldige, meine Schöne. Wenn es etwas Ernstes ist, dann schicke ich meinen Heiler zu ihm …«
    »Aber …«
    Er presste ihr den Zeigefinger auf den Mund – sie hatte das ekelhafte Gefühl, eine fette Wurst liege auf ihren Lippen – und seine hohe Stimme wurde einschmeichelnder. »Jetzt verabschiede dich für ein paar Stunden von den Sorgen. Ich kann es kaum erwarten, mich an deinen Reizen zu berauschen. Vergiss das Ritual des Gottes, der sich mit der Göttin vereint, und lass mich heute Nacht dein feuriger Stier sein.«
    Geiler Bulle trifft es wohl eher. »Majestät, ich …«
    » Pscht!« Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Weißt du, was mich spitz macht, meine schöne Gefährtin? Du bist Zeridianerin. Die Vereinigung mit dir ist wie der Tanz auf einem Vulkan. Ich weiß, wie giftig das Blut deines Volkes für andere Menschen ist. Man hat mir berichtet, ein Spritzer davon könne mich töten. Doch die pollengroßen Tröpfchen, die ein ungestümer Liebesakt nach sich ziehe, hätten eine ungemein berauschende Wirkung. Der Nervenkitzel erregt mich. Ich möchte die Früchte pflücken, sie aussaugen …« Ogs Rechte näherte sich ihrer Brust. Seine Wurstfinger wollten sich gerade darum schließen, als Shúria heftig zu husten begann.
    Die Auslöser für den Anfall waren Ekel und schiere Angst. Als sich der König erschrocken zurückzog, erkannte sie die Nützlichkeit der Attacke und baute die Vorstellung noch aus. Sie beugte sich mit dem Oberkörper vor, würgte grauenerregend und trommelte sich auf die Brust. Aus den Augenwinkeln schielte sie unter den ausladenden Bauch des Lüstlings, konnte aber nichts Bedrohliches entdecken.
    »Was ist? Hast du dich verschluckt?«, fragte er entsetzt.
    Shúria schüttelte den Kopf, machte eine beschwichtigende Geste, röhrte und hustete jedoch weiter. »Ich …« Wieder bellte sie wie ein tollwütiger Hund. »Ich habe versucht, es zu unterdrücken, Majestät.«
    Og wagte sich einen Schritt vor und berührte mit der Spitze des rechten Ringfingers ihre Stirn. Hektisch ging er wieder auf Abstand. »Du bist ja ganz heiß und schwitzt wie ein Schwein.«
    Schweine schwitzen nicht . Seine Angst, sich bei ihr anzustecken, gab ihr Auftrieb. Voller Ingrimm spielte sie weiter ihre Rolle. »Es tut mir leid, Majestät. Bitte werft mich nicht in den Ofen. Ich wollte Euch ja erzählen, dass ich mich bei meinem Sohn angesteckt haben muss. Bestimmt ist es nur eine harmlose Hitzewallung. Ich glaube, ich habe auch keine Blutungen außerhalb der Regel. Wenn Ihr also die heilige Vereinigung trotzdem mit mir …«
    »Hat das Fieber deinen Verstand verbrannt, du närrisches Weib?«, quiekte Og bestürzt. »Bleib mir nur vom Halse.« Er schnaufte ein paar Mal, vermutlich um seinen erhitzten Allgemeinzustand auf ein erträgliches Maß abzukühlen. »Weißt du, was ich mit Frauen mache, die sich mir verweigern? Ich werfe sie in einen kalten Ofen, der ganz langsam angefeuert wird – zur Besänftigung des Großen Fisches.«
    Unwillkürlich glitt ihr Blick an seinem Bauch herab. Wohl eher für den kleinen Fisch. »Ich flehe Euch an, Majestät. Was hätte ich denn tun sollen? Bestimmt geht es mir schon bald wieder besser. Oder bin ich jetzt nicht mehr begehrenswert für Euch?«
    »Weiber!«,

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