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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Teppich, den Vorhängen, den Kissen und den Wandbehängen glitzerten Goldfäden. Wie im Hochzeitshaus hatten fleißige Hände allerlei Gaumenfreuden bereitgestellt, die hier allerdings auf goldenen Platten angerichtet waren. In einem großen, goldenen Käfig turtelten honiggelbe Sittiche.
    »Ziemlich protzig, was?«, sagte Selvya.
    Shúrias Blick kehrte zu der Dienerin zurück. Deren fast mädchenhafte Unbekümmertheit irritierte sie. »Was genau ist Eure Aufgabe?«
    »Reicht mir Eure Hände. Beide bitte.«
    Der Eunuch hatte sie zuvor gründlich nach scharfkantigen Gegenständen durchsuchen lassen. Es gab also nichts, das sie vor der Rothaarigen verbergen musste. Bereitwillig gehorchte sie.
    Selvyas Haut fühlte sich erfrischend kühl an.
    »Was Eure Frage betrifft: Ich bin Schätzerin , so etwas wie der Mundschenk für das Schlafgemach …«
    Erschrocken entzog sich ihr Shúria. »Verlangt der König etwa, dass ich mit einer Frau das Bett teile?«
    Der Dienerin entfuhr ein raues Lachen. »Keine Sorge. An seine Hetären lässt er niemand anderen heran. Ich soll nur herausfinden, ob ihm eine von ihnen Übles will.«
    »Könnt Ihr mir ins Herz schauen?«
    »Nein. Ich habe niemals gehört, dass jemand diese Gabe besitzt. Darf ich noch einmal Eure Hände …?« Selvya streckte ihr die eigenen entgegen, die Handflächen nach oben gerichtet, und bewegte die Finger.
    Widerstrebend kam Shúria der Aufforderung nach.
    »Ich sehe nur, was für gewöhnliche Augen unsichtbar bleibt«, erklärte die Dienerin und griff abermals zu. »Als junges Ding habe ich dem Oberpriester mit meiner Gabe gedient … Eure Hände sind ganz heiß.«
    »Ich glaube, mich plagt das Fieber.«
    »Am Tag nach dem Tod der Regentin war Eglon plötzlich wie ausgewechselt. Er hat mich nicht mehr gewollt. Es passte ihm wohl nicht, dass ich nicht wie er dem Großen Fisch dienen will …« Selvya verstummte auf einmal. Ihre Augen suchten den Kontakt mit Shúrias Blick.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte diese.
    »Wer seid Ihr?«
    »Ich … Hat man Euch das nicht gesagt?«
    »Nein. Das würde meine Gabe beeinflussen. Trotzdem ist mir, als kennte ich Euch.«
    »Ich bin zum ersten Mal in …«
    »Seid Ihr Shúria, die Frau von Taramis?«
    Sie entriss der Dienerin ihre Hände.
    »Habt keine Angst. Ich bin nicht Eure Feindin.«
    »Woher wollt Ihr wissen, wer ich bin?«
    »Weil ich den Zeridianer gesehen habe, obwohl er sich vor mir zu verbergen versuchte. Mit meiner Gabe. Später habe ich ihm und seinen Männern geholfen zu fliehen. Es war an dem Tag, bevor Eglon mich weggeschickt hat. In Euch ist etwas … von Taramis.«
    Shúria schnappte nach Luft. »Soll das heißen, ich bekomme ein Kind?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Wer bekommt ein Kind?«, tönte Ogs Eunuchenstimme plötzlich aus dem Hintergrund.
    Selvya ließ Shúrias Hände los, ging rasch auf Abstand zu ihr und verneigte sich vor dem König. Er beherrschte das Geviert einer geöffneten, zweiflügligen Tür. »Die Hetäre hat mich nur gefragt, was geschieht, wenn sie Euch ein Kind schenkt.«
    Og wackelte näher. Er war barfüßig. Seinen unförmigen Leib umfächelte ein Hemd in einer sichtbar luftigeren Ausführung als das, welches er zehn Tage zuvor auf dem Tempelvorplatz getragen hatte. Es schien ihn nicht zu stören, dass er sich darin fast hüllenlos den Blicken einer Bediensteten aussetzte. »Und? Hast du es ihr gesagt?«
    »Dazu kam ich nicht mehr, Majestät.«
    Der König wandte sich Shúria zu. »Du hast die Reinigungszeremonien der Bräute Dagons durchlaufen. Daher gehörst du laut Gesetz immer noch dem Großen Fisch und ich verkörpere den Gott, wenn ich bei dir liege. Solltest du ein Kind von mir bekommen, muss es ihm geweiht werden. Dein eigener Sohn wird verbrannt.«
    Shúria schwankte vor Angst um Ari. Sie brauchte zwei, drei tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen. Mit dir werde ich mich bestimmt nicht vereinen. Deshalb wird dem kleinen Löwen nichts geschehen. »Euer Fisch ist ein ziemlich unersättlicher Gott.«
    Og lächelte selbstgefällig. »Das stimmt. Allerdings ist es auch der deine. Jedenfalls solltest du so tun als ob. Man lebt einfach länger.« Er sah seine Dienerin an. »Du kannst dich jetzt entfernen.«
    Selvya zögerte.
    »Gibt es noch etwas? Ist die Hetäre ohne Arg?«
    »Das ist sie gewiss, Majestät. Ich denke nur …«
    »Dann ist ja alles bestens. Geh nun, Selvya. Ich brenne darauf, meine stolze Festung zu erobern. Vor morgen Nacht werde ich deine Dienste

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