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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich in den Türpfosten.
    Ohne Zögern griff das Feuermädchen in die Flammen und erstickte sie mit der Hand. »Ich kümmere mich um Shúria und die Kinder. Verschafft uns etwas Zeit«, sagte sie in ihrer abgeklärten Art, wandte sich von ihm ab und lief ins Haus.
    Jagur schwang seine Axt herum, fegte ein zweites Brandgeschoss aus dem Weg und brüllte: »Zeigt euch, ihr feigen Hunde. Verfluchte Gaukler!« Sein Blick ruckte nach links, wo Taramis stand. »Entschuldigung. War nicht gegen dich gerichtet.«
    »Schon gut. Kannst du sie mit Blindheit schlagen?«
    »Dazu müsste ich sie selber erst mal sehen …«
    »Vorsicht!« Taramis riss den Schild hoch und verhinderte, dass ein Pfeil den Kirrie traf.
    »Danke«, knurrte Jagur. »Wir stehen hier wie auf dem Präsentierteller. Lass uns lieber reingehen.«
    »Dann werden sie uns im Haus einschließen und es über unseren Köpfen abfackeln. Ich weiß etwas Besseres.«
    Taramis wandte sich wieder dem flirrenden Feld zu. Hoffentlich konnte er noch die Gabe heraufbeschwören, die er so lange vernachlässigt hatte. Als Fernwirker vermochte er nur auf Dinge oder Personen einzuwirken, die er sah oder von denen er zumindest genau wusste, wo sie sich befanden. Mehr war hier auch nicht nötig. Er konzentrierte sich auf die dunkle Ackerkrume. Sie war schwer vom Morgentau.
    Sein Geist fuhr wie eine Windbö in die lose Erde, riss die feuchten Sandkörnchen aus der Krume und wirbelte sie empor. Mit einem Zischen fegten sie über das Feld und blieben an allem hängen, das vom Boden aufragte.
    Überall erschienen bewaffnete Krieger zum Vorschein. Ihre Zahl nahm rasch zu, bis es mindestens zweihundert waren. Etwa vier Dutzend saßen auf Stegonten, die Taramis an Rhinozerosse nach einem Schlammbad erinnerten. Man hätte meinen können, sämtliche Lebewesen dieser Armee bestünden nur aus Sand. Von manchen waren nur die Beine, der Oberkörper oder das Haupt zu sehen. Fischköpfe befanden sich nicht darunter.
    Die enttarnten Krieger ließen nun alle Vorsicht fahren und stürmten mit lautem Gebrüll auf das Gehöft zu. Die Angriffslinie beschrieb einen weiten Bogen, dessen Enden bis zum Meeresufer reichten.
    »Meine Fresse!«, keuchte Jagur. »Das wird ein hartes Stück Arbeit.«
    Taramis deutete zu den Rändern der vorrückenden Kette. »Wir müssen verhindern, dass sie uns den Weg zum Ufer abschneiden.«
    »Sollen wir sie einzeln erschlagen, oder willst du mir die Spielereien aus deiner Trickkiste zeigen, von denen du neulich erzählt hast?«
    »Bin schon dabei.« Er schloss kurz die Augen, um sich auf seinen »Abwehrzauber« zu konzentrieren. Der Boden zitterte unter den heranstampfenden Stegonten.
    Ein weiterer Pfeil zischte herbei. Mit einem vernehmlichen Pling! fegte Jagurs Axt ihn aus dem Weg. »He!«, brüllte der kleine Recke. »Warum schießt ihr nicht zur Abwechslung mal auf ihn?«
    »Vielleicht, weil sie mich lebend kriegen wollen?«, murmelte Taramis abwesend. Er spürte, wie die feindliche Linie den ersten Verteidigungsgürtel erreichte.
    »Entschuldige, wenn ich störe, aber wie lange gedenkst du noch zu warten?«, brummte Jagur.
    »Bis jetzt !«, stieß Taramis hervor und riss die Augen auf. Kraft seines Willens hatte er eine Reihe verborgener Mechanismen ausgelöst. Unter Abdeckungen aus Reisigbündeln und einer dünnen Schicht Erde schnellten Schwungarme herum, an deren Enden sich Feuersteine befanden, welche ihrerseits gegen Eisenbänder schlugen, die Funken auf Zunderwatte warfen. Die mineralischen Kissen entzündeten sich und steckten ein explosives Gemisch aus Birkenpech und leicht entflammbaren Zutaten in Brand.
    Aus einem halbkreisförmigen Graben rund um das Gut schoss plötzlich eine Wand aus Feuer und Rauch hervor. Im Nu verwandelte sich der Schauplatz in eine Szene des Schreckens.
    Einige Angreifer waren direkt in die Flammen geraten und taumelten als lebende Fackeln über das Feld. Ein brennender Stegont raste in wilder Panik in die Feuerbarriere und dahinter, wie die grauenhaften Schreie der zu Boden getrampelten Krieger verrieten, in die eigenen Schlachtreihen hinein.
    »Das wird sie aber nicht lange aufhalten«, mäkelte Jagur.
    »Die Feuerfurche ist erst der Anfang«, antwortete Taramis. »Sie soll dem Feind die Sicht nehmen.«
    Vom Himmel stieß jäh etwas Dunkles auf ihn herab. Instinktiv riss er Ez hoch.
    »Das ist Tosu!«, rief Siath von der Tür her. Gerade war sie aus dem Haus gekommen, so als habe sie die Ankunft ihres gefiederten Gefährten gespürt.

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