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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verwandelte. Im Ton des kleinen Recken schwang etwas mit, das Taramis einen Schauder über den Rücken jagte.
    »Was gibt es?«
    »Komm nach draußen. Ich muss dir was zeigen.« Jagur drehte sich um und verschwand aus der Tür.
    Taramis drückte Shúrias Hand. »Es wird alles gut, Schatz.« Er küsste sie und Aïschah auf die Stirn und strich seinem Sohn durchs Haar. »Versprichst du mir, auf Mama und deine Schwester aufzupassen, bis ich zurückkomme?«
    Ari nickte ernst.
    Beim Durchqueren des Wohnraumes griff Taramis seinen Feuerstab. Lehi hielt bei ihrer Arbeit inne – sie war gerade dabei, Kleidungsstücke aus einer Wäschetruhe in Ledertaschen zu packen. Mit ihrem knubbeligen Daumen deutete sie zur Haustür und sagte: »Da draußen ist keine Menschenseele zu sehen. Trotzdem fuchtelt Jagur mit seiner Axt herum, als wolle er eine ganze Armee in Angst und Schrecken versetzen. Der Sturkopf will mir nicht verraten, was los ist. Meint wohl, er kann mir die Aufregung ersparen. Ich kenne ihn zu gut, um mir von ihm etwas vormachen zu lassen, Taramis. Irgendwas braut sich da zusammen.«
    »Dann ist es besser, du beeilst dich, Lehi. Hilf bitte Shúria, sich anzuziehen und die Kinder reisefertig zu machen. Wenn Ischáh mit ihrem Schwaller kommt, solltet ihr bereit sein.« Er hatte die kleine Frau seines Kirriefreundes in den letzten Tagen zu schätzen gelernt. Sie besaß das seltene Talent, immer gleich den Kern einer Sache zu sehen, ohne sich von irgendwelchem Blendwerk ablenken zu lassen. Deshalb beherzigte er ihren Rat und nahm sein Schwert Malmath sowie den Schild Schélet von der Wand. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als die Kirrie ihn erneut ansprach.
    »Und Leviat?«
    »Was?«
    »Du solltest das Hemd der Unverwundbarkeit tragen. Immerhin hast du dein Leben dafür aufs Spiel gesetzt, es unserem toten König abzunehmen.« Sie griff in die Kleidertruhe, zog die fahl schimmernde Tunika heraus und reichte sie ihm mit einem wissenden Lächeln. »Ist nur so ein Gefühl.«
    Er streifte sich rasch das aus dem Gewölle des Drachen Lurkon gesponnene Gewand über und eilte nach draußen.
    Vor dem Haus erwarteten ihn Jagur und Siath. Der Kirrie hob die Augenbrauen, als er das Hemd sah, das im frühen Licht des Tages wie Perlmutt irisierte. Ohne darauf einzugehen, deutete er dann mit seiner blitzenden Streitaxt zum Feld hinaus. Bis zum nahen Mischwald erstreckten sich zweieinhalb Morgen bestes Ackerland. Die vom Pflug gezogenen Furchen traten in der tief stehenden Morgensonne als dunkles Streifenmuster hervor. »Siehst du das Flirren auf der Krume? An einem heißen Sommertag würde ich mir darüber nicht meinen brummenden Schädel zerbrechen, aber wir haben Frühling, und die Sonne ist gerade erst aufgegangen.«
    Sofort war Taramis hellwach. Unbewusst beschwor er die Zähe Zeit herauf, die jede Bewegung um ihn herum zu verlangsamen schien. Während er sich eilig den Schwertgurt umschnallte, spähte er aus schmalen Augen in die angegebene Richtung.
    Tatsächlich! Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu. Über dem braunschwarzen Acker flimmerte die Luft wie auf einem heißen Backblech. Es sah aus, als zitterten die mächtigen Bäume im Hintergrund wie Espenlaub.
    »Da treibt jemand sein Spiel mit uns«, sagte Siath.
    Taramis nickte. »Offenbar bin ich nicht der einzige Gaukler hier. Hast du eine Ahnung, wer oder was das sein könnte?«
    »Ich spüre etwas Bedrohliches. Etwas Animalisches. Mühsam gebändigte Angriffslust. Das Gleiche habe ich auch in Peor in der Nähe von Stegonten gefühlt. Es müssen mehrere Dutzend sein.«
    Taramis sträubten sich die Nackenhaare bei der Vorstellung, einer Phalanx von Dreihörnern gegenüberzustehen. Selbst die mächtigsten Schlachtrösser wirkten im Vergleich zu diesen gewaltigen Echsen wie Rehkitze. Sie waren Kampfmaschinen aus Muskeln, Sehnen, Schuppen und Elfenbein. Ihr Körper hatte etwas von einem riesenhaften Stier, und der Schädel war ein Rammbock mit einer herzförmigen Knochenplatte, zwei langen, gebogenen Hörnern auf der Stirn und einem dritten auf dem Nasenrücken .
    »Geh sofort ins Haus!«, raunte Taramis. Er verließ sich auf Siaths Urteilskraft, die als Angehörige des Gartenvolkes einen unbestechlichen Sinn für solche Dinge besaß.
    Unvermittelt hörte er ein Zischen, das die Reflexe des Kriegers in ihm weckte. Er riss den Arm hoch und stieß die Ganesin zur Seite. Wie aus dem Nichts erschien ein Brandpfeil und verfehlte sie um ein Haar. Schnarrend bohrte er

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