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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verschwunden.
    »Hast du ihn getroffen?«, fragte Jagur.
    »Wohl eher nicht. Sonst würde der Angriff ins Stocken geraten.« Taramis machte den Bogen abermals schussbereit.
    »Ich wüsste zu gerne, warum uns die Drachenmänner nicht mit Pfeilen eindecken. Wieso nehmen sie so schwere Verluste in Kauf?«
    »Frag mich was Leichteres.«
    Obwohl sich die Reihen der Gegner tatsächlich stark gelichtet hatten, rückten immer noch weit über hundert Krieger auf das Gehöft vor. Vorneweg ritten die Stegontenreiter. Die säulenartigen Beine der Tiere stampften alles in Grund und Boden.
    »Jetzt!«, flüsterte Taramis, als die ersten Dreihörner die unsichtbare Verteidigungslinie erreichten und samt ihren Reitern in den Wassergraben stürzten.
    Das durch den Kanal schießende Wasser riss Mensch und Tier mit sich. Wer in den brodelnden Fluten nicht ertrank, würde sich im Ätherischen Meer wiederfinden. Der Gegner verlor weitere vier oder fünf Stegonten, ehe die Angriffslinie abermals zum Stehen kam.
    »Das war’s«, ächzte Taramis. Ihm war schwindelig.
    »Du meinst, ich darf endlich kämpfen?«, fragte Jagur hoffnungsvoll.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du deine Lehi nur im Notfall benutzt.«
    Jagur grunzte. »Ach, und was ist das jetzt gerade?«
    »Eine knifflige Lage.«
    Er schnaubte. »Haarspalterei!«
    »Und weich mir nicht von der Seite, hörst du?«
    »Hast wohl Angst, dass ich am Ende mehr Kerben auf meinem Axtstiel habe als du auf deinem Bogen?«
    »Ich will nur nicht, dass dich ein Pfeil trifft. Sieht ja so aus, als wollten die Burschen mich schonen.«
    Die Stegontenreiter zogen sich ein Stück zurück, um ihren unberittenen Kameraden Platz zu machen, die mit Lanzen den Boden nach Fallgruben absuchten. Bald hatten die Kesalonier den Verlauf des Grabens abgesteckt. Sie reihten sich daran auf, und es geschah, was Taramis befürchtet hatte. Die Bogenschützen schossen Brandpfeile auf das Gehöft ab. Damit sein Schwindel nicht vorzeitig aufflog, schuf er die Illusion brennender Häuser, was ihn zusätzliche Kraft kostete.
    Aus dem Wald erscholl ein Horn.
    »Was hat das jetzt zu bedeuten?«, knurrte Jagur.
    »Ich fürchte, nichts Gutes«, antwortete Taramis. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    Aus den letzten Rauchschwaden, die aus der Feuerfurche aufstiegen, tauchten Krieger mit langen Leitern auf.
    »Man könnte glauben, die wollten eine Burg erstürmen«, bemerkte der Kirrie unwirsch.
    »Sie scheinen zu wissen, wer sie hier erwartet, und haben sich auf alle möglichen Schwierigkeiten eingestellt.«
    »Möglich wär’s. Jedenfalls sind die hässlichen Kerle mit den Leitern ruck, zuck auf unserer Seite des Kanals.« Der kleine Recke schwang seine Streitaxt nach oben, sodass der Schaft auf seiner Schulter zu liegen kam.
    »Gönn deiner Lehi noch etwas Ruhe«, gemahnte ihn Taramis zur Besonnenheit. »Mit jedem getöteten Mann machst du dir eine ganze Familie zum Feind.«
    Jagur stöhnte. »Du bist viel zu nachsichtig mit diesen Geisterbeschwörern.«
    »Keineswegs. Ich möchte nur, dass der Blender von Karka zur Abwechslung mal seine besonderen Talente einsetzt. Schick sie baden, mein Freund.«
    »Meine Geisteskraft ist ebenso wenig unerschöpflich wie die deine«, brummte der Kirrie. Zornig funkelte er die Reihen der tätowierten Krieger an.
    Jenseits des reißenden Wasserlaufs wurden Sturmleitern in Stellung gebracht und herumgeschwenkt. Kaum überbrückten sie das Hindernis, machten sich die Kesalonier auch schon an die Überquerung.
    Die schnellsten von ihnen verloren als Erste ihr Augenlicht. Mitten auf dem Überweg begannen sie entsetzt zu kreischen, orientierungslos mit den Armen herumzufuchteln und ins Leere zu tappen. Einer nach dem anderen fiel in den Graben und wurde vom Wasser mitgerissen.
    »So habe ich mir das vorgestellt. Das verschafft uns etwas Zeit«, sagte Taramis. Besorgt sah er sich nach den falschen Gebäuden um. Täuschte er sich, oder lösten sie sich tatsächlich auf wie ein fadenscheiniger Wandteppich? Und daneben meinte er bereits das echte Wohnhaus wie eine flimmernde Luftspiegelung zu erahnen. Verzweifelt mobilisierte er seine letzten mentalen Reserven. Mittlerweile rann ihm von der ungeheuren Anstrengung der Schweiß in Strömen übers Gesicht.
    Aus dem Hintergrund erscholl abermals das Kriegshorn der Drachenmänner.
    »Der Anführer gibt neue Anweisungen«, kommentierte der Kirrie das Signal.
    »Was macht dein Donnerkeil, Jagur?«
    »Seine Stimme hallt leise in

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