Die Zeugin
Purpurperlen ihrer Kette nuckeln. »Diese Schurken wollten mich umbringen. Sie als Gauner zu bezeichnen, ist viel zu milde.«
»Nein, sie heiÃen wirklich so«, erklärte Kendall.
Sie blickte von den Karteifotos auf und sah Pepperdyne an, der sie gefragt hatte, ob sie die beiden Männer kenne, die jetzt im Gefängnis von Sheridan saÃen. Man hatte sie an der von
Ricki Sue beschriebenen Stelle gefunden: an je einen Baum gefesselt, nackt und mit Moskitostichen übersät.
»Henry und Luther.« Sie erzählte ihnen von dem Fiasko mit Billy Joe Crook. »Seine Familie wollte sich an mir rächen, daher beteiligten sie sich wohl an der Jagd, um mich noch vor Matt und Gibb aufzuspüren.«
»Und ich hätte ihnen fast dabei geholfen.« Ricki Sue traten Tränen in die Augen. »Ich darf gar nicht daran denken, was hätte geschehen können, nur weil ich blau war und meine groÃe Klappe nicht halten konnte.«
Kendall beugte sich über Pepperdynes mit Papieren gepflasterten Schreibtisch und drückte ihr aufmunternd den Arm.
»Im Gegenteil, wenn du nicht gewesen wärst, dann wären Agent Pepperdyne und seine Leute zu spät gekommen. Bis sie eintrafen, hat John ... Dr. McGrath die beiden geschickt hingehalten.« Sie wurde rot.
John hatte sich geweigert, länger als eine Nacht im Krankenhaus zu bleiben, und hing jetzt neben ihr, auf eine Krücke gestützt, totenbleich, mit seiner Narbe an der Stirn, das gebrochene rechte Bein immer noch eingegipst und den linken Arm in einer Schlinge. Die Kugel aus Gibbs Gewehr hatte seine Schulter durchschlagen und war am Rücken wieder ausgetreten. Sie hatte seine Schlagader um Haaresbreite verfehlt. Immer wenn Kendall daran dachte, wie knapp er dem Tod entronnen war, schnürte sich ihr die Kehle zu.
Pepperdyne lieà ein Räuspern vernehmen, um die gefühlsbeladene Stille zu durchbrechen. »Die Regierung ist bereit, für Ihre Aussage gegen die Mitglieder der Bruderschaft im Gegenzug alle Anklagen gegen Sie fallenzulassen.«
»Das ist sehr groÃzügig«, stellte sie fest.
»Na ja, eine Entführung läÃt sich nur schwer beweisen, wenn das Entführungsopfer das Geständnis verweigert, ab wann es
mit dem Täter gemeinsame Sache gemacht hat.« Pepperdyne warf John einen finsteren Blick zu.
»Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete der mit Engelsmiene.
»Sehr witzig.« Pepperdyne schlug die Akte zu und erhob sich, um das Gespräch zu beenden. »Mià Robb, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
»Glauben Sie bloà nicht, daà Sie mich so leicht loswerden, Pepperdyne«, antwortete Ricki Sue. »Sie bleiben doch bis zum Ende des Prozesses in South Carolina, richtig?«
»Mit Unterbrechungen, ja.«
»Ich werde auch dort sein.« Sie feixte. »Ich soll mitkommen und mich um Kevin kümmern, während Kendall ihre Verhandlungen absolviert.«
»Aha.«
»Sparen Sie sich die Schreckensmiene. Und vergessen Sie nicht, daà Sie mir noch einen Abend schulden.«
»Wie könnte ich das vergessen, wo Sie mich doch alle zehn Minuten dran erinnern?«
Plötzlich flog die Bürotür auf, und ein junger Mann stürzte herein.
Kendall erbleichte.
Ricki Sue stöhnte. »O nein. Jetzt ist die Kacke wirklich am Dampfen.«
Der junge Mann sah die beiden Frauen an. »Hallo, ihr beiden.«
»Hi.«
»Hi.«
»Wie gehtâs so?«
»Gut.«
»Gut.«
»Wer ist das?« fragte John.
»Wer ist hier der Bo�« bellte der Neuankömmling.
Pepperdyne trat einen Schritt vor. »Ich.«
»Was soll hier eigentlich dieser Zirkus? Ich kapiere gar nichts mehr. Was habe ich damit zu schaffen? Ich dachte, über die Sache wäre längst Gras gewachsen.«
»Beruhigen Sie sich«, beschwichtigte ihn Pepperdyne.
»Mich beruhigen? Von wegen. Ich sitze ahnungslos in meinem Apartment in Rom und lasse mir gerade meine Pasta schmecken, als plötzlich diese zwei Knallchargen aufkreuzen und mir ihre US-Marshal-Ausweise unter die Nase klemmen. Ehe ich mich versehe, hat mich Onkel Sam mit einem Flugzeug in die Staaten verfrachtet.«
Tief enttäuscht stemmte er die Hände in die Hüften und keifte in die Runde: »Also, was ist jetzt?«
»Ich glaube, bis auf John kennen Sie hier alle.« Pepperdyne wandte sich an seinen Freund und sagte: »John, darf ich dir Kendall Deaton
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