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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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wissen, was für eine Lügnerin sie ist, Burnwood«, sagte John. »Sie wären schön blöd, ihr zu glauben.«
    Â»Ich lüge nicht, Gibb. Er hat sein Gedächtnis heute morgen wiedergefunden. Er war außer sich, als ihm aufging, wie ich ihn an der Nase herumgeführt habe. Er wollte mich den Behörden übergeben, weil ich ihn entführt hatte. Ich war dabei zu fliehen, als ihr plötzlich aufgetaucht seid.« Sie redete beschwörend auf ihren Schwiegervater ein. »Wenn du ihn tötest, ermordest du damit einen Unschuldigen, der nur seine Aufgabe erledigt hat. Das würdest du doch nicht wollen, oder? Johns Ehrenkodex ist deinem ganz ähnlich. Er glaubt an das, was er tut, und wird sich auf keinen Fall davon abhalten lassen, demgemäß zu handeln. Bitte, Gibb. Das ist die Wahrheit, ich schwöre es dir. Er wußte nicht, daß ich vor Gott immer noch Matts Ehefrau war.«
    Er sah John lange und nachdenklich an.
    Schließlich seufzte er schwer. »Kendall, du hast wirklich schon überzeugender gelogen. Ich glaube dir kein Wort. Der Mann, der meinen Sohn zum Hahnrei gemacht hat, muß sterben.«
    Er krümmte den Finger um den Abzug, aber ein plötzlicher unerwarteter Laut hielt ihn noch einmal zurück. Wenn Gibb ein Geräusch sofort erkannte, dann das Klicken eines gespannten Abzugs. Er erstarrte und sah zu Kendall hinüber.
    Â»Wenn du ihn tötest, drücke ich ab.« Kendalls Stimme klang nicht mehr dünn und hysterisch, sondern stahlhart vor Entschlossenheit.
    Â»Mein Gott«, flüsterte Gibb. Die Farbe wich aus seinen roten Wangen.
    Â»Ganz recht, Gibb. Auch Kevin werde ich vor dir beschützen, selbst wenn ich das nur auf diese Weise tun kann. Er soll lieber sterben, als eine Minute allein mit dir verbringen.«
    Kevin war, völlig erschöpft vom Schreien, an ihrer Brust
eingeschlafen, doch an seinen Wimpern glitzerte immer noch eine Träne. Die Lippen hatte er leicht geteilt und vorgeschoben.
    An seiner Schläfe lag der Lauf von Johns Pistole.
    Auf den Zusammenprall an der Küchentür waren die Burnwoods genausowenig gefaßt gewesen wie Kendall. Während die Männer sie in die Küche zurückgescheucht hatten, hatte sie die Pistole in ihrer Rocktasche verschwinden lassen. Allerdings war ihr bis zu diesem Augenblick nicht klar, wie sie die Waffe einsetzen würde.
    Gibb hatte die Fassung wiedergefunden. Er belächelte ihren Auftritt sogar. »Das würdest du nie tun.«
    Â»O doch.«
    Â»Dafür liebst du ihn zu sehr, Kendall. Alles, was du getan hast – nach Denver zu fliehen, den Marshals zu entkommen und dich hier zu verstecken –, hast du nur auf dich genommen, um ihn zu schützen.«
    Â»Genau – vor dir ! Falls du John erschießt...«
    Der Knall riß sie hoch. Sie sprang so unvermittelt aus ihrem Stuhl hoch, daß er nach hinten kippte und zu Boden fiel.
    Â»Und was ist, wenn ich John erschieße?« höhnte Gibb.
    Entsetzt taumelte Kendall rückwärts, bis sie an die Anrichte stieß. Ungläubig starrte sie auf Johns zusammengekrümmten Körper. Er war zur Seite gekippt und lag mit der Wange auf dem Boden. Unter ihm sammelte sich Blut.
    Â»Und?« Gibb war aufgestanden. Er trat einen Schritt auf sie zu. »Gib mir meinen Enkel.«
    Irgendwie hatte sie es geschafft, Kevin nicht fallen zu lassen, als sie aus dem Stuhl hochgeschreckt war. Doch sie hatte ihn dadurch rüde aus dem Schlaf gerissen, und er weinte wieder. Die Pistole hing bleischwer in ihrer kraftlosen Hand. Leblos baumelte ihr Arm herab.

    John bewegt sich nicht mehr. John blutet so stark. John ist tot. Er hat John umgebracht.
    Sein scharfer Jagdinstinkt ließ Gibb ahnen, daß seine Beute sich gleich ergeben würde. Er glitt näher.
    Sie hob den Arm. Ihre Hand zitterte so stark, daß es so aussah, als hätte sich die Pistole darin festgefressen, und sie versuchte, sie abzuschütteln. »Zwing mich nicht dazu, Gibb. Bitte.«
    Â»Du würdest dein Baby nicht umbringen, Kendall.«
    Â»Stimmt. Ich würde mein Baby nicht umbringen.«
    Sie schwenkte die Waffe auf Gibb, und ein dritter Schuß hallte durch das kleine Haus.

46. Kapitel
    Â»John!«
    Kendall machte einen Satz über Gibbs Leiche und kniete neben John nieder. »John? John?« Sie drehte ihn behutsam auf den Rücken.
    Â»Ist die Bestie tot?«
    Â»Gott sei Dank, du lebst.« Sie bückte

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