Die Zombie-Jäger
Apparat.
»Ist es der Zombie?«
»Ja.«
Für einen Moment schloß ich die Augen. In meinem Innern schrie es auf. Ich stellte mir vor, was dieser Kannibale mit der Frau machen würde, wenn er in ihr Haus eindrang...
»Sind Sie noch da?«
»Das bin ich. Bleiben Sie bitte ganz ruhig, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Sie sind noch im Haus?«
»Sicher.«
»Und er?«
»Ich... ich... glaube. Er ist wohl draußen. Ich habe eine Gestalt durch den Garten huschen sehen. Es ist bestimmt kein normaler Einbrecher. Es ist dunkel, klar, aber ich habe ihn trotzdem erkannt. Er ist ja sehr groß, ehrlich. Das kann nur er gewesen sein.«
»Okay, ich komme. Ich bin so schnell wie möglich bei Ihnen. Es wird trotzdem dauern, weil wir uns hier am See aufhalten. Bleiben Sie nur im Haus. Versuchen Sie, sich zu verstecken...«
»Bitte, kommen Sie schnell.«
»Ja, Laura, ja.«
Sie hatte die Verbindung schon unterbrochen. Ich steckte das Handy ein. Bill und Suko starrten mich an. Die beiden hatten den genauen Wortlaut des Gesprächs zwar nicht mitbekommen, doch meinen Antworten hatten sie entnehmen können, worum es ging.
Ich streckte Suko die rechte Hand entgegen. »Gib mir deinen Wagenschlüssel.«
Sekunden später lag er auf meiner Hand. Bevor ich weglief, klärte ich sie noch auf. »Der Zombie ist nicht im Wald. Wahrscheinlich schleicht er durch Laura Lintock’s Garten.«
»Gütiger Himmel«, flüsterte Bill Conolly, aber das hörte ich schon nicht mehr...
***
Laura Lintock hockte auf dem Boden und in einem toten Winkel. So konnte sie durch das Fenster des großen Wohnzimmers nicht gesehen werden. Zusätzlich stand ein Sessel als Deckung neben ihr. Sie atmete heftig. Sie blieb sitzen und stützte sich mit der Schulter an der Sesselseite ab. Ihr Gesicht war angespannt und schweißbedeckt. Sie ließ die letzten Ereignisse noch einmal Revue passieren.
Dabei wunderte sie sich, wie klar sie trotz ihrer Panik denken konnte.
Vor der Dämmerung hatte sie sich irgendwie gefürchtet. Dieses Gefühl war schleichend gekommen, wie eben die Dunkelheit, wenn sie den Tag verdrängt. Als sich die Männer aus London verabschiedet hatten, war sie noch guter Hoffnung gewesen, daß sie den verfluchten Kannibalen fingen und vernichteten. Dieses gute Gefühl jedoch war mehr und mehr verschwunden. Die Realität sah anders aus, und als es dann dunkel geworden war, hatte sie sich in ihrem Haus wie in einem Gefängnis gefühlt, das von mächtigen Feinden umgeben war.
Laura war immer froh gewesen, in einer ruhigen Straße zu leben. Dieses Gefühl war nicht mehr vorhanden. Jetzt lagen die Dinge anders. Der Garten war ein Ort der Einsamkeit und der Gefahr. Zur Vorderseite hin gab es zwar Licht, aber diese gelbe Streuung konnte sie nur als lächerlich ansehen.
Gegenüber lag ein Haus. Es wurde von einer Familie mit Kindern bewohnt, doch das Gebäude selbst war nicht zu sehen, weil es hinter hohen Bäumen versteckt lag.
Irgendwann war sie an das Fenster des Wohnzimmers getreten. Diese große Scheibe ließ eine freie Sicht auf den ebenfalls großen Garten mit all seinen Bäumen zu. Er erstreckte sich weit und endete erst an einem Acker, der früher einmal eine Schafweide gewesen war.
Dort lauerte die Finsternis. Kein Mensch verlief sich in diese düstere Ecke.
Es gab dort auch keine Lampe. Wenn es in der Dunkelheit heller wurde, dann lag es allein an den Gestirnen, und die waren an diesem Abend von grauen Wolken verdeckt.
Angst erfaßte sie wieder, als sie die Gestalt sah, die zwischen den Bäumen umherhuschte.
Ein Mensch und trotzdem keiner.
Er sah nur wie ein Mensch aus, aber er war größer als ein normaler. Sofort hatte sich Laura wieder an den schrecklichen Film erinnert. Durch ihn war ihr die Gestalt bekannt, und jetzt erlebte sie jemand, der mit den gleichen Bewegungen über das Grundstück irrte.
Er war gekommen, um sie zu holen. Ace war ihm nicht genug gewesen, er wollte auch seine Frau.
Der Anfall von Panik war so schnell nicht vergangen. Die Wellen der Furcht trafen sie wie mit einer Peitsche geschlagen. Laura hatte für einen Moment den Überblick verloren, und sie wäre beinahe aus dem Haus in die Dunkelheit gerannt.
Im letzten Augenblick hatte sie sich anders besonnen.
Sie ging davon aus, daß der Kannibale einen gewissen Instinkt und eine Witterung besaß, die es ihr unmöglich machte, die Flucht zu ergreifen. Er würde sie immer kriegen, wo sie auch hinlief und sich zu verstecken versuchte.
Deshalb blieb sie im Haus, und es
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